
Viele Menschen sind – und dies ist auch genau so beabsichtigt – die Diskussion um Impfung, Inzidenzen, Corona und Maßnahmen vollends leid, und haben sich in ihr Schicksal gefügt. Müde und mürbe gemacht, unterdrücken sie ihr Zweifel und Widersprüche; teilweise aus Konformitätsverlangen, teilweise aus Angst, sich ins Abseits zu stellen. Selbst ansonsten wache oder renitente Geister kapitulieren mittlerweile und verdrängen tapfer, dass die Versprechen, mit denen man sie zu einer angeblich sicheren und erfolgversprechende Impfung überredet hat, allesamt nicht eingelöst wurden. Die kognitive Dissonanz zwischen Wahrnehmung und breitangelegter öffentlicher Irreführung wird dabei immer schlimmer, was die meisten Zeitgenossen nur noch durch inneren Rückzug und Fatalismus ertragen können – oder durch ein immer erstrecht blindes Vertrauen, der Staat werde es schon richten, wenn nur die geforderten Opfer von allen gebracht würden; diesmal aber ganz sicher
So ähnlich wie heute müssen sich die viele Deutschen in der Endphase des Krieges gefühlt haben (auch wenn Not, Elend, Bedrohungslage und Leid natürlich nicht annähernd vergleichbar waren): Eine Mehrheit vertraut blind der Propaganda vom Endsieg, eine relative Minderheit entwickelt ein wachsendes Misstrauen oder erkannt gar die Lügen, wagt jedoch nicht, sie öffentlich zu artikulieren – und die wenigen, die es doch tun, bezahlen dafür den – nach zeitgemäßen Sanktionen höchstdenkbaren – Preis, was damals Todesstrafe wegen „Wehrkraftzersetzung“ bedeutete und heute eben den Ausschluss vom öffentlichen Leben wegen „Unsolidarität“, „Geiselnahme“ oder „Terrorisierung der Mehrheit“ oder „Egoismus“).
Für jene allerdings, die sich den Imprägnierungs- bzw. Immunisierungsanstrengungen von Politik und Medien gegen jegliche rationale Hinterfragung der Corona- und insbesondere Impfpolitik, gegen logische Argumente erfolgreich widersetzen konnten, die sich ihren kritischen Blick auf die uns zugemutete Angstpropaganda bewahrt haben und die noch nicht von grenzenlosem Vertrauen in diesen Staat und seine Institutionen durchdrungen sind, wird die Erkenntnis immer qualvoller. Ihnen drängen sich immer mehr bohrende Fragen auf; Fragen, die – gäbe es in diesem Land eine breite kritische Öffentlichkeit, eine funktionierende Opposition und eine unabhängige Justiz – eigentlich als allererstes und mit immer dröhnenderer Eindringlichkeit an die Regierenden gerichtet werden müssten.
Skandalöser Akt
Eine ganz wesentliche, wenn nicht die entscheidende Frage ist hierbei die nach den inmitten einer Pandemie verschwundenen, „abgebauten“ Intensivbetten. Dass statt einer absolut gebotenen Aufstockung die Kapazitäten sogar noch abgebaut wurden – und zwar in einer Größenordnung, die die aller gegenwärtigen sogenannten „Covid-Hospitalisierten“ übersteigt – ist ein strafrechtlich relevantes Versäumnis, wenn nicht gar skandalöser Akt von Wahlweise Staatsversagen oder politischem Dilettantismus, das die Verantwortungsträger für jede Führung, für jedes künftige Krisenmanagement ultimativ disqualifiziert. Dieser Abbau, nicht eine zu geringe Impfquote, ist der Hauptgrund für die drastisch beschworenen Engpässe, die zum Anlass der nun wieder greifenden Freiheitsbeschränkungen gemacht werden. Und von diesem Versagen soll abgelenkt werden durch beispiellose Pogromstimmung gegen Ungeimpfte.
Wie allerdings sieht die – amtliche – Datenlage zur Intensivbelegung aus und wie hat sie sich in diesem Jahr entwickelt? Der bekannte Facebook-Blogger Lewin Berner ist bekannt für seine dankenswerten, unermüdlichen und ausdauernden Recherchen zum Corona-Geschehen, bei denen er sich ausschließlich auf offizielle, frei verfügbare Quellen beruft. In seinen Posts lässt er ausnahmslos hard facts gelten; hier finden sich weder „Geschwurbel“ noch „Verschwörungstheorien“, sondern erstaunliche und oft unbequeme Wahrheiten, die er mit einer Akribie und Objektivität zusammenträgt, die jener der staatlich finanzierten Desinformations-„Faktenchecker“ diametral gegenübersteht. Eigentlich hat das, was Berner seit vielen Monaten in unregelmäßigen Abständen unaufgeregt-sachlich auf Social Media Verfügung stellt, die allerhöchste Brisanz und wäre dazu angetan, die gesamten Corona-Narrative der Politik schlagartig zu erschüttern; doch es sind zwei Faktoren, die ein Überspringen auch dieses „Lichtbogens der Erkenntnis“ wirksam verhindern.
