Horst D. Deckert

Reitschuster & Bundespressekonferenz: Die brave Frau Ernst von der SZ

Boris Reitschuster (Foto:Imago)

Brave Mädchen sind in gewissen Zusammenhängen ein Problem. Brave Mädchen tun nämlich, was man ihnen sagt. Zum Problem wird das, wenn ihnen der Falsche etwas anschafft. Richtig gefährlich wird es, wenn er Macht und diabolische Absichten hat, die er hinter der Maske des Frauenverstehers versteckt. Da reicht es unter Umständen, daß er Chefredakteur ist. Wer bei der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) Chefredakteur wird, muß Frauenversteher sein. Wäre es anders, bekäme er dort nicht einmal einen Pförtnerposten. Das Resultat: Ein Artikel wie der von der braven Frau Anna Ernst zum Thema „Reitschuster und die Bundespressekonferenz“. Sie hat sich wirklich angestrengt, den Wohlgefallen ihres Herrn und Meisters auf sich zu lenken. Wahrscheinlich ist sie zu allem Überfluß auch noch ambitioniert.

Boris Reitschuster darf nicht mehr an den Bundespressekonferenzen teilnehmen. Der langjährige Korrespondent des „Focus“ in Moskau betreibt den mit Abstand reichweitenstärksten Nachrichtenblog def freien Medien im deutschsprachigen Raum. Er erreicht so viele Leser wie die „Qualitätsmedien“, bisweilen sogar deutlich mehr. Und er hatte die unschöne Angewohnheit, die Bundespressekonferenz so zu nutzen, wie das in einer funktionierenden Demokratie mit ihrer Gewaltenteilung ursprünglich gedacht war: Er stellte die Fragen, welche die Antwortgeber aus den verschiedenen Ressorts entlarvten als das, was sie wohl sind: Arrogante Ignoranten, die entweder die angefragten Auskünfte nicht geben konnten oder nicht wollten. Boris Reitschuster riß den Demokratiedarstellern der Regierungsshow regelmäßig die Masken vom Gesicht. Er war der Störenfried auf jeder Bundespressekonferenz. Deswegen darf Reitschuster jetzt nicht mehr an diesen Konferenzen teilnehmen, auch wenn die offizielle Begründung eine ganz andere ist. Weiter unten mehr dazu. Das brave Mädchen von der „Süddeutschen Zeitung“ findet das auftragsgemäß klasse.

Vorherrschender Phänotyp der öffentlichen Weiblichkeit

Boris Reitschuster sieht sich als Opfer„, schreibt die brave Frau Anna Ernst recht folgsam. Sie ist Expertin. Brave Mädchen in Deutschland wissen nichts besser, als die Antwort auf die Frage, wie man sich wohl am besten als Opfer sieht. Die Opferfrau ist der vorherrschende Phänotyp bei der öffentlichen Weiblichkeit. Vermutlich deswegen scheint es die brave Anna für wesentlich zu halten, als was Boris Reitschuster sich sieht. Erwachsene Männer hätten sich eher dafür interessiert, ob Reitschuster das Opfer ist. Wie er sich sieht, wäre für erwachsene Männer nachrangig gewesen. Das ist dieser männliche Mangel an Empathie, wahrscheinlich. Die Empathie wollen die Opferfrauen nämlich gern für sich reserviert haben, weil die meisten von ihnen sonst nicht wüssten, womit sie punkten sollen. Frage also: Ist Boris Reitschuster das Opfer? Klare Antwort: Ja. Wie sieht er sich? – Egal.

Aus verständlichen Gründen war Boris Reitschuster nicht erfreut, als er Post von der Bundespressekonferenz bekommen hat. Bei Twitter richtete er sich dann – verständlicherweise wütend – an seine Follower. Das brave Mädchen von der „SZ“: Boris Reitschuster formulierte „suggestiv eine Anschuldigung, die kaum schwerer wiegen könnte: ‚Beginnt jetzt die ,Säuberung‘, ohne rote Linien?‘. Als das suggestive Element an Reitschusters Frage muß die süddeutsche Frau Anna Ernst wohl das Verb „beginnt“ identifiziert haben. Schließlich beginnen die Säuberungen nicht erst, sondern sie laufen schon eine ganze Weile. Reitschuster ist bei weitem nicht der erste, dem hierzulande die Arbeit schwer oder gar unmöglich gemacht werden soll. An der Uni Halle-Wittenberg wurde dieser Tage erst Professor Alexander Kekulé von seinem Lehrauftrag freigestellt, weil er dem gängigen Impfungs-Narrativ nicht folgen wollte.

