Bei der Energiewende entwickelte sich die „Vierte Gewalt“ zur fünften Kolonne von grünen Ideologen.
von Manfred Haferburg
In diesem Beitrag möchte ich unter Auslassung der politischen Verantwortlichkeit das epische Komplettversagen der Medien beleuchten, das Deutschland in eine veritable Energiekrise mit noch ungeahnten Auswirkungen auf den Wohlstand und die Demokratie verführt hat.
Zu Anfang möchte ich klarstellen, dass es Ausnahmen gibt. Es gibt sie: die guten Journalisten, die gebildet sind, und ihre Berufung ernst nehmen, ihre Kunden darüber zu informieren, was ist.
Die Presse ist eine Macht – man nennt sie gern die Vierte Gewalt. Diese Vierte Gewalt im Staate ist durch nichts legitimiert. Sie ist niemandem rechenschaftspflichtig. Sie ist für nichts verantwortlich. Sie wird vom Streben nach Geld, Aufmerksamkeit und Macht getrieben. Heuchelei, Unkenntnis, ideologische Voreingenommenheit und Arroganz gegenüber den Menschen außerhalb ihrer Blase sind Markenzeichen der Hauptstrommedien geworden. Die Medien gerieren sich heute als „loyale Opposition“, hyperloyal zur linksgrünen Regierung. Junge Journalisten wollen ihre Leser erziehen, können aber noch nicht einmal richtiges Deutsch schreiben. Viele Medienkonsumenten wenden sich mit Grausen ab.
Doch das wäre nicht das Schlimmste. Die Vierte Gewalt greift massiv in die Wirtschaft ein. Im Einklang mit politischen Ideologen bekämpfen sie Technologien. Sie haben den Transrapid zerstört. Sie sind dabei, die Autoindustrie kaputtzuschreiben. Sie teilten die Energiequellen in Freund und Feind ein. Die Feindenergie wird mit medialem Dauerfeuer bekämpft.
Unbedarfte Journalisten, beim Herunterschreiben der vermeintlichen Feindenergien von keinem Wissen über Energiesysteme getrübt, operieren am offenen Herzen einer Industrienation. Wenn sie damit fertig sind – Operation gelungen, Patient tot.
Seit Ende der 1970er Jahre schreibt die (west)deutsche Presse im Einklang mit der grünen Bewegung die Kernkraft nieder – mit Erfolg. Es kamen nur noch „Experten“ zu Wort, die sich kritisch zur Kernkraft äußerten. Nur noch die Risiken der Kernkraft wurden thematisiert und überhöht, der Nutzen negiert. Die Kernkraftunfälle von Tschernobyl und später Fukushima wurden und werden von der Deutschen Presse bis ins Groteske überhöht, die Deutschen Kernanlagen fern jeder Realität vermonstert.
Die Wasserstoffexplosionen in Fukushima liefen auf allen Kanälen in Endlosschleife. Ich erinnere noch, wie deutsche Leitmedien allen Ernstes und entgegen jeder Realität behaupteten, in Fukushima wäre die Betriebsmannschaft aus der Anlage geflohen, es würden Jugendliche und Obdachlose in tödlicher Strahlung verheizt und die Feuerwehr würde mit vorgehaltener Waffe zur Havarie-Bekämpfung gezwungen. Nicht ein Wort davon stimmte. In Deutschland wurde von den Medien, analog wie nach Tschernobyl, eine Strahlenangstpanik erzeugt. In deutschen Medien wurden zehnmal so viel Forderungen nach dem Ausstieg kolportiert wie in Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Sogar in Japan selbst fand diese Panikmache nicht statt.
Als Resultat dieser Propaganda glauben heute viele Deutsche daran, dass Kernenergie des Teufels ist. Als Folge davon ist die deutsche Kernenergie in einem Jahr Geschichte, und das für die nächsten 25 Jahre. Schon werden neue Teufel gejagt. Die Kohlekraftwerke und die Autos sind jetzt dran. Die Strahlenangst wurde durch Klimaangst ergänzt, ohne ganz zu verschwinden.
Dann kam Corona dazu und drei Ängste koexistieren nun in Deutschland – Strahlenangst, Klimaangst und Coronaangst. Politik, Wirtschaft und das ganze gesellschaftliche Leben werden durch von den Medien angeheizte Ängste bestimmt. Kein Mensch weiß mehr, was Henne oder Ei war. Teufelskreise wurden in Gang gesetzt.
