Berlin – In der Debatte um mögliche Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 hält der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, die Datenlage noch für zu dünn, um klare Empfehlungen abzugeben. „Für eine solide Antwort braucht es noch Daten, Zeit und Arbeit“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe).
Demnach müsse man zwischen sogenannten Immunparametern, die im Labor bestimmbar seien, und der Schutzdauer einer Impfung unterscheiden. „Beides ist nicht bei allen gleich, sondern abhängig vom Alter und der Immunkompetenz des Geimpften ab. Ergebnisse zu den Immunparametern gibt es bisher wenige und wir erwarten weitere und mehr im Sommer“, sagte der Stiko-Chef. Zudem könne die Dauer der Schutzwirkung einer Impfung „nur in Verlaufsstudien bestimmt werden“.
Dabei müsse man genau definieren, welcher Schutz gemeint sei – ob generell vor einer Covid-19-Erkrankung, vor schweren Krankheitsverläufen, vor Hospitalisierung oder Tod. „Das kann und wird wohl auseinanderklaffen“, so Mertens. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Donnerstag, man bereite mögliche Auffrischungsimpfungen für pflegebedürftige Menschen in Pflegeeinrichtungen „gedanklich“ bereits vor.
„Ich rechne bald mit Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, was immunsupprimierte Menschen angeht und die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung“, sagte Spahn. In die konkrete Vorbereitung wollte Stiko-Chef Mertens sich nicht einmischen. „Ich weiß aktuell nicht genau, wie die Planungen aussehen, und es ist auch nicht unsere Stiko-Aufgabe“, sagte der Gremiums-Vorsitzende.
Die Stiko brauche im Augenblick keine „Signale“ der Bundesregierung, sondern „wie stets“ Daten. „Diskussionen über notwendige Maßnahmen werden erfolgen“, so Mertens. (dts)