Horst D. Deckert

Wenn die EU nicht will, freuen sich andere: Russland leitet Gas von Nord Stream 1 um

Nord Stream 1 bleibt vorerst dicht, doch das Erdgas soll dennoch verkauft werden. Gazprom leitet nun offensichtlich Lieferungen an eine neue Verflüssigungsanlage nahe des Startpunkts der Pipeline um, wo bereits ein LNG-Tanker wartet.

Auf der einen Seite jammern die europäischen Politiker über den fehlenden Gasfluss über die Pipeline Nord Stream 1, die unter anderem auch wegen der westlichen Sanktionen still steht, auf der anderen Seite wollen sie eben diese Sanktionen auch nicht aufheben. In Moskau geht man mittlerweile offenbar davon aus, dass diesbezüglich auch in den kommenden Monaten keine Bewegung zu erwarten ist (und vielleicht sogar der Status Quo einfach bleibt). Denn nahe des Startpunktes der Pipeline wurde vom staatlichen Gaskonzern Gazprom mittlerweile eine Verflüssigungsanlage errichtet, die den Export von LNG über Flüssiggastanker ermöglicht, wie Interfax berichtet.

Yesterday, Gazprom began producing Liquified Natural Gas (LNG) at the newly built Portovaya plant at the origin of the Nord Stream pipeline in Vyborg, Russia.

Why is this significant? ? pic.twitter.com/2zCkEqOciT

— professional hog groomer (@bidetmarxman) September 6, 2022

Vitaly Markelow, der stellvertretende CEO von Gazprom, sagte laut der russischen Nachrichtenagentur auf dem Östlichen Wirtschaftsforum (EEF) in Wladiwostok, dass die Anlage bei Portowaya in der Nähe der Kompressorstation für Nord Stream 1 mittlerweile bereits 30.000 Tonnen an Flüssiggas produziert habe. Dieses soll dann in die Enklave Kaliningrad an der Ostsee geliefert werden, um dort das LNG-Portfolio des Konzerns zu erweitern. Ein Tanker werde bereits beladen und die gesamte Produktionskapazität liege bei 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr.

Für Russland wird der Verkauf von Flüssiggas an Kunden, die per Pipeline nicht erreichbar sind, immer wichtiger. Insbesondere auch deshalb, weil gerade die Europäer im Zuge der westlichen Sanktionen den Kauf von russischem Erdgas zunehmend einschränken. Viele andere Staaten weltweit beteiligen sich jedoch nicht an diesem Wirtschaftskrieg und versuchen die nationalen Interessen zu wahren, indem sie für mehr Energiesicherheit sorgen.

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