Horst D. Deckert

Schuss ins eigene Knie: Deutschland erstickt am eigenen Sanktionsregime

Von PETER HAISENKO | Seit acht Jahren versucht der Westen mit immer neuen Sanktionen die Regierung in Moskau zu stürzen. Russland hat diese Zeit genutzt, die Abhängigkeit vom Westen weitgehend zu reduzieren. So sind wir jetzt in einer Situation angekommen, wo die Sanktionen gegen Russland den Westen selbst zerstören.

 

Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, sagt ein altes Sprichwort. Genau da sind wir jetzt angekommen und der Westen muss jetzt Wege finden, sein eigenes Sanktionsregime zu umgehen. Wegen der Sanktionen fehlt es jetzt an elementaren Ersatzteilen für den Transport von russischem Gas durch Nord Stream 1 nach Deutschland. Die Kompressor-Turbinen, die Siemens an Gasprom geliefert hat und die für den Gastransport nach Deutschland nicht ersetzt werden können, brauchen zyklische Wartung. Die wird von Siemens-Kanada durchgeführt und da liegt jetzt das Problem. Die von Kanada gegen Russland verhängten Sanktionen verbieten die Auslieferung der überholten Turbinen nach Russland.

Obwohl diese Umstände reiflich bekannt sind, entblödet sich der Westen nicht und spricht davon, Putin würde die Gaslieferungen als Waffe einsetzen. Als Kiew vor einigen Wochen den Durchfluss von Gas durch die Ukraine reduziert hatte, gab es keine ähnlichen Vorwürfe an Selenskij. Dabei hat sich jetzt herausgestellt, dass die Drosselung des Gastransits durch Kiew willkürlich erfolgt ist, also ohne technische Notwendigkeit. Der Beweis dafür wird sichtbar, weil Kiew jetzt angeboten hat, den Durchfluss Richtung Westen wieder zu erhöhen. Die Wahrheit ist also, Kiew verwendet den Gastransport als Druckmittel, Russland nicht. Russland kann das Gas nicht rüber pumpen, solange der Westen die dafür notwendigen Turbinen zurückhält. Hier wird deutlich, wie sehr sich der Westen selbst schadet, mit seinen irrsinnigen Sanktionen gegen Russland. Nein, nicht der gesamte Westen, vornehmlich Europa. Die USA selbst, die der Treiber der Sanktionen sind, halten sich nur an ihre Sanktionen, solange sie ihnen nicht selbst schaden.

Nord Stream 2 könnte sofort den Betrieb aufnehmen

Wegen der reduzierten Gaslieferungen durch Nord Stream 1 schrillen in Europa alle Alarmglocken. Die Gasspeicher können nicht mehr aufgefüllt werden, als Vorrat für den Winter. Damit sind alle großspurigen Versprechen, die unser Wirtschaftsspezialist Habeck für eine gesicherte Gasversorgung im kommenden Winter gegeben hat, reine Makulatur. Die Lage ist prekär. Und nein, nicht wegen Putin, sondern wegen der eigenen Sanktionen. Russland hat sich immer an alle (Liefer-)Verträge gehalten, aber wenn der Westen seinen Teil der Verträge nicht einhält, dann kann Russland bei bestem Willen seinen Teil auch nicht einhalten.

Mit den Sanktionen gegen Russland sollte die Regierung in Moskau gestürzt werden. Das könnte jetzt gelingen, denn es könnte sein, dass sich die gesamte Führungsriege der russischen Regierung totlacht. Der Zustand ist nämlich, dass der Westen selbst jetzt verzweifelt nach Wegen sucht, seine eigenen Sanktionen zu umgehen. Gelingt das nicht, wird der nächste Winter ein ziemlich kalter werden. Für Deutschland und Europa, nicht für Russland. Aber es wird noch „besser“, ja geradezu lustig, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet. So kam jetzt aus Moskau die Nachricht, dass Nord Stream 2 einsatzbereit zur Verfügung steht. Jederzeit kann der Gastransport durch dieses zweite Rohr aufgenommen werden. Die technischen Voraussetzungen sind gegeben. Das Rohr ist mit Gas befüllt und unter Druck. Man müsste nur die Hähne aufdrehen und schon fließt der wärmende Stoff in unsere Heizungen. Das darf aber nicht sein, weil die USA es verboten haben. Ach ja, es ist ja Putin, der Gas als Waffe einsetzt.

