Horst D. Deckert

Wie Deutschland im Zuge der Impfflicht-Debatte die «Fallzahlen» künstlich hoch hält

Seit dem 7. März 2022 werden wieder deutlich mehr PCR-Tests durchgeführt. Entsprechend sind auch die «Fallzahlen» zwangsläufig erneut angestiegen. Interessant ist der Zeitpunkt: Dies geschieht just in dem Moment, in dem der Bundestag über die Nachfolgeregelungen zum Infektionsschutzgesetz und über die Vorlagen zur Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht diskutiert.

Vergleicht man die Anzahl PCR-Tests der vergangenen Kalenderwochen, so stellt man fest: Gegenüber der 9. Kalenderwoche hat sich die Anzahl PCR-Tests in der 10. und 11. Kalenderwoche um insgesamt 32 Prozent erhöht. Die Zahl der positiven Tests ist in diesem Zeitraum gar um 45 Prozent angestiegen!

Auf die sogenannte Positivenrate wirkte sich dieser Anstieg jedoch nur bedingt aus. Insgesamt hat sich der Anteil positiver Tests («Positivenrate») lediglich von 50,7 Prozent auf 55,7 Prozent erhöht. Hintergrund dafür: Die Anzahl «bestätigter Covid-19-Infektionen», die wöchentlich vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden, sind inzwischen deutlich höher als die Zahl der positiven PCR-Tests. Der Grund dafür: Das RKI rechnet seit der 4. Kalenderwoche 2022 zusätzlich auch noch positive Schnell- bzw. Antigentests zu den «Fallzahlen» hinzu. Somit ist eine Überprüfung der vom RKI veröffentlichten «Fallzahlen» nicht mehr möglich. In meinen Augen sind die Zahlen deshalb auch statistisch anfällig auf Fehler.

Ein Blick auf die neusten «Fallzahlen» zeigt: Diese sind seit Ende März bereits wieder leicht rückläufig. In der 12. Kalenderwoche hat die Anzahl Tests gegenüber der 11. Kalenderwoche um 146’198 Tests abgenommen. Dies entspricht 6,2 Prozent, wie die am 29. März 2022 vom Laborverbund Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM e. V.) veröffentlichten Daten verdeutlichen. Die Anzahl positiver Tests ging um 91’707 beziehungsweise 6,9 Prozent zurück.

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Grafiken/Tabellen: zVg

Der Anteil der positiven Tests ist zuletzt von 56,4 Prozent auf 50,0 Prozent gesunken. Die Zahl der «bestätigten Covid-19-Fälle» ging in der 12. Kalenderwoche um 112’012 Fälle zurück. Wie sind diese Zahlen zu interpretieren? Die sogenannte sechste «Welle» hat ihren Höhepunkt bereits überschritten. Das zeigt sich anhand der sinkenden Positivrate sowie auch anhand der rückläufigen «Fallzahlen», die täglich vom RKI gemeldet werden. Die von Our World in Data veröffentlichten Daten bestätigen diese Entwicklung ebenfalls (siehe Grafik unten). Lediglich in Deutschland steigen die sogenannten Fallzahlen noch an.

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Gemäss dem RKI sind 2022 in den ersten 12. Kalenderwochen fast 27 Millionen PCR-Tests durchgeführt worden. Zur Erinnerung: Deutschland hat rund 83 Millionen Einwohner, von denen circa 20 Millionen nicht geimpft sind. Vor diesem Hintergrund sind 27 Millionen Tests eine aussergewöhnlich hohe Zahl. Für mich steht fest: Medien und Politik haben die sogenannte sechste «Welle» genau zum richtigen Zeitpunkt künstlich erzeugt. Dies, indem sie das Testregime wieder massiv ausgebaut haben. Vor diesem Hintergrund sollte klar sein, wie die schon wieder abklingende sechste «Welle» zustande gekommen ist.

Trotz dieser sehr hohen «Fallzahlen» sind nur sehr wenige Menschen an Omikron schwer erkrankt. Bei den meisten Infizierten hat die Virusvariante zu gar keinen oder nur zu leichten Erkältungssymptomen geführt. Doch darüber haben Medien und Politiker kaum berichtet. Das Spiel ist immer wieder das gleiche: Die Menschen starren wie der berühmte Hase angstvoll auf die Schlange «Omikron» und verfallen damit wieder in Panikmodus. Wenn die Massentests auch in Deutschland endlich beendet würden, gäbe es keine «Fallzahlen» mehr! Stattdessen gäbe es wieder normale Erkältungs- und Grippewellen, so wie es schon immer der Fall war.

