Wie fest sitzt das Mullah-Regime in Teheran tatsächlich im Sattel? Die zunehmenden Proteste könnten der islamistischen Führung gefährlich werden, zumal nicht nur die Inflation dahinter steckt. Die Menschen sind zunehmend unzufrieden mit dem Regime.
Quer durch den Iran demonstrieren die Menschen. Einerseits wegen der stark steigenden Preise für Lebensmittel und Energie, andererseits wächst auch der Unmut über die islamistische Mullah-Führung und die Korruption unter den Islamischen Revolutionsgarden. Letztere haben in den letzten Jahren sukzessive die wirtschaftliche Kontrolle in dem südasiatischen Land übernommen.
In den Städten des Landes sind die Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die lähmende politische und wirtschaftliche Lage zu protestieren. Inoffiziellen Berichten zufolge haben Sicherheitskräfte mindestens vier Menschen getötet. Die Demonstranten, die aus allen Gesellschaftsschichten kommen, rufen Parolen, die sich gegen die Spitzen des klerikalen Systems richten, darunter der Oberste Führer der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei, und Präsident Ebrahim Raisi. Es ist anzunehmen, dass auch CIA und Mossad die Proteste unterstützen, um das ungeliebte Regime zu schwächen.
In den Städten, in denen die Proteste andauern, wird das Internet von der Regierung entweder gekappt oder teilweise gedrosselt, um die Verbreitung der Nachrichten zu kontrollieren. Die Unruhen begannen, nachdem die Regierung am vergangenen Mittwoch die Subventionen für Grundnahrungsmittel wie Speiseöl, Eier und Milch gekürzt hatte. So stiegen beispielsweise die Preise für Speiseöl über Nacht um mehr als 400 Prozent, jene für Mehl um 500 Prozent. Die bei den Protesten vorherrschenden Slogans wie „Nieder mit Khamenei, Nieder mit dem Diktator“ und „Wir wollen nicht, dass der Mullah regiert“ deuten jedoch darauf hin, dass der Protest gegen die marode Wirtschaft einer anderen Hauptforderung folgt: dem Sturz des Systems.
Beobachter gehen davon aus, dass die aktuellen Proteste sogar noch größer sind als jene von 2019, als sich die Aufstände vor allem auf die Hauptstadt Teheran konzentrierten. Damals, vor drei Jahren, wurden bei den Protesten gegen die Regierung inoffiziellen Angaben zufolge hunderte Menschen getötet und tausende Demonstranten verhaftet. Genaue Zahlen sind wegen der Zensur nicht zu erhalten. Doch nun protestieren die Menschen auch in den kleineren Städten, weil die Preise ins Unermessliche steigen und die herrschenden Eliten weiterhin im Wohlstand schwelgen.
Zwar ist die Zahl der Demonstranten noch überschaubar, doch je weiter sich die wirtschaftliche Lage zuspitzt, desto größer wird auch der Unmut in der Bevölkerung. Vor allem auch deshalb, weil sie wissen, dass die Eliten und deren Familien garantiert keinen Hunger leiden und sich keine Sorgen wegen leerer Supermärkte machen müssen.