Als erste deutsche Stadt verkündet nun Göttingen, dass alle Badegäste diesen Sommer ohne Oberkörperbekleidung öffentliche Schwimmbäder besuchen dürfen . Begründung ist die Gendermainstreaming-Überzeugung, dass Geschlechtsmerkmale nichts mehr mit Männlein und Weiblein zu tun haben, sondern Ausdruck des intersexuellen Einerleis seien.
Von Daniel Matissek
Oben ohne: ein ewiges Hin und Her
Zu Zeiten der sexuellen Revolution galt Oben-ohne als feministisches Statement, dann wurde es in der Anti-Sexismus- und Aids-Prüderie der Achtziger zum reaktionären Tabu. In den Neunzigern wurde es dank Techno wieder in – bis es dann in Zeiten von MeToo und “Fem-Shaming” wieder als Altherrenärgernis außer Mode kam. Doch jetzt ist “obenrum freimachen” plötzlich wieder in – aber nur deshalb, weil ein Busen heute kein weibliches Attribut mehr sein soll.
Selbst in den liberalsten Zeiten, als Freikörperkultur hoch im Kurs standen, galt Oben ohne in Freibädern allerdings als absolut indiskutabel – was vor allem auch ästhetische Gründe hat. Und in der Tat: Wer sich nun als Mann erhofft, demnächst weibliche Schönheit in ihrer ganzen Pracht unverhüllt goutieren zu können, der wird sich jäh eines Schlimmeren belehrt sehen – es sind nämlich vor allem solche Subjekte, bei denen die Geschlechtsbestimmung schwerfällt oder die sich selbst als Testimonial gegen Diskriminierung fühlen, die sich trotzig zur Schau stellen.
Fragwürdige Errungenschaft
Dazu passt, dass die fragwürdige Göttinger Errungenschaft auch dem Engagement einer Person zu verdanken war, die zwar “weiblich gelesen” wird, sich selbst jedoch nicht als Frau identifiziert – und gerade deshalb ihre blanken Brüste ins Göttinger Schwimmbad hängen möchte. Diese hatte sich verwaltungsrechtlich erfolgreich zu Wehr gesetzt, nachdem sie wegen Oben-ohne-Badens aus einem Schwimmbad verwiesen worden war, teilte die Stadt mit.
Dank Genderwahn: bald auch “unten ohne”?
Der abstruse Vorrang geschlechtlicher Selbstbestimmung über jegliche anderen Scham- und Rechtsgrenzen dürfte über kurz oder lang dazu führen, dass dann auch Frauen mit Penis ihre “Girliedicks” zur Schau stellen oder dass generell auch “unten ohne”, zur Diskriminierungsvermeidung, en vogue wird. Mit derselben Begründung jedenfalls, aus der das Oben-ohne- bzw. Nacktbadeverbot in öffentlichen Badeanstalten aus Gendergründen aufgehoben wird, können Männer dann auch weibliche Toiletten und Umkleiden aufsuchen; die einseitige und ungeprüfte Behauptung genügt, sie “identifizieren” sich als Frau. Paradiesische Verhältnisse für Voyeure, Triebtäter oder Provokateure…