So etwas kann nicht gutgehen. Da hilft auch nicht, dass die sonst hochgelobte Europäische Union die Kernenergie als grün einstufen wird. Glaubt vielleicht irgendwer, dass von der Leyen diese Einstufung ohne den vorherigen Segen ihrer Meisterin Merkel vornimmt? So legte die aus dem Amt Geschiedene der Ampel ein richtig faules Ei ins Regierungsnest. Warum? Wenn die neue Regierung alt aussieht, steht die alte Regierung dann nicht automatisch in besserem Lichte da?
Deutschland ist mit seiner Energiewende in voller Fahrt als Geisterfahrer unterwegs. Die Protagonisten geben Vollgas im Angesicht der Mauer am Ende der Sackgasse. Der Zusammenstoß mit der Physik und Ökonomie wird verheerend sein. Und wieder wird die Journalisten keine Verantwortung treffen.
Man stelle sich einen Lockdown vor, in dem für mehrere Tage erst der Strom ausfällt, dann das Trinkwasser und zuletzt die gesamte Versorgung mit allem, was zum Leben gebraucht wird.
Doch bis dahin geht es unverdrossen weiter. Die deutsche Energiepolitik hat sich in ein unlösbares Dilemma manövriert. Egal, was sie jetzt machen, es ist falsch. Will die Regierung die Energiewende korrigieren, haben sie ihre eigenen Klientel an der Gurgel. Revidieren sie die Energiewende nicht, bekommen sie es mit der Physik und der Ökonomie zu tun.
Die Medien haben erfolgreich mit fast religiös anmutendem Eifer Feindenergieträger definiert, die von vielen Deutschen nun für Teufelszeug gehalten werden, das unbedingt und um jeden Preis ausgemerzt werden muss. Ich behaupte, dass weder die Politik noch die Medien oder noch weniger die Durchschnittsbürger die Tragweite der Situation auch nur annähernd überschauen können.
Aus der Pfui-Kernenergie ist Deutschland bis auf die letzten drei KKW mit 4,5 GW ausgestiegen. Die kommen im nächsten Jahr dran. Damit sind unter dem Beifall der Medien innerhalb von 10 Jahren etwa 25 Prozent der deutschen Stromerzeugung und über 50 Milliarden an Anlagenwert vernichtet worden. Bis 2030, also in acht Jahren, sollen dann die Kohlekraftwerke geschlossen werden. Damit sind nochmal 26 Prozent Erzeugungskapazität weg. Dann hat es Deutschland geschafft, die Hälfte seiner Stromerzeugungskapazität und 80 Prozent seiner grundlastfähigen Stromerzeuger zu vernichten. Es bleiben 16 Prozent Erdgas, 3 Prozent Wasser und 8 Prozent Biomasse für Grundlast übrig. Den Rest sollen Wind und Sonne erzeugen, die aber wetter- und tageszeitabhängig sind. Leider hat wider grünes Erwarten niemand bezahlbare Großspeicher erfunden.
Das bedeutet, man muss von heute an bis 2030 jeden Tag 10 Windräder und 5.000 Solardächer installieren, nur um die Nominalleistung, die durch Abschaltung bestehender Kraftwerke verloren geht, zu ersetzen. Vom Geld abgesehen – gibt es in Deutschland noch eine Industrie, die das schafft?
Da aber Wind und Sonne immer noch machen, was sie wollen, müssen Gaskraftwerke gebaut werden. Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck setzt daher auf neue Gaskraftwerke. „Erdgas ist für eine Übergangszeit unverzichtbar“, steht auch im Koalitionsvertrag. Was da nicht steht: das heißt, es müssen bis 2030 mindestens 100 mittlere Gaskraftwerke von je 300 MW errichtet werden – also von heute an mindestens 12 Gaskraftwerke pro Jahr. Diese befinden sich aber noch nicht mal in der Vorprojektphase. Sie sind noch nicht einmal erfunden, legt man die Ansprüche des EU-Green-Deals an ihre Abgaswerte an.
