Die Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) gilt als eine der besten Haubitzen der Welt. Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister wurden nun die ersten von ihnen in Dienst gestellt – geliefert von Deutschland. Wie lange wird es dauern, bis auch sie von den russischen Raketen zerfetzt werden?
Der Krieg in der Ukraine gilt als “Artilleriekrieg”. Beide Seiten – die Ukrainer und die Russen – setzen vor allem auf die schweren Geschütze, die entlang der Frontlinien auf die gegnerischen Stellungen schießen. Kiew ist dabei jedoch zunehmend auf westliche Lieferungen angewiesen, da das russische Militär die ukrainischen Artilleriestellungen immer stärker ins Visier nehmen.
Nach Angaben des Verteidigungsministers Oleksiy Reznikov sind die deutschen 155-mm-Panzerhaubitzen 2000 bereits mit ausgebildeten ukrainischen Besatzungen bei den Streitkräften erschienen. Reznikov schrieb auf Facebook:
“Dies ist der 6. Typ der 155-mm-Artillerie, der unsere Verteidigung stärkt. Unsere Kämpfer schlagen den Feind bereits mit M777, FH70, M109, AHS Krab und Caesar. Von nun an gehört auch die Ph2000 zu diesem “Club der Besten”. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Valeriy Zaluzhnyi, wird sie wie immer zu 100 Prozent effektiv auf dem Schlachtfeld einsetzen. Natürlich gebührt unseren Artilleristen, die bereits zu Weltlegenden geworden sind, besondere Anerkennung. Ich möchte mich auch bei unseren deutschen Partnern für die Unterstützung bedanken. Wir zählen weiterhin auf ihre Verstärkung. Die Lieferung von Ph200 ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit zur Unterstützung der Ukraine. Ich weiß die Bemühungen meiner Kollegin, der deutschen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, sehr zu schätzen, und ich freue mich, den Niederlanden und Kajsa Ollongren danken zu können.”
Die PzH 2000 ist eine deutsche 155 mm Panzerhaubitze, die von der deutschen Firma Krauss-Maffei Wegmann (KMW) entwickelt wurde. Die Panzerhaubitze basiert auf einem gepanzerten Kettenfahrgestell, das eine hohe Mobilität in jedem Gelände und Schutz für die Besatzung vor dem Beschuss durch Handfeuerwaffen und Artilleriesplitter bietet. Zudem ist sie eine der modernsten Panzerhaubitzen der Welt und wird von Deutschland, Griechenland, Italien, Kroatien, Litauen, den Niederlanden, Katar, Ungarn und jetzt auch der Ukraine eingesetzt. Die Hauptbewaffnung besteht aus einer Rheinmetall-Kanone vom Kaliber 155 mm mit verchromtem Rohr und halbautomatischem Hubverschluß mit integriertem 32-Schuß-Standardzündermagazin. Die Haubitze ist in der Lage, alle NATO-Standardmunition vom Kaliber 155 mm zu verschießen. Sie hat eine maximale Schussweite von 30 km mit Standard HE-FRAG (High Explosive Fragmentation) Geschossen und 40 km mit Geschossen mit erhöhter Reichweite. Sie kann auch ein südafrikanisches raketengestütztes Geschoss abfeuern und erreicht eine Reichweite von 56 km. Sie hat eine maximale Feuerrate von 9 Schuss pro Minute.
Große Waffenlieferung aus Deutschland
Einem früheren Bericht von “Bloomberg” zufolge versprach die niederländische Regierung der Ukraine die Lieferung dieser Haubitzen, während Deutschland ukrainisches Militärpersonal an dieser Artillerie ausbildet und entsprechende Munition liefert. Allerdings ist nicht klar, wie viele dieser Haubitzen an die Ukraine geliefert wurden. Denn die Niederlande selbst haben 18 Stück davon im aktiven Dienst und 38 weitere auf Lager. Laut der “Welt” hat Kiew Deutschland um die Lieferung von 100 dieser Panzerhaubitzen gebeten, nachdem der Rüstungskonzern Krauss Maffei Wegmann (KMW) ein entsprechendes Angebot gemacht hat.
Indessen hat die deutsche Bundesregierung eine Liste mit Kriegsgerät (darunter auch 7 dieser Panzerhaubitzen, wie viele zusätzlich aus den Niederlanden kommen, ist nicht klar) veröffentlicht, welches an die Ukraine geliefert wurde und werden soll. Bereits geliefert wurden:
Gelieferte letale und nicht-letale militärische Unterstützungsleistungen:
- 3.000 Patronen „Panzerfaust 3“ zuzüglich 900 Griffstücke
- 14.900 Panzerabwehrminen
- 500 Fliegerabwehrraketen STINGER
- 2.700 Fliegerfäuste STRELA
- 7 Panzerhaubitzen 2000 inklusive Anpassung, Ausbildung und Ersatzteile (gemeinsames Projekt mit den Niederlanden)
- 16 Millionen Schuss Handwaffenmunition
- 50 Bunkerfäuste
- 100 Maschinengewehre MG 3 mit 500 Ersatzrohren und Verschlüssen
- 100.000 Handgranaten
- 5.300 Sprengladungen
- 100.000 Meter Sprengschnur und 100.000 Sprengkapseln
- 350.000 Zünder
- 23.000 Gefechtshelme
- 15 Paletten Bekleidung
- 178 Kraftfahrzeuge (Lkw, Kleinbusse, Geländewagen)
- 100 Zelte
- 12 Stromerzeuger
- 6 Paletten Material für Kampfmittelbeseitigung
- 125 Doppelfernrohre
- 1.200 Krankenhausbetten
- 18 Paletten Sanitätsmaterial, 60 OP-Leuchten
- Schutzbekleidung, OP-Masken
- 10.000 Schlafsäcke
- 600 Schießbrillen
- 1 Radiofrequenzsystem
- 3.000 Feldfernsprecher mit 5.000 Rollen Feldkabel und Trageausstattung
- 1 Feldlazarett (gemeinsames Projekt mit Estland)
- 353 Nachtsichtbrillen
- 4 elektronische Drohnenabwehrgeräte
- 165 Ferngläser
- Sanitätsmaterial (unter anderem Rucksäcke, Verbandspäckchen)
- 38 Laserentfernungsmesser
- Kraftstoff Diesel und Benzin (laufende Lieferung)
- 10 Tonnen AdBlue
- 500 Stück Wundauflagen zur Blutstillung
- 500 Stück Verpflegungsrationen
- Lebensmittel: 2.025 Paletten (68 Lkw-Ladungen) mit 360.000 Rationen Einpersonenpackungen (EPa)
- MiG-29 Ersatzteile
- 30 sondergeschützte Fahrzeuge
Noch zu liefern sind:
- 10.000 Schuss Artilleriemunition
- 53.000 Schuss Flakpanzermunition
- 5,8 Millionen Schuss Handwaffenmunition
- 5.000 Gefechtshelme
- 8 mobile Bodenradare und Wärmebildgeräte*
- 8 Aufklärungsdrohnen*
- 10 geschützte Kfz*
- 7 Störsender*
- 8 elektronische Drohnenabwehrgeräte*
- 4 mobile, ferngesteuerte und geschützte Minenräumgeräte*
- 65 Kühlschränke für Sanitätsmaterial
- 1 Fahrzeugdekontaminationspunkt
- 100 Auto-Injektoren
- 14 Drohnenabwehrsensoren und -jammer*
- 10 Antidrohnenkanonen*
- 32 Aufklärungsdrohnen*
- 54 M113 gepanzerte Truppentransporter mit Bewaffnung (Systeme aus Dänemark, Umrüstung durch Deutschland finanziert)
- 30 Flakpanzer GEPARD inklusive circa 6.000 Schuss Flakpanzermunition*
- Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM*
- Artillerieortungsradar COBRA*
- 80 Toyota Pick-up*
- 3 Mehrfachraketenwerfer MARS mit Munition
- 100.000 Erste-Hilfe Kits*
- 22 Lkw
* Es handelt sich um eine aus Mitteln der Ertüchtigungsinitiative finanzierte Lieferungen der Industrie. Mit den Lieferungen sind teilweise Instandsetzungsmaßnahmen verbunden oder die Produktion dauert noch an; zudem erfolgen teilweise noch Ausbildungsleistungen.
Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis die gelieferten Panzerhaubitzen von den russischen Truppen mittels Raketenbeschuss zerstört werden. Das russische Verteidigungsministerium vermeldet quasi täglich die Vernichtung von ukrainischen Artilleriestellungen via Telegram (siehe beispielsweise hier und hier) durch Kalibr-Raketen.