
Die Radikalisierung des Corona-Komplexes (bzw. Komplotts) hält mit der Radikalisierung der Widerstandbewegung nicht nur Schritt, sondern stellt sie inzwischen glatt in den Schatten: Immer mehr noch vor einem Jahr diplomatische, zurückhaltende und rücksichts- bis verständnisvoll auftretende Politiker und Experten setzen inzwischen auf maximale Polarisierung und Konfrontation und outen sich als Scharfmacher, gegen die die „Coronazis“ der pandemischen Frühphase geradezu butterweich anmuten. Das „Ende der Geduld“ ist auf beiden Seiten erreicht, wobei unverschämterweise die, die ein zeitlos verstandenes neues Regime mit allen Mitteln zementieren wollen, sich als Menschenfreunde, Demokraten und Heilsbringer aufspielen.
Zu einem der übelsten Maßnahmen-Extremisten hat sich inzwischen Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery gemausert, der sich einmal mehr als radikaler Corona-Hardliner hervortat: Ihm ging offensichtlich die gestern bekannt gewordene Vorlage zu den heute offenbar gefassten Corona-Beschlüssen (ab spätestens kommender Woche Clubs und Restaurants dicht, Kontaktbeschränkungen innen und außen, Veranstaltungsverbote) nicht weit genug – deshalb polterte er pünktlich heute früh, im Vorfeld der beratenden Kanzler-Ministerpräsidenten-Runde, über die seiner Meinung nach viel zu laschen Maßnahmen und attackierte die Politik, sie könne sich wohl nicht zu einem „echten”, also völligen Lockdown durchringen. Der „Augsburger Allgemeinen“ sagte „Horror Monty Python“: „Ein Lockdown light dient nur der Besänftigung des eigenen schlechten Gewissens und der Betäubung der Bevölkerung.” Zwar seien regional begrenzte Lockdowns durchaus sinnvoll; jedoch: „Wo Lockdown draufsteht, muss auch Lockdown drin sein. Halbherzigkeit hatten wir nun wirklich genug.” Welch ein Satz. Pardon wird nicht gegeben, Schluss mit sanft und lustig, keine halben Sachen mehr!
Pardon wird nicht gegeben
Montgomerys Wut-Einlassung im Kasernenhofton sollte offenbar die zeitgleich von RKI-Cheftierarzt Lothar Wieler vorgestellte Liste des Schreckens flankieren, in der dieser „massive Kontaktbeschränkungen“ bis hin zur Ausgangssperre, verlängerten Schulferien und einen erneuten Komplett-Shutdown auch von Cafés und Restaurants, gegebenenfalls auch Geschäften gefordert hatte. Wielers weder mit dem Corona-Expertenrat im Kanzleramt (dem er selbst angehört!) noch mit Kanzler Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach abgestimmter Vorstoß wurde zwar von letzteren brüsk abgeschmettert, es kann jedoch getrost davon ausgegangen angenommen werden, dass hier weniger inhaltliche als strategische Differenzen eine Rolle spielten; vermutlich hatte Wieler lediglich die Kommunikationsagenda verletzt, weil die von ihm geforderten Maßnahmen in Wahrheit sehr wohl folgen werden – bloß eben in bewährter Manier der Salamitaktik. Einen RKI-Ego-Shooter, der mit der Tür ins Haus fällt und die Menschen zu sehr verunsichert, kann die Corona-Junta nicht gebrauchen.
Was „F U“ Montgomery betrifft, ist der Fall jedoch anders gelagert: Dieser überbietet sich mit immer schärferen Forderungen im Kampf gegen Corona seit Monaten selbst. Offensichtlich ohne die geringsten Kenntnisse über die wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Folgen der ohnehin wirkungslosen Lockdowns und einer Politik des permanenten Ausnahmezustands, verbreitet Montgomery nicht nur die längst widerlegte Mär von den Impfstoffen als Allheilmittel gegen Corona, sondern betätigt sich auch noch unablässig als gesellschaftspolitischer Brandstifter. Im September begrüßte er die Einstellung der Lohnersatzzahlungen für Ungeimpfte und ließ auch sonst kaum eine Gelegenheit aus, zur Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte beizutragen.
Letztere würden alle anderen in zumindest potentielle Lebensgefahr bringen.
Feuchte Lockdown-Träume vom RKI
Daraus ergebe sich, ”für alle eine ganz natürliche soziale Verpflichtung, sich impfen zu lassen. Das muss jeder in Kauf nehmen, der in einem sozialen Gefüge leben möchte.” Später schwafelte er dann volksverhetzerisch von einer „Tyrannei der Ungeimpften” und behauptete wahrheitswidrig, wider die Erkenntnisse von Dutzenden seiner Medizinerkollegen, die Covid-Impfstoffe seien ”inzwischen die weltweit am besten untersuchten Impfstoffe”; die mRNA-Impfstoffe könnten zudem „…aufgrund ihres Wirkmechanismus auch keine Langzeitfolgen haben.” Natürlich befürwortet so einer dann auch die unbeschränkte Impfpflicht für Kinder
und preist deren fragwürdigen Nutzen unter Ausblendung aller Fragen nach Gesundheitsschäden und Nutzen-Risiko-Ratio. Ende Novemeber forderte Montgomery dann auch noch die bundesweite Absage sämtlicher Weihnachtsmärkte sowie das Verbot von Silvesterfeiern und Feuerwerken, und zeigte sich hochbefriedigt über die Umsetzung dieser staatlichen Zumutungen.
In die Reihen jener die inzwischen jenseits von Gut und Böse sind, hat sich leider auch ein Hoffnungsträger der Bürgerrechte und vernunftbasierten Realpolitik eingefügt – Tübingens grüner Oberbürgermeister Palmer. Dieser scheint von allen guten Geistern verlassen zu sein – und sich im autoritären Corona-Staat mit seinen faschistoiden Ausformungen prächtig eingerichtet zu haben. Nachdem sich Palmer als Befürworter der Impfpflicht geoutet hatte, bepöbelte er auf Facebook die Verfasserin eines kritischen Kommentars über seinen erstaunlichen Sinneswandel:
(Screenshot:Facebook)
Es zeigt sich auf allen Ebenen: Der Ton wird nicht nur aggressiver und die Gräben tiefer, sondern die Eskalation nähert sich auch einem Punkt, an dem wirklich zwischen Bürgerrechten und Knast, Freiheit und Sklaverei, möglicherweise Überleben und Tod zu wählen ist. Dass von Politikern, Fachleuten und Funktionären irgendein Ausweg aus dieser historischen Sackgasse zu erwarten wäre – die Hoffnung kann getrost an den Nagel gehängt werden.