Das Geheimnis der Suggestion

Die Liste der Künstler, die im Lauf dieser herbeidefinierten Pandemie mundtot gemacht wurden, ist inzwischen ellenlang. Das Verb „beginnt“ scheint Frau Anna Herbst dennoch nicht als den suggestiven Teil von Reitschusters Anschuldigung begriffen zu haben. Sie bezieht sich wohl eher auf das Substantiv „Säuberung“ im Zusammenhang mit den „roten Linen“, die der Kanzler nicht mehr akzeptieren will. Was daran suggestiv sein soll, bleibt Frau Anna Ernsts Geheimnis. Fakt ist: Die Säuberungen laufen seit geraumer Zeit gänzlich unsuggestiv und Scholz will keine roten Linien mehr anerkennen. Das muß man ihm glauben, weil Politiker bekanntlich niemals lügen. Deutsche Frauen haben es aber gern geheimnisvoll. Eine ihre suggestivsten Behauptungen ist, daß Männer sie nicht verstehen könnten. Sie wissen instinktiv, daß sie verloren haben, wenn sie nicht mehr für geheimnisvoll gehalten werden können. Das ist auch das einzige Verdienst der Feministen: Daß sich Männer keine Illusionen mehr machen müssen über Frauen im allgemeinen und stattdessen wissen, was für charakterlich wertvolle und überaus liebenswerte Lebewesen Hunde generell sind. Glücklich der Mann, bei dem das im Privaten anders ist. Das gibt es natürlich immer noch, weswegen meine Einlassung auch nicht auf die einzelne Frau gemünzt ist. Jedenfalls: Reitschusters Anschuldigung wiegt tatsächlich schwer. Sie ist nicht suggestiv, sondern realistisch. Es laufen Säuberungen und der Kanzler will keine roten Linien mehr akzeptieren. Ob das eine Frau Anna Ernst wahrhaben darf oder nicht, spielt nicht die geringste Rolle.

Jedenfalls sind natürlich auch die Leser von Reitschusters Blog empört, so, wie jeder aufrechte Demokrat. Frau Anna Ernst jedoch: „Für seine Fans ist Reitschuster ein Journalist mit unabhängiger, kritischer Stimme, um die sie offenbar nun fürchten.“ Zwischenresümee á la Ernst: Boris Reitschuster sieht sich … – und er ist etwas für seine Fans. Sie hätte natürlich auch schreiben können, daß sie selbst eine vollsubjektivistische Schriftgriffeline ist, die gern für relevant halten will, wie sich jemand sieht und was er für jemanden ist. Es ist ein Jammer mit den öffentlichen Frauen. Sie können und können meistens einfach nichts schreiben, was ein erwachsener Mann für relevant halten würde, wenn es ums Ganze geht. Die Romane von Frau Rosamunde Pilcher sind natürlich trotzdem „schön“. Und die Artikel von Frau Margarethe Stokowski im „Spiegel“ erstrecht.

Die Empörung der Aufrechten

Was sich an Frau Anna Ernsts Stellungnahme in der SZ zum Ausschluß von Boris Reitschuster von der Bundespressekonferenz (BPK) nicht bemängeln läßt, ist, daß sie die formalen Gründe für seinen Ausschluß korrekt wiedergibt. Die Bundespressekonferenz, der etwa 900 Korrespondenten angehören, hat in ihrer Satzung stehen, daß als Mitglied der BPK nur zugelassen ist, „wer hauptberuflich aus Berlin oder Bonn über Bundespolitik berichtet. Auf ihrer Webseite schreibt die BPK außerdem, Mitglieder müssten für deutsche Medien arbeiten.„. Und in der Tat scheint es da etwas zu hapern bei Boris Reitschuster. Seinen eigenen Impressumsangaben zufolge ist der Hauptsitz seiner „BRS-Media“ in Herceg Novi. Und das ist in Montenegro. Den Hauptsitz seiner „BRS-Media“ hat er den Angaben von Frau Anna Ernst bereits zum zweiten Mal dorthin verlegt, nachdem er zwischendurch wieder in Berlin gemeldet gewesen war.

