In allen Mainstream-Medien geistert seit anderthalb Jahren das Schreckgespenst von überlasteten Spitälern herum. Massnahmen wurden und werden aufgrund dieser angeblichen Gefahr ergriffen. Wie wir heute wissen, wurden in der Schweiz seit März 2020 etwa 40 Prozent der Intensivbetten abgebaut.
Die Behörden erklären das damit, dass während der ersten Welle die Kapazitäten ausgebaut wurden, um auf den Ansturm von Patienten vorbereitet zu sein. Diese seien dann sukzessive wieder abgebaut worden. Lassen wir das gelten.
Doch wieso werden die Kapazitäten dann nicht wieder ausgebaut? Es fehle an Personal, wird erwidert. Wo ist denn das Personal geblieben, das im März 2020 zur Verfügung stand? Wurde es durch die Massnahmen, die in den Pflegeberufen für enorme Belastetungen sorgten, vertrieben?
Der Abbau von Spitäler und Spitalbetten ist in der Schweiz seit 40 Jahren im Gange, wie eine vielsagende Grafik auf der Website von H+, dem nationalen Spitzenverband der öffentlichen und privaten Schweizer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen, darlegt. Sie stellt die Anzahl Spitäler und Betten in der Schweiz von 1947 bis 2015 im Verhältnis zur Bevölkerung dar.
Auf der Grafik sind drei klare Phasen ersichtlich, wie auch H+ bemerkt:
- 1950-1969: Stagnation
- 1970-1982: Ausbau
- 1983-2015: Abbau
Zur Erklärung der Grafik schreibt H+, dass in den 1950er und 1960er Jahren die Bevölkerungszahl rasch anwuchs. Die Spitäler hätten damit zunächst nicht Schritt zu halten vermocht. Erst ab den 1970er Jahren hätte der nun forcierte Ausbau der Strukturen auch im Verhältnis zur Bevölkerung seinen Niederschlag gefunden. Nach Erreichen der Sättigung Anfang der 1980er Jahre habe eine langanhaltende Abbauphase begonnen, die bis heute andauere.
Quelle: H+ («Die Auf- und Abwärtsbewegung zwischen 1989 und 1996 ist auf eine ungenaue Erhebung zurückzuführen und ist in dieser Zeit nicht als Abbild der Realität zu verstehen.»)
Zwischen 1982 und 2015 nahm die Anzahl der Spitäler pro 100’000 Einwohner von 7,2 auf 3,5 ab. Sie wurden somit mehr als halbiert. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich die Zahl der Betten pro 1000 Einwohner um drei Fünftel, von 11,9 auf 4,6. Die Werte für 2015 würden auch klar unter jenen zu Beginn der Ausbauphase liegen, so H+ (1969: 4,1 Spitäler auf 100’000 bzw. 8,7 Betten auf 1000 Einwohner).
Falls es also tatsächlich einmal zu einer ernsthaften Überlastung des Gesundheitswesens kommen sollte, ist die Schuld nicht bei einem angeblichen Virus zu suchen, sondern bei der neoliberalen reaganomics-Politik, die seit den 1980er Jahren die Welt heimsucht.