Die einzige Hürde für die Aufnahme der Gaslieferungen durch das zweite Rohr ist die noch ausstehende Zertifizierung für den Betrieb. Die aber wird seit Jahren torpediert und mit der Ukraine-Operation wurde stolz verkündet, dass es diese Zertifizierung niemals geben soll. Bürokratie als Waffe? Waffe gegen die eigenen Interessen? So blöd muss man sein! Realistisch gesehen, also den technischen Gegebenheiten folgend, bedürfte es wahrscheinlich nur einer Unterschrift und der Gastransport durch Rohr 2 könnte uns den lebensnotwendigen Stoff im Überfluss garantieren. Wofür sonst wurden die Milliarden für den Bau aufgewendet?

Wer nicht in Rubel zahlt, bekommt keine Lieferung

Aber mit den Energielieferungen aus Russland und den selbstmörderischen Sanktionen dagegen sind die Probleme noch lange nicht zu Ende. Der Westen merkt erst jetzt, wie abhängig er von diversen Lieferungen aus Russland ist. Das reicht von Nägeln für Europaletten bis hin zu Neon-Gas für die Produktion von Computerchips. Auch das müssen „unfreundliche“ Staaten jetzt in Rubel bezahlen, wenn sie den Import nicht selbst verboten haben. Und wer nicht in Rubel zahlt, bekommt nichts mehr. Ach ja, es gibt Probleme mit der Versorgung mit Mikrochips. Zur Produktion dieser braucht man das Inertgas Neon. Russland liefert einen großen Teil davon und wer nicht mit Rubel bezahlen will… Die Liste der benötigten Lieferungen aus Russland umfasst auch Titan, Aluminium und eine unendliche Liste an Rohstoffen und Fertigprodukten. Die US-Raumfahrt bezieht immer noch Triebwerke aus Russland, ohne die es nicht geht.

Reden wir über Stahl. Gerade wurde das größte Stahlwerk Europas zerstört in Mariupol. Asowstahl. Das wurde zerstört, weil sich die Asow-Banden in den Kellern dort mit Zivilisten als Geiseln verschanzt hatten und Selenskij die unumgängliche Kapitulation verboten hatte. Dieses Vorgehen zeigt sich jetzt als methodisch. Auch in Severdonezk haben sich die Asow-Banden im Chemiewerk verschanzt. Warum tun sie das? Es besteht der Verdacht, dass es darum geht, alle Fabriken zu zerstören, die in den Gebieten liegen, von denen Kiew weiß, dass sie für die Ukraine verloren sind. So soll den Menschen in den abtrünnigen Provinzen ihre Erwerbsgrundlage genommen werden. Das war schon erkennbar, als vor acht Jahren als erstes der neue Flughafen von Donezk unter Beschuss genommen und restlos zerstört worden ist. Was wir – Kiew – nicht mehr haben können, wird gezielt zerstört.

Putin hat vor dem Sanktionsregime gegen Russland gewarnt

Der Westen applaudiert ob dieser „Erfolge“ der Hasardeure in Kiew, übersieht aber dabei, welche Auswirkungen das auf die Wirtschaft im Westen haben wird. Stahl und Düngemittel aus diesen Fabriken fehlen jetzt schon auf den Märkten und die Preise explodieren. Und nein, die USA sind davon eher nicht berührt. Die Inflation im Westen steigt und steigt und natürlich heißt der Schuldige im Westen Putin. Diese Darstellung ist genauso falsch, wie uns immer wieder gesagt wird, Corona wäre schuld an diesem oder jenem. Es ist die Corona-Politik und es ist das Verhalten des Westens gegenüber Russland. Es ist die restlos bescheuerte Politik, jemanden bestrafen zu wollen, indem man ihm verbietet, Dinge zu liefern, die man selbst dringend braucht. Aber der Humanist und Heimatliebhaber Habeck nimmt lieber hunderttausend Tote in Deutschland in Kauf, als Sanktionen gegen Russland aufheben zu wollen. Den Ruin der deutschen Wirtschaft sowieso, denn nach der grünen Ideologie sollte Deutschland besser ganz deindustrialisiert werden.