Die Virusvariante Omikron ist nicht gefährlicher als ein anderes Grippe- resp. Erkältungsvirus. Das verdeutlicht auch die Auslastung der Intensiv- und Normalstationen der Krankenhäuser. Ein grosser Anteil der stationär behandelten Covid-19-Patienten ist nicht wegen Covid-19 ins Krankenhaus gekommen. Das bestätigen auch die vom Klinikkonzern Helios zuletzt veröffentlichten Informationen. Nur aufgrund des PCR-Tests wurden sie «zufällig» als Covid-19-Patienten festgestellt.

Dieser Sachverhalt trifft in meinen Augen auch für die «amtlich registrierten» Covid-19-Sterbefälle zu. Viele Patienten dürften nämlich «mit» und nicht «an» einer Covid-19-Infektion verstorben sein (vgl. Grafik und Ausführung weiter unten). Allein ein Blick auf das überwiegend hohe Alter der an oder mit Covid-19 Verstorbenen verdeutlicht: Ein grosser Teil der Covid-Toten litt an Vorerkrankungen, entsprechend war jede Infektion für diese alten Menschen gefährlich.

Nachtrag

Im aktuellsten Wochenbericht des RKI vom 31. März 2022 (siehe Grafik unten) werden mittlerweile bereits 1’537’193 «Fälle» angegeben, das sind 120’829 zusätzliche «Fälle». Im Dashboard sind es jetzt 1’525’747 «Fälle».

Die Zahl der festgestellten positiven PCR-Tests wird vom RKI mit 1’275’467 angegeben. Die Zahlenangaben zu den positiven PCR-Tests enthalten nach Angaben des RKI auch Mehrfachtestungen. Die Zahl der Mehrfachtestungen liegt um 261’726 über den vom RKI gemeldeten positiven PCR-Tests.

Da vom RKI seit der 4. Kalenderwoche 2022 auch positive Antigentests (Schnelltests) mitgezählt werden, kam es in der 12. KW zu dieser Abweichung zwischen der Zahl positiver PCR-Tests und der Zahl von «Covid-19-Fällen» in Höhe von 261’726 «Fällen», was 20,5 Prozent entspricht.

Positive Antigentests werden seit Ende Januar 2022 berücksichtigt. Dies mit der Begründung, es seien nicht genügend PCR-Tests verfügbar. Ob diese Begründung zutrifft, lässt sich nicht überprüfen. Ebenfalls kann nicht überprüft werden, ob die zusätzlich vom RKI berücksichtigten positiven Antigentests zahlenmässig stimmen.

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Intensivbetten wurden massiv abgebaut

Ein Blick auf die Auslastung und die Anzahl der Intensivbetten sowie deren stetiger Schwund darf nicht fehlen. Seit Anfang August 2020 wurden 10’000 Intensivbetten bzw. 25 Prozent aller Intensivbetten abgebaut. Gäbe es tatsächlich eine gefährliche Pandemie, so hätte die Politik sicherlich alles dafür getan, die Zahl der Intensivbetten zumindest zu erhalten oder vorsorglich zu erhöhen.

Doch leider ist genau das Gegenteil festzustellen. Unten sehen sie die Zahlen zu den Intensivbetten und deren Belegung mit Covid-19-Patienten. Die Übersicht stammt von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Mit der zusätzlich gezeigten Graphik des DIVI wird der Abbau an Intensivbetten auch optisch verdeutlicht.

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Medianalter der Covid-19-Toten liegt bei 83 Jahren

Unten sehen Sie die Zahlen zu den Covid-19-Sterbefällen. Eine eindeutige Klärung der tatsächlichen Todesursachen erfolgt in Deutschland auch heute noch nicht. Die bisher veröffentlichten Berichte mehrerer Pathologen machen allerdings deutlich, dass bei sehr vielen Covid-19-Sterbefällen bestehende Vorerkrankungen als Todesursache relevant sind.

Im Zeitraum von der 11. Kalenderwoche 2020 bis zum Ende der 11. Kalenderwoche 2022 werden vom RKI insgesamt 123’300 Sterbefälle gezählt, die mit oder an Covid-19 verstorben sind. Im gleichen Zeitraum sind in Deutschland insgesamt rund 2’000’000 Menschen verstorben. Der Anteil der Covid-19-Sterbefälle liegt damit bei 6,2 Prozent.

84,5 Prozent der an oder mit Covid-19 verstorbenen Menschen waren bereits 70 Jahre oder älter. Der Altersmedian liegt nach Angaben des RKI bei 83 Jahren. Insgesamt starben 222 Menschen unter 30 Jahren an oder mit Covid-19 in Deutschland, das macht 0,17 Prozent aller Covid-19-Sterbefälle aus.

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Zum Schutz seiner Person erscheint dieser Text unter dem Pseudonym Sören Nyländer. Der richtige Name des Autors ist der Redaktion bekannt. Nyländer ist von Beruf Volkswirt und seit vielen Jahren im deutschen Gesundheitswesen beschäftigt.

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