Horst D. Deckert

Ukraine-Krieg: Pentagon Thinktank RAND Corporation fordert einen Verhandlungsfrieden

Eigentlich ist die RAND Corporation nicht gerade für eine pazifistische Haltung bekannt. Doch die Pentagon-nahe Denkfabrik warnt vor den Risiken eines langen Ukraine-Krieges und fordert ein Ende des Konflikts durch Verhandlungen ein.

Elf Monate lang dauert die russische Militäroperation in der Ukraine bereits an. Ein kriegerischer Konflikt, der bereits hunderttausende Menschenleben forderte und infolge der anhaltenden Waffenlieferungen des Westens an das Kiewer Regime noch für längere Zeit nicht zu einem Ende kommen dürfte. Doch während sich vor allem die Spitzenpolitiker von Washington über London bis nach Berlin und Warschau weiterhin für eine bedingungslose Unterstützung der Ukrainer einsetzen, scheinen einflussreiche US-Militärstrategen ein baldiges Ende des Konflikts zu bevorzugen.

In einem insgesamt 32 Seiten umfassenden Dokument haben die Autoren der RAND Corporation, einer neokonservativen Denkfabrik mit engen Verbindungen zum Pentagon und zum Weißen Haus, die Verlängerung der kriegerischen Auseinandersetzung durch die anhaltenden Waffenlieferungen nun kritisiert. Stattdessen solle man einen Verhandlungsfrieden anstreben. Die Zusammenfassung auf der Einführungsseite lautet wie folgt:

Die Autoren argumentieren, dass neben der Minimierung der Risiken einer größeren Eskalation den Interessen der USA am besten gedient wäre, wenn ein langwieriger Konflikt vermieden würde. Die Kosten und Risiken eines langen Krieges in der Ukraine sind beträchtlich und überwiegen die möglichen Vorteile eines solchen Verlaufs für die Vereinigten Staaten. Obwohl Washington die Dauer des Krieges nicht selbst bestimmen kann, kann es Schritte unternehmen, die ein Ende des Konflikts auf dem Verhandlungswege wahrscheinlicher machen.

Russland weiter (wirtschaftlich und militärisch) zu schwächen würde den US-Interessen nicht signifikant nützen, so die US-Strategen in ihrer Studie. Denn die Auswirkungen auf die Energie- und Lebensmittelmärkte weltweit würden sich im Laufe der Zeit verstärken. Auch die anhaltende militärische Hilfe für die Ukraine könne mit der Zeit untragbar werden, weil die russischen Truppen wohl bald wieder größere Gebietsgewinne erzielen würden. Ganz zu schweigen davon, dass Washington kein Interesse daran haben könne, dass Russland ein chinesischer Klientelstaat werde. So schreiben die Strategen:

Und obwohl Russland unabhängig vom Zeitpunkt des Kriegsendes stärker von China abhängig sein wird, hat Washington ein langfristiges Interesse daran, dass Moskau sich Peking nicht völlig unterordnet. Ein längerer Krieg, der die Abhängigkeit Russlands erhöht, könnte China Vorteile in seinem Wettbewerb mit den USA verschaffen.

Der Ressourcenreichtum Russlands und die industrielle Kraft Chinas sind aus US-Sicht eine gefährliche Kombination, die das globale Machtgefüge massiv zu Ungunsten der Vereinigten Staaten verschieben wird. Geostrategisch haben sich die Amerikaner mit der ständigen Abweisung Russlands (welches früher auch einen NATO-Beitritt anstrebte, um so eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur “von San Francisco bis nach Wladiwostok” zu schaffen) und der feindseligen Behandlung Moskaus selbst einen Bärendienst erwiesen.

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