Man sollte Putin immer sehr genau zuhören. Er hat frühzeitig davor gewarnt, dass das Sanktionsregime gegen Russland zum wirtschaftlichen Selbstmord Europas führen wird. Jetzt, mit den Problemen der Lieferung von gewarteten Turbinen aus Kanada für den Gastransport, ist der Jammer groß. Dennoch werden die falschen Schlüsse gezogen. Putin ist schuld! Dass es die eigenen Sanktionen sind, auf diese Erleuchtung werden wir wohl warten müssen, bis zum Beispiel die Kupferhütten in Deutschland wegen Gasmangels zu einem einzigen Kupferblock erstarrt und niemals wieder zu gebrauchen sind. Aber ich fürchte, auch dann wird Putin die Schuld dafür gegeben. Es ist schwierig, aus der eigenen Verblendung herauszufinden. Vor allem dann, wenn man seit Jahrzehnten eine Politik verfolgt, die jenseits von Rationalität nur ideologischem Irrsinn folgt.

Sollten die Turbinen für den Gastransport noch länger in Kanada hängen bleiben, das Gas in Europa richtig knapp werden, wird innerhalb Europas ein Hauen und Stechen losgehen. Da wird es vorbei sein mit der viel beschworenen Solidarität in Europa. Deutschland braucht Strom aus französischen Atomkraftwerken und Frankreich braucht Gas aus Russland, das aber über deutsche Rohre geliefert wird. Wie wird diese Pattsituation ausgehen? Was, wenn Kiew den Gashahn zudreht, weil man dort unzufrieden mit der westlichen Unterstützung ist? Einen Vorgeschmack hat Kiew mit der willkürlichen Drosselung seiner Lieferungen schon geliefert.

Rachsucht gehört nicht zur Psyche der Russen

Deutschland erstickt gerade an seinen eigenen Sanktionen, respektive an der ideologischen Starrköpfigkeit derjenigen, die angeblich alles zum Wohle des deutschen Volkes tun, was in ihren Kräften steht. Jetzt aber brennt es, oder besser gesagt, droht der Ofen auszugehen, und so rauchen jetzt die Köpfe bei dem Versuch, die eigenen Sanktionen so unauffällig wie möglich zu umgehen. Allerdings sollte dabei nicht vergessen werden, dass Kanada immer noch der britischen Krone untersteht und die hat seit gut 150 Jahren das Ziel, den wirtschaftlichen Konkurrent Deutschland zu zerstören. Wie gut für London, dass das unsere grünen Ideologen selbst in die Hand genommen haben.

Alles im allem kann ich dazu nur sagen, wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Weder die USA noch England waren jemals unsere Freunde. Wer wird aus dem unsinnigen Konflikt mit Russland einigermaßen unbeschadet hervorgehen? Die Staaten, die eine kompetente Führungsriege haben. Somit ist eines klar, der gesamte Westen wird es nicht sein. Russland hingegen hat eine Regierungsmannschaft, die aus exzellenten Fachleuten besteht, die als oberstes Ziel das Wohlergehen des eigenen Landes und ihrer Bevölkerung haben. Wenn also gerade Deutschland keine komplette Kehrtwende in seiner Russlandpolitik vollzieht, werden wir an unseren eigenen Sanktionen ersticken. Gnade uns Gott, wenn Russland dann rachsüchtig ist. Aber genau das gehört nicht zur Psyche der Russen und so können wir einigermaßen entspannt auf die Zukunft warten, die die eines russischen Jahrhunderts sein wird. Wann werden das unsere ideologiezerfressenen Politiker begreifen?

Noch einen Nachsatz zum Nachdenken: Wer Putin an allem die Schuld zuschiebt, der überhöht seine Macht. Wer sagt, Putin wäre an allem schuld, der gesteht ihm zu, geradezu allmächtig zu sein.


Zum Autor: Peter Haisenko ist Schriftsteller, Inhaber des Anderwelt-Verlages und Herausgeber von AnderweltOnline.com


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