Erstens: Um das Ausmaß der Irreführung und Widersprüchlichkeit zu durchdringen, ist leider eine Tiefe und Komplexität vonnöten, die einer von angstverunsicherten Bevölkerung im informationellen Overload nicht mehr erwartet werden kann. Und zweitens: Das nach fast zwei Jahren erfolgreich installierte Maß an Voreingenommenheit gegen dissenting votes, abweichende Mindermeinungen, die fast reflexartig als spinnert, extremistisch oder paranoid präjudiziert werden, sorgt dafür, dass sich viele Mitmenschen erst gar nicht mehr erreichen lassen und „dichtmachen“. Sie vertrauen nur der engen Nomenklatur von „demokratischen“ Politikern, als solche deklarierten „Mehrheitswissenschaftlern“ und „seriösen“ Medien, und empfinden Zweifel oder Fundamentalkritik an selbigen als aufdringliche Missionierung, als „Bekehrungsversuche“.
Problem der Blasenimmersion
Die einzigen, die deshalb noch willens und bereit sind, sich mit Fakten (und zwar „alternativen“, sondern paradoxerweise ja hochoffiziellen, wenn auch verheimlichten oder verwässerten!) kritisch auseinanderzusetzen, sind jene, die sowieso nicht mehr überzeugt werden müssen, sondern darin allenfalls ihr Misstrauen bestätigt sehen. Leider kommt jeder Versuch der Aufklärungsarbeit insofern einer Sisyphusarbeit gleich, einem Kampf gegen Windmühlen – eine Erfahrung, die – wie viele andere – auch der Statistiker Michael Barz mit seinem Video „Die Pandemie in den Rohdaten“ diesen Sommer machen musste. Letztlich ist die „Blasenimmersion“ inzwischen ein Problem aller Lager, sowohl im Mainstream, in den „sozialen“ Netzwerken wie auch bei den freien Medien; Transigenz gilt allenfalls für ein Bruchteil der Anhänger bzw. Leser.
In seinem aktuellen Post ist Berner nun der Frage nach den Ursachen des ITS-Bettenabbaus nachgegangen – und bewertet die gegenwärtige Situation unter Berücksichtigung der Inzidenzwerte, der Beatmungen, der Sterbefälle, aber auch der Auswirkungen politischer Entscheidungen (vor allem Jens Spahns Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung). Die wichtigsten Erkenntnisse hat er akribisch in einer Tabelle zusammengefasst, die den Stand von Datum gestern, 30. November 2021, mit dem von vor einem Jahr, am 30. November 2020, vergleicht. Diese Gegenüberstellung ist bereits bei bloßer kursorischer Betrachtung mehr aus bemerkenswert:
(Quelle: Lewin Berner nach RKI-Daten)
Zur Zusammenfassung seines Datenvergleichs schreibt Lewin Berner auf Facebook:
- Die Inzidenzwerte sind in der Tat deutlich gestiegen (+228%, d.h. sie haben sich also mehr als verdreifacht), aber sie allein sind, wie wir alle wissen, dimensions- und aussagelos. Es werden überdies Äpfel mit Birnen verglichen. Vor einem Jahr war die Alpha Variante dominant (weniger ansteckend, wohl etwas gefährlicher), heute die Delta Variante. Es gibt u.a. unterschiedliche Testzahlen und Testregimes.
- Was medial komplett unter den Tisch gekehrt wird, ist, dass die absolute Anzahl von Corona-Patienten auf Intensiv trotz einer deutlich höheren Zahl an aktiven Fällen (544.000 Personen mehr) entgegen der journalistischen Schreckensbilder nur leicht über dem Vorjahr liegt (+710 Patienten in ganz Deutschland). Gleichzeitig liegt die Anzahl derer mit positivem Test, die beatmet werden (+64 Patienten) in etwa auf Vorjahrestand; mit anderen Worten: Bei viel mehr Infizierten befinden sich prozentual deutlich weniger Patienten auf Intensiv (0,6% aktuell vs. 1,3% als vor einem Jahr, das sind 58% weniger) bzw. müssen beatmet werden (0,28% aktuell vs. 0,78% vor einem Jahr, also 64% weniger). Auch die Anzahl der an und mit Corona Verstorbenen im November ist lt. RKI zurückgegangen (2020: 5796; 2021 5.615).