So ein Gaskraftwerksprojekt dauert 5 bis 8 Jahre bis zur Produktionsreife – wenn die Finanzierung steht. Da aber Teile der grünen Regierungspartei auch dem Erdgas den Krieg erklärt haben, nimmt keine Industrie das Risiko auf sich. Der Staat wird sie bauen und der Steuerzahler finanzieren müssen. Zusätzlich werden diese Gasstromerzeuger nicht rentabel sein, da sie nur produzieren dürfen, wenn der Wind nicht weht. Seit Juni 2020 hat sich der Gaspreis verdoppelt. Der Strom aus Gaskraftwerken wird damit unbezahlbar teuer.
Und gibt es überhaupt die industrielle Fertigungskapazität zur Errichtung von 100 Gaskraftwerken in so kurzer Zeit? Von den 100 Milliarden notwendigen Investitionsvolumens gar nicht zu reden.
Und man will ja gleichzeitig Industrie und Verkehr auf grünen Wasserstoff umstellen. Um das zu bewerkstelligen, braucht man für dessen Erzeugung entweder für jeden Quadratkilometer deutscher Landesfläche ein Windrad plus noch nicht erfundene Speicher oder zusätzlich nochmal 150 Gaskraftwerke obendrauf auf die schon erforderlichen 100. Vom notwendigen Netzausbau habe ich noch gar nicht gesprochen.
Wer jetzt verwirrt ist, ist es zu Recht. So etwas kann nicht gut gehen. Die Fortsetzung der Energiewende wie vorgesehen und medial bejubelt, ist eine Mission impossible. Der politmediale Komplex hat die Bevölkerung hinter die Fichte in die Energiekrise geführt. Man weiß nur nicht, was zuerst zuschlägt: die Physik oder die Ökonomie. Ich tippe eher auf die Ökonomie. Weil das Zuschlagen der Physik ein verheerender Blackout sein wird.
Gerade erhalte ich die Information, dass EON seinen Kunden für grüne Energie 65 Cent/kWh in Rechnung stellt. Sollte auch nur ein Teil der Regierungspläne umgesetzt werden – ein Schnäppchen. Die Kilowattstunde Strom wird bei der Vollendung des Atom- und Kohleausstiegs wohl um einen Euro kosten. Und da für die Herstellung einer Kilowattstunde grünen Wasserstoffs vier Kilowattstunden Strom benötigt werden, kostet eine Kilowattstunde Wasserstoff dann so um vier Euro. Ich bin schon gespannt, was die Energiewende-Schönrechnerin der Nation Claudia Kemfert uns dann vorrechnen wird.
Der Verbraucher muss sich auf Stromkosten um einen Euro pro kWh einstellen – für Strom, den es aber nicht immer gibt, sondern nur ab und zu. Da kein Produkt ohne Energie hergestellt werden kann, werden die Energiepreise zum Booster für die Inflation und zur Ursache einer Mangelwirtschaft.
Zuerst wird die energieintensive Industrie die Flucht ergreifen, sie kann solche Preise im Wettbewerb auf dem Weltmarkt nicht abbilden. Aluminium-, Karbid-, Glas- und Papierindustrie sind schon unterwegs – Aufzählung unvollständig. Doch auch die Verbraucher werden irgendwann mit Heugabeln und Dreschflegeln vor dem Bundestag auftauchen und die Energiewendeprotagonisten zum Teufel jagen wollen. Oder das Land versinkt vorher im Chaos eines Blackouts.
Eigentlich könnten die Kernenergieländer um Deutschland herum sich jetzt schadenfroh zurücklehnen und Popcorn naschend dem kommenden Fiasko zusehen. Doch selbst das ist zu kurz gedacht. Ist doch das Stromnetz europaweit intensiv auch über Ländergrenzen verbunden. Und so könnte es sein, dass ein Blackout in Deutschland auch seine Nachbarn mit ins Chaos reißt. Also verbietet sich jede Schadenfreude.
Dem geneigten Leser kann ich nur anraten, sich mit reichlich Trinkwasser in Flaschen, Kerzen, einem Campingkocher, Nudeln, reichlich Mülltüten und Klebeband einzudecken. Wozu diese Ingredienzien bei einem Blackout gut sind, wird jeder dann selbst entdecken. Und ein gut gefüllter Rotweinkeller kann im Falle des Falles nicht schaden.
Milliardengeschäft „grünes“ Erdgas: Ampel haucht Zombie-Kraftwerken Leben ein – FOCUS Online
Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier