Sie leiden am meisten und werden am wenigsten gefragt, wie es ihnen in der Corona-Krise geht: Die Kinder. Ich hatte die Schwestern Ella (9 Jahre) und Emily (11 Jahre) – vor Aufhebung der Maskenpflicht – im Studio zu Gast und wollte wissen, wie sie die Maßnahmen und die Spaltung in den Schulen erlebt haben und was sie ändern würden, wenn sie Bundespräsidentin wären.
Zwei Interviews von Edith Brötzner
Emily ist elf Jahre alt und besucht die zweite Klasse einer Hauptschule. Besonders anstrengend in der Corona-Zeit war für sie das eigenständige Lernen zu Hause im Homeschooling ohne Lehrer als Ansprechpartner. Übungszettel allein reichten für die Schülerin nicht aus, um den Schulstoff zu verstehen. Während die genesene Emily die Krankheit selbst nicht wirklich als schlimm empfunden hat, war die Quarantänezeit eine besondere Herausforderung für sie. Besonders der versäumte Schulstoff und die fehlende Zeit mit ihren Freunden waren für die Schülerin belastend. Die Gespräche über die Corona-Impfung haben aus Emilys Sicht in der Schule nichts verloren. Zum einen sieht sie die Impfung als persönliche Entscheidung und zum anderen gab es einige Situationen, in der sie sich als Ungeimpfte aus der (geimpften) Klassengemeinschaft ausgeschlossen fühlte. Auch Mobbing war für die aufgeschlossene Schülerin ein Thema in der Corona-Zeit.
Viele Eltern wissen nicht, wie es ihren Kindern mit der Maske geht
Als einzige, die maskenbefreit war, musste sie spitze Bemerkungen der Schulgemeinschaft aushalten. Auf die Kinder, denen es beim Maskentragen schlecht geht, wurde nur wenig Rücksicht genommen. Selbst Schulkolleginnen, die vom Unterricht heimfahren mussten, weil ihnen vom Maskentragen schlecht war, bewirkten kein Maßnahmen-Umdenken. Emily vermutet, dass die meisten Eltern gar nicht wissen, wie es ihren Kindern mit der Maske geht. Die Corona-Regeln empfindet die Schülerin als anstrengend. Abstand, Desinfizieren und Maske statt Geburtstagsfeiern mit Freunden sind für sie kein guter Tausch. Den Ninjapass sieht die Elfjährige als schwerst diskriminierend. Schließlich sollte man alle Kinder gleich behandeln. Wäre sie Bundespräsidentin, würde sie Masken- und Impfpflicht sofort stoppen und die Impfung generell abschaffen.
Interview mit Ella, 9 Jahre
Auch Emilys neunjährige Schwester Ella hat ähnliche Erfahrungen in der Volksschule während der Corona-Zeit gesammelt. Obwohl auch sie eine Maskenbefreiung besitzt, wurde sie mehrmals unter Androhung eines Besuchs in der Schuldirektion zum Maskentragen aufgefordert. Dadurch, dass auch eine ihrer Klassenkolleginnen maskenbefreit war, fühlte sich Ella gestärkt und nicht allein. Corona empfindet die Neunjährige als besonders schlimm. Weniger die Erkrankung, die sie selbst gut überstanden hat, als die Maßnahmen und den fehlenden Kontakt zu ihren Freunden in der Corona-Zeit. Auch Ella hat klare Pläne, was ihre erste Amtshandlung als Bundespräsidentin wäre: Sie würde die Impfpflicht abschaffen.
Vielleicht braucht es einen guten Kurswechsel, was schon Grönemeyer früh erkannt hat: „Kinder an die Macht.“ Oder zumindest ein offenes Ohr für die Sorgen unserer jüngsten Generation und Zukunft, bevor wir im Herbst dieselben (Maßnahmen-) Fehler wiederholen.