Horst D. Deckert

Wenn Migration zum Klops wird…

Falafel gut, Flüchtlinge gut, alles gut! (Foto:Imago)

Wenn jemand gerne isst, dann ich. Man sieht es mir auch deutlich an. Da probiere ich auch gern einmal etwas Exotisches aus, vor allem, wenn es angenehm duftet und ansprechend aussieht. Aber demnächst muss ich wohl vorsichtiger sein – nicht wegen meines Magens, sondern weil sich in Deutschland immer häufiger der Gedanke durchsetzt, man müsse neben den Köstlichkeiten einer Kultur auch deren unangenehme Seiten akzeptieren. Jedenfalls, wenn es nach dem Verfasser dieses Tweets geht, der aber durchaus vielen Deutschen aus der Seele zu sprechen scheint:

(Screenshot:Twitter)

Menschen handeln schon mit Dingen aus fernen Ländern, seitdem sie Möglichkeiten gefunden haben, dorthin und wieder an einem Stück zurückzureisen (meistens jedenfalls) – aber dieser Gedanke ist neu. Sonst hätten sich Kartoffeln und Mais wohl nie in Europa durchgesetzt – wer hätte schon die Opferrituale diverser indigener Südamerikaner gleich mit übernommen? Auch streben die Freunde indischer Küche nicht danach, in Deutschland das Kastenwesen einzuführen (es sei denn die Kasten der Geimpften und Ungeimpften). Die Freunde der Migration hingegen fühlen sich durch Falafel für allerlei entschädigt: Wer stört sich schon an ächzenden Sozialsystemen, importiertem Antisemitismus und einem frauenverachtendem Weltbild, wenn dafür ein neues Rezept für Kichererbsen-Klopse ins Land kommt?

Es ist schon seltsam: In der Kopftuchdebatte wird uns Deutschen häufig vorgeworfen, wir akzeptierten es nur bei Frauen, die einer „niedrigen“ Arbeit, etwa dem Reinigen von Gebäuden, nachgehen. Müsste es dann nicht konsequenterweise auch als rassistisch betrachtet werden, Migranten auf ihre gastronomischen Fähigkeiten zu reduzieren? Genau das aber geschieht durch naive Befürworter der Masseneinwanderung nahezu täglich, und hat das Narrativ, Gastarbeiter hätten „Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut„, nahezu ersetzt. Da zahlt ein Migrant 2.000 Dollar und mehr alleine für sein Visum zur Einreise nach Europa – und statt ihm einen gut dotierten Posten als Quantenphysiker anzubieten, soll er in Deutschland Kichererbsen frittieren? Das ist Menschenverachtung in Reinform.

Aber mal im Ernst: Kann man nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist – von der Kölner Silvesternacht angefangen bis hin zu Würzburg – tatsächlich noch guten Gewissens annehmen, Migration bedeute nur gastronomische Bereicherung in allen Facetten? Das bedeutet im Gegenzug übrigens keineswegs, in jedem Migranten einen neuen Anis Amri zu sehen, was ebenso falsch wäre. Es geht einzig allein um die Frage, auf welches Risiko man sich einlässt, wenn man auch nur mit derselben Kriminalitätsrate wie in der entsprechenden deutschen Altersgruppe kalkuliert.

Zerfließen vor Selbstmitleid

Derzeit zerfließt man in gewissen Kreisen wieder einmal vor Mitleid mit den armen Menschen, die im düsteren Wald an der polnischen Grenze Hunger und Kälte leiden. Mittendrin befinden sich schließlich auch Kinder, die für die Presse zum liebsten Fotomodell avancieren. Man möchte sie allesamt adoptieren. Moria wiederholt sich, die hausgemachte humanitäre Krise – damals hatten Flüchtlinge das Lager in Brand gesetzt – erweicht die Herzen der Deutschen. Wird hier kompensiert, dass man das Schicksal der eigenen, gegen Ende des zweiten Weltkrieges aus Ostpreußen geflohenen Landsleute auch heute bestenfalls mit einem Schulterzucken abspeist? Da bekommt das Wort „Bevölkerungsaustausch“ gleich eine ganz andere Bedeutung: Man schafft sich Flüchtlinge, denen man die Empathie geben kann, die man den eigenen Leuten verweigert hat – weil man nicht Gefahr laufen will, mit „Nazis“ zu sympathisieren. Das dürfte den vorwiegend jungen Männern, die sich an der polnischen Grenze drängen, ziemlich egal sein – obwohl sie mit Hilfe der Gutmenschen schon sehr gut gelernt haben, diese Grundstimmung für sich zu nutzen. Da verlangen jene noch nicht einmal mehr den ansonsten heiß geliebten Impfausweis.

Während ich begann, dies zu schreiben, wurde im ZDF die Welt auch medial wieder in Ordnung gebracht, ich schaute nur kurz hinein und war bedient. Es ging um eine „rechtspopulistische“ Gruppe – Anspielungen auf real existierende Parteien erfolgten selbstverständlich rein zufällig -, die einen islamistischen Anschlag fingiert hatte, um Stimmung gegen „die Muslime“ zu machen. Wieder einmal wurde jedes nur denkbare Klischee bedient, vom rabiaten Sexualverhalten des jungen „Obernazis“ bis hin zur Computertrollarmee, die falsche Spuren legte. Da wissen wir doch Bescheid: Der nächste islamistische Täter ist dann nicht mehr psychisch krank, sondern ein AfD-Wähler, der sich zur Tarnung einen schwarzen Bart angeklebt hat. Und der Besitzer der Falafel-Bräterei wird zum Helden des Tages, indem er den Schurken mit ein paar kross gebratenen Kichererbsen-Kroketten niederstreckt. So schön kann Selbstbetrug sein.

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