Formalrechtlich betrachtet scheint der vorläufige Ausschluß Reitschusters von der BPK richtig begründet worden zu sein. Er hat 30 Tage Zeit, gegen seinen Ausschluß vorzugehen. Dazu wird er wohl die Ausschlußkriterien aus der Welt schaffen müssen. Formalrechtlich hätten wir allerdings auch ein gültiges Grundgesetz, das dem Kanzler rote Linien aufzeigt, die er nicht überschreiten darf. Formalrechtlich hätten wir auch eine funktionierende Gewaltenteilung – und objektiv betrachtet ist es so, daß wir in einer Rosinenpicker-Republik leben, bei der sich die Mächtigen nach Belieben aussuchen, was sie als formalrechtlich verbindlich akzeptieren wollen und was nicht. Deswegen bleibt es dabei, daß Boris Reitschuster von der BPK ausgeschlossen wurde, weil er unbequem ist, und daß dieser wahre Sachverhalt mit einer formalrechtlichen Begründung leider dennoch als unzutreffend bezeichnet werden darf. Formalrechtlich gesehen scheint Frau Anna Ernst also Recht zu haben. Die übliche Rosinenpickerei eben.

Der Krieg gegen die alternativen Medien

Richtig ist allerdings auch, daß es für die SZ wie auch für den „Spiegel“ und die „Zeit“ et al. nachvollziehbare Gründe gibt, sich gegen den Erfolg der alternativen Medien zur Wehr zu setzen – weil die ihnen im Lauf der Jahre – aus sehr verständlichen Gründen – jede Menge Leser abgezogen haben. Und ebenso richtig ist, daß sie sich damit nicht auf einer argumentativen und sachlichen Ebene beschäftigen, sondern auf einer wirtschaftlichen – und daß sie dazu den Umweg über Dritte nehmen – nämlich über die Anzeigenkunden von alternativen Medien (wie etwa Jouwatch und anderen Blogs). Sie wenden sich nicht an uns, sondern an unsere Anzeigenkunden und wollen uns diese abspenstig machen, leider mit Erfolg. Und das ist eine typisch „linke“ Vorgehensweise: Können wir unsere Gegner argumentativ nicht stellen, dann vernichten wir sie eben, egal wie. Das allerdings ist ein weiterer Grund für die Konsumenten dieser „Qualitätsmedien“, sich zu fragen, ob sie den „Informationen“ solcher Leute vertrauen wollen. Denn soviel ist sicher: Ein mieser Charakter ist auch dann ein mieser Charakter, wenn die Person, die einen hat, an ihre Leser denkt. Wenn sich der „Spiegel„, dieses Relotiusblättchen, seine sagenhafte Unabhängigkeit dadurch erhält, daß er sich mit 2,9 Millionen und mehr von Bill Gates in „Onkel Bills Spritzenpostille“ verwandeln läßt, dann sind alternative Medien die Heiligen der Gewaltenteilung. Und der Versuch, sie wirtschaftlich zu erwürgen, ist ein Anschlag auf die Demokratie. Die Presse soll schließlich als vierte Gewalt fungieren und nicht als geschmierter Botschaftenübermittler interessierter Kreise. „Reitschuster.de“ ist eine Reichweiten-Macht unter den alternativen Medien.

Sollte Boris Reitschuster wieder an der BPK teilnehmen wollen, wird gerade er wohl nicht umhin kommen, die formalrechtlichen Kriterien für seine Teilnahme buchstabengetreu zu erfüllen. Vorläufig ist davon auszugehen, daß bis auf Reitschuster alle anderen Mitglieder genau die Voraussetzungen erfüllen, auf deren Berücksichtigung gerade bei Reitschuster gepocht wird. Überprüft habe ich das nicht. Der hohe Wert, den seine Beiträge für die öffentliche Meinungsbildung haben, scheint für die BPK selbst nur eine nachrangige Rolle zu spielen. Andernfalls könnte sie ja bei den Formalien so großzügig sein wie in anderen Zusammenhängen auch. Dafür, daß dem nicht so ist, sprechen eben solche Artikel wie der von Frau Anna Ernst in der „Süddeutschen„.

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