Horst D. Deckert

Unwirtschaftliche Packungsgrößen: Spahn bestellt massenweise Impfstoffe für den Müll

Alles im maximalen Interesse der Pharmaindustrie und Impfstoffhersteller, aber zum maximalen Schaden des Steuerzahlers: Auf diesen simplen Nenner ließe sich die ganze Impfkampagnen- und Lobbyarbeit von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bringen. Obwohl die Gesundheitsbehörden vor Ort und – von diesen argumentativ munitioniert – auch die Landesgesundheitsministerien dafür plädieren, Gebinde von Einzel-Impfdosen zu bestellen anstelle der Fläschchen mit 6 bis 7 Impfdosen, die nach Öffnung schnell aufgebraucht werden müssen, weil sie ansonsten nicht mehr zu verwenden sind, weigert sich Spahn, auf die Packungsgröße Einfluss zu nehmen.

Diese sei „Sache der Hersteller„, sagte eine Ministeriumssprecherin Spahns; man habe „grundsätzlich keinen Einfluss auf die vom pharmazeutischen Unternehmer entwickelte und auch in den Zulassungsunterlagen hinterlegte Packungsgröße„. Wie bitte? Es gibt in Deutschland nur EINEN Abnehmer für die Impfstoffe – und das ist der Staat, der mit abnormen Milliardenbeträgen ein faktisches Monopson für Big Pharma aufrechterhält. Da sich das Problem der schlechten Dosierbarkeit mittlerweile, bei sinkender Impfnachfrage, prinzipiell auch in anderen Staaten stellt, wäre es ein leichtes, etwa EU-weit auf entsprechende Änderungen der Gebindegrößen oder Füllmengen zu bestehen. Alleine Deutschland als größter europäischer Einzelabnehmer hätte selbstverständlich die Macht, diese Parameter vorzugeben.

Doch hierzu fehlt der politische Wille; sowenig wie sich Spahn der dreisten Verteuerung der Impfstoffe durch Biontech und Moderna um rund 25 Prozent entgegenstellt, sowenig will er hier für Misshelligkeiten sorgen und vermeidet a priori Konflikte – und man fragt sich mittlerweile ernsthaft, zumal im Lichte der dubiosen und unseriösen Immobiliengeschäfte und anderer Instinktlosigkeiten dieses Ministers, wieso dem so ist. Profitiert Spahn hier in irgendeiner Weise? Wie wird ihm seine Geschmeidigkeit im Umgang mit den Impfkonzernen gedankt? Die Formulierung seiner Sprecherin, man stehe generell „in engem Austausch mit den pharmazeutischen Unternehmern„, auch wenn es um etwaige kleinere Packungsgrößen gehe, wirft hier mehr Fragen auf, als zugleich beantwortet werden.

Spahns merkwürdige Geschmeidigkeit gegenüber Big Pharma

Tatsache bleibt: Die deutschen Ärzte werden dazu gezwungen, zu große Flascheneinheiten zu kaufen, von denen sie – selbst bei voller Ausschöpfung der Haltbarkeitsfristen – wegen der derzeit erreichten Nachfragesättigung an Impfstoffen einen Gutteil wegschütten müssen. Gerade erst verschenkte Deutschland 30 Millionen nicht benutzter Impfstoffe (Astrazeneca) ins Ausland – es gibt mittlerweile viel zu viel von dem Zeugs, weil die Impfkampagne in Arztpraxen zum Erliegen zu kommen droht. Ab Mitte August gibt es dort absehbar kaum noch Erstimpfungen, berichtet „Business Insider“ unter Berufung auf eine interne Bestellliste für Impfstoff. Für die Kalenderwoche 33, also ab Mitte August, sind bundesweit nur noch etwa 227.800 Impfdosen geplant.

Schon Mitte dieser Woche lag die Zahl der verabreichten Erstimpfungen am vierten Tag in Folge unter der Marke von 100.000 Impfungen, so „dts Nachrichtenagentur“. Die Impfwilligkeit hat anscheinend einen Tiefpunkt erreicht. Das Mindeste, was die Regierung hier tun sollte, wäre, für wirtschaftliche Füllmengen der Dosen zu sorgen, damit der Steuerzahler nicht für entsorgungsreife Impfstoffe blechen muss.

Am allerbesten wäre es natürlich, würde man Spahn mit den abgelaufenen Dosen gleich mitentsorgen. (DM)

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