Horst D. Deckert

TikTok: Wird die chinesische Social-Media-Plattform bald verboten?

TikTok ist die am schnellsten wachsende und mittlerweile beliebteste Social-Media-Plattform der Welt. Und schon seit längerem zieht das Unternehmen zunehmend Kritik auf sich: Wobei es zweierlei Arten von Vorwürfen gibt. Beide stoßen sich daran, dass es sich bei der erfolgreichen App um ein chinesisches Produkt handelt. 

So beklagen insbesondere private Gruppierungen in den USA, dass TikTok westliche Jugendliche mit Pornographie zumülle bzw. sinnlose Trends verbreite, während chinesische Jugendliche nur seriöse Inhalte präsentiert bekämen. 

Man unterstellt also TikTok, die westliche Jugend absichtlich zu verderben. Wobei man außer Acht lässt, dass dies durchaus auch auf andere Anbieter zutrifft. Während der Einfluss TikToks auf Heranwachsende den meisten Regierungen allerdings ziemlich egal ist, verstehen diese keinen Spaß, wenn es dazu beitragen könnte, ihre Macht zu gefährden. Weshalb Politiker überall auf der Welt versuchen, Einfluss auf dessen Inhalte zu gewinnen. Unabhängige, unkontrollierte Medien, da sind sich fast alle Regierungen dieser Welt einig, darf es nicht geben. Während Indonesien, Indien oder Pakistan die Plattform aufgrund pornographischer Inhalte zumindest zeitweise sperrten, weht TikTok nun auch aus westlichen Ländern, vor allem den USA, eisiger Wind entgegen. 

Wobei manche Vorwürfe, wie z.B. ein erhöhter Stromverbrauch durch die Nutzung der App oder bezahlte Medikamentenwerbung durch Influencer, geradezu grotesk sind. Andere Anschuldigungen hingegen wiegen deutlich schwerer. So unterstellt man den Chinesen wohl nicht zu Unrecht, massiv Daten westlicher Nutzer abzugreifen bzw. die App als Spionage-Werkzeug einzusetzen. Weshalb u.a. Frankreich, Schweden und Großbritannien Angehörigen von Ministerien, des Militärs, der Polizei sowie diverser Ämter die Nutzung von TikTok auf dienstlichen Handys verboten haben. 

In den USA ist man diesbezüglich allerdings schon einen ganzen Schritt weiter. Da das chinesische Unternehmen bisher das einzige Social Media-Unternehmen ist, das seinen Sitz nicht in den USA hat und somit nicht der dortigen Rechtsprechung unterliegt, plant man, es dieser in anderweitiger Form zu unterwerfen. Entweder durch eine mehr oder weniger zwangsweise Beteiligung von amerikanischen Firmen wie z.B. Walmart oder durch ein rigoroses, neues Gesetz, das praktisch jedes Unternehmen der staatlichen Zensur unterwerfen würde. 

US-Bürgerrechtsunternehmen warnen daher nicht zu unrecht vor einem neuen „Patriot Act“, eingeführt nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Zumindest das aktuelle US-Establishment kann unabhängige Medien nicht tolerieren, wie wir nicht erst seit den Twitter-Files wissen. Und schon gar nicht, dass ein chinesisches Unternehmen das gleiche macht wie Facebook und Co: nämlich die eigenen Bürger ausspionieren.

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