Und das, obgleich im Mittel im November 2021 rund 530.000 aktive Fälle vom RKI gezählt wurden, während es im Vorjahr „nur“ knapp 300.000 waren. D.h auch die Fallsterblichkeit (CFR) scheint deutlich gesunken zu sein. Das sind doch sehr gute Nachrichten, die aber leider nirgendwo zu lesen sind. - Mit Corona-Patienten sind aktuell rund 21% der Intensivbetten belegt (Vorjahr 14%). Das klingt widersprüchlich – kaum mehr Patienten, aber höhere Belegungsquote?- , hat aber damit zu tun, dass über 5.000 Intensivbetten im Vergleich zum Vorjahr „abgebaut“ wurden (besser: Im DIVI Register nicht mehr als betreibbar ausgewiesen werden).
Was aktuell ebenfalls zugelegt hat, ist die Belegung durch Nicht-Corona-Patienten, weil scheinbar anders als vor einem Jahr, die Krankenhäuser den Regelbetrieb nicht mehr so herunterfahren wollen oder aus finanziellen Gründen können. Auch hierüber kein Sterbenswörtchen in den Medien
Mediales Schreckensbild kann nicht stimmen
- In jedem Krankenhaus mit Intensivstation liegen in Deutschland im Schnitt lediglich 1,9 Beatmungspatienten mit positivem Corona-PCR Test (nicht 19, nicht 190). Ja, die mögen betreuungsintensiver sein. Aber man erkennt an dieser Verhältniszahl sofort, dass das medial gezeichnete Schreckensbild flächendeckend nicht stimmen kann. Es wird, wie immer, einzelne Krankenhäuser geben die vollgelaufen sind, in anderen wird gar nichts los sein.
- Die maximale Zahl (Peak-Wert) der beatmeten Patienten mit positivem Corona-Test lag bei 3.211 (04.01.2021). Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass das medizinische System zu keiner Zeit überfordert war und auch mit diesem Peak gut zurecht kam. Aktuell liegt die Zahl der beatmeten „Covid-Patienten“ bei 2.383, das ist 25% weniger als im Peak. Das Problem ist also auch hier nicht die Anzahl der Patienten, sondern die mysteriös abgemeldeten Intensivbetten.
- Mit einer ministeriellen Anordnung hatte Jens Spahn 2020 die von ihm selbst vorangetriebene Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung ausgesetzt. Diese hat den Personalschlüssel anfang 2020 ggb. dem Vorjahr deutlich verschärft, der u.a. zum Betrieb eines Intensivbettes notwendig ist. Wenn dieser Schlüssel nicht erreicht wird, darf das Bett aber nicht mehr ans DIVI gemeldet werden. Durch das Inkraftreten der Verschärfung sind im August 2020 über 4.000 Betten von einem Tag auf den anderen verschwunden. Die Anzahl der Betten sind also durch administratives Einwirken nach oben oder unten beeinflussbar Hätten wir diese 4.000 Betten nach wie vor, wäre die Auslastungsquote relativ entspannt. Es erscheint mir außerordentlich widersinnig, dass ein Land „in höchster Not“ sich nicht des Themas Bettenschwund annimmt.
Als Fazit der vorstehenden Einordnungen kommt Berner zu einem recht deutlichen Urteil:
„Es ist m.E. verantwortungslos von Medien und Politik, nun tagtäglich erneut auf den Inzidenz-Rekorden herumzureiten. Die Belegung der relevanten high care Betten (=Beatmungsbetten) liegt in etwa auf Vorjahresniveau. Kritisch, und das ist der viel wesentlichere Aspekt, ist die Bettenanzahl (die Kapazität), die sich stark vermindert hat.
Dies scheint aber weniger dem Umstand geschuldet, dass ein Massenexodus an Klinikpersonal stattgefunden hat, sondern eher einer Verordnung , die aus politischen Gründen eingeführt, dann ausgesetzt und hernach wieder in Kraft getreten ist (Siehe Ziffer 17 für details). Es wäre sehr naheliegend, dass man diesen Punkt medial und politisch hinterfragt. Wo sind die Betten hin und was kann man tun, um die Kapazitäten zu erhöhen? Anstelle dessen fokussieren sich unsere Politiker ausschließlich auf Maßnahmen und Verschärfungen wie 3G, 2G, 2G+, Impfpflicht und geben sich totalitären Lockdownphantasien hin – aber das Naheliegenste wird nicht getan, für betreibare Intensiv-Betten sorgen. Das lässt einen wirklich ratlos zurück.“
Wer Details, Quellen und weiterführende Erörterungen zum Thema lesen möchte, sei auf den zitierten Originalpost (und weitere interessante Beiträge) auf Lewin Berners Facebook-Seite verwiesen.