Horst D. Deckert

Sag‘ mir wo die Männer sind…

Drei Hijabs für Charlie: Kübra Gümüsay, Nemi al-Hassan, Yasmin Poesy (Collage:M.Lübke)

Die Präsenz sehr aktiver, junger muslimischer Frauen in den Medien ist kaum zu übersehen – mit Kopftuch, ohne Kopftuch, immer sehr gepflegt und oft mit süßer Stimme à la Franziska Giffey. Also ein bisschen zu süß für eine erwachsene Frau, die mitten im Leben steht. Sie wirken nach außen sehr sanft und hüllen sich gern in fließende Stoffe in Pastellfarben – und treten immer furchtbar nett auf. Ein echtes Gegengewicht zu den schweren Jungs aus Marxloh und Neukölln, die geballte Männlichkeit aus allen Poren verströmen. Dagegen ist Vin Diesel ein schlappes Weichei – zumindest in der Selbstwahrnehmung der Herren.

Die Zeugen Jehovas haben es schon vorgemacht: Es ist Erfolg versprechender, zunächst einmal Frauen als Verkünderinnen des wahren Glaubens ins Rennen zu schicken. In unserer Gesellschaft existieren eben doch noch ein paar bürgerliche Restwerte, die einer Frau gegenüber, die einigermaßen damenhaft in Erscheinung tritt, Höflichkeit walten lassen – das macht man sich zunutze. Nur haben die Zeugen Jehovas nicht so viel öffentliche Rückendeckung wie die Religion des Friedens, und im allgemeinen mag man mit ihnen längst nicht so gern über Gott sprechen wie in einer deutschen Talkshow über Allah.

Zudem würde ich eine Käsesahnetorte verwetten, dass es für unsere Gut-Wetter-machenden jungen Pfirsichblüten noch so etwas wie eine Zusatzausbildung gibt. Ähnlich wie bei den ersten Pan-Am-Stewardessen. Immer lächeln! Eine Flugbegleiterin muss schließlich ebenfalls Unangenehmes mit Charme verkaufen. Ist es nicht letztlich egal, ob man den Passagieren klar machen muss, dass beide Piloten gerade an Fischvergiftung gestorben sind oder bei Maischberger erklären, dass der jüngste Anschlag nun absolut gar nichts mit der Religion des Friedens zu tun hat? Die arme Flugbegleiterin hat allerdings den weitaus härteren Job zu erledigen – denn ihr wird man die Fischvergiftung übelnehmen.

Bürgerliche Restwerte wie Höflichkeit zunutze gemacht

Würde man die Gemeinschaft der Muslime nur von Trialog-Seminaren und aus Talkshows kennen, könnte man auf die Idee kommen, sie litte unter eklatantem Männermangel. Die Zeiten, in denen wir auch einmal bärtige Imame in den Diskussionsrunden zu sehen bekamen, sind lange vorbei. Schon gar nicht wird man jemanden wie Pierre Vogel ins Rennen schicken, der wirkt nämlich ein bisschen unheimlich. Das ist imageschädigend. Und die Rechnung geht auf: Den Damen nimmt man nichts übel.

Frauen wie Kübra Gümüsay schreiben Bücher darüber, wie die Deutschen beleidigungsfrei sprechen sollen. Eines ihrer Vorbilder ist dabei ein bekennender Antisemit, Necip Fazil Kisakürek, Erdogans Lieblingsdichter. Nemi al-Hassans Großmutter wurde 1948 angeblich von Israelis aus ihrem Häuschen in Nablus vertrieben, obwohl die Gegend zu dieser Zeit gar nicht israelisch, sondern jordanisch besetzt war. Auch Yasmin Poesy verbreitet fleißig anti-israelische Horrorgeschichten – ihren Arbeitgeber, das ZDF, stört das nicht. Vielleicht, weil es sich mit den eigenen Ansichten deckt, oder aber sich in bonbonrosa besser verkaufen lässt als durch zauselige Männer wie Christian Ströbele oder Roger Waters.

Die Damen können durchaus auch zickig werden; wenn man sie ein bisschen aus der Reserve lockt, dann sieht man den Stahl unter der sanften Hülle durchblitzen. Obwohl man die Defensive mit richtig harten Bandagen dann doch lieber der „ungläubigen“ Entourage überlässt. Aber man bemerkt doch, wie antrainiert die Sanftmut ist. Das bekommen dann auch kritische Denkerinnen wie Necla Kelek zu spüren.

Steuern wir Zuständen wie in den USA entgegen, wo Frauen wie Linda Sarsour sogar die Mädchenbeschneidung ungeniert propagieren und aktiv auch die Außenpolitik mitbestimmen? Die Anfänge sind auch in Deutschland längst gemacht. Wer weiß, vielleicht wäre einiges in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen worden, wenn nicht ein paar PR-Experten auf die Idee gekommen wären, junge Frauen ins Rennen zu schicken. Es ist schon paradox, wenn eine Gemeinschaft, die Frauen stets zum Daheimbleiben drängt, gerade sie als trojanisches Pferd einsetzt.

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