Horst D. Deckert

Russischer Botschafter in Italien klagt gegen Zeitung

Am 22. März veröffentlichte die italienische Zeitung La Stampa einen Artikel, in dem der Mord am russischen Präsidenten Wladimir Putin in Erwägung gezogen wurde. Der Beitrag trug den Titel: «Guerra Ucraina-Russia: se uccidere Putin è l’unica via d’uscita» (Ukraine-Russland-Krieg: Wenn die Tötung von Putin der einzige Ausweg ist).

Wie das Nachrichtenportal Byoblu berichtet, reichte der russische Botschafter Sergej Rasow deswegen Klage ein.

«Es versteht sich von selbst, dass dies gegen Ethik und Moral und die Regeln des Journalismus verstösst», sagte Rasow beim Verlassen des römischen Gerichts.

Der Autor Domenico Quirico wird im Artikel selbst noch deutlicher als im Titel:

«Nachdem eine militärische Intervention ausgeschlossen und eine diplomatische Lösung amputiert wurde, kann man nur noch die Ermordung des Zaren durch einen Loyalisten in Erwägung ziehen.»

Nach der Veröffentlichung des Artikels reagierte die russische Botschaft, indem sie ein Foto des Artikels auf Twitter postete und rhetorisch fragte, ob es sich um eine «russische Drohung an Italien» handele.

Byoblu moniert, dass der Chefredakteur von La Stampa, Massimo Giannini, nicht auf professionelle Art und Weise in seiner reagierte, beispielsweise «mit einer langen und ausführlichen Erklärung des Grundes für diesen unglücklichen Titel», sondern nur mit einem Tweet:

«Es würde genügen, das ‹wenn› in der Überschrift zu sehen und dann vor allem den Artikel zu lesen, um zu verstehen, dass Domenico Quirico genau das Gegenteil behauptet. Nämlich, dass #Putin zu töten, die Dinge nur noch verschlimmern würde. Doch es ist sinnlos, mit denen zu reden, die nicht reden wollen.»

Wie Byoblu feststellt, enthält der Beitrag noch weitere bedenkliche Formulierungen, wie zum Beispiel: «Lasst uns einen Judas des Oligarchenregimes ermitteln, der den Tyrannen beseitigt – für eine Handvoll Geld oder um seine Haut zu retten.» Oder sogar: «Somit biete ich euch kein Geschwätz über die Legitimität des Tötens an. Dies sind keine Zeiten für solche ethischen Details, würdet ihr antworten. Die einzige Debatte ist die praktische, materialistische.»

Die Klage hat La Stampa nun doch veranlasst, über die Affäre zu berichten. Allerdings erfolgte immer noch keine ausführliche Erklärung. Es wird lediglich der russische Botschafter zitiert und eine kurze Antwort des Autors Domenico Quirico hinzugefügt:

«Sie sollten sich in der russischen Botschaft einen besseren Übersetzer suchen. Ich habe geschrieben, dass es unmoralisch wäre, Putin zu töten».

Das sei das Gegenteil von dem, was die russische Botschaft der Zeitung jetzt vorwerfe, so La Stampa. Der russische Botschafter Rasow äusserte sein generelles Bedauern über die gegenwärtige Beziehung zwischen Russland und Italien:

«Ich bin seit acht Jahren in Italien tätig und habe mit den Premierministern Renzi, Conte, Letta und jetzt Draghi zusammengearbeitet. Wir haben alles getan, um Brücken zu bauen und die Beziehungen in wirtschaftlichen, kulturellen und anderen Bereichen zu stärken. Bedauerlicherweise ist nun alles auf den Kopf gestellt worden.»

Ausserdem forderte Rasow die Zeitungen auf, im aktuellen Ukraine-Konflikt jeweils die Mitteilungen beider Seiten zu verfolgen, «und nicht nur die der ukrainischen Seite. Jeden Tag lese ich die italienische Presse und sehe einige Fotos, deren Herkunft sehr zweifelhaft ist».

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