Horst D. Deckert

Wieler: Urlaub ja, verreisen lieber nicht

Das Delta-Virus frisst sich ungebremst durch die geschwächten Immunsysteme dieser Republik: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Freitagmorgen vorläufig 774 mutmaßliche Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 28 Prozent oder 302 „Fälle“ weniger als am Freitagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz sank laut RKI-Angaben von gestern 6,6 auf heute 6,2 neue „Fälle“ je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage.

Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 18.100 positiv Getesteten aus, das sind etwa 13.600 weniger als vor einer Woche.

Der Sommer könnte also (endlich mal wieder) so schön sein. Das Wetter spielt mit, das Virus ist wie von Zauberhand verschwunden, Hotels und Ferienanlagen sind geöffnet und vor den Pools steht auch kein Türsteher mehr.

Aber es gibt ja noch diverse „brandgefährliche“ Varianten, die uns die Freiheit und die Grundrechte wieder klauen können. Und es gibt den Herrn Wieler:

Angesichts der anstehenden Reisezeit hat RKI-Präsident Lothar Wieler für europaweit gültige Regelungen plädiert. „Innerhalb Europas wäre es schön, wenn es einheitliche Regeln gibt“, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe). Dass dieses einheitliche Vorgehen bisher noch erreicht ist, schreibt Wieler den politischen Entscheidungsträgern zu.

„Das sind politische Prozesse. Wir können dazu nur Empfehlungen geben. Ich bin schon glücklich darüber, dass es ein interoperables Impfzertifikat in Form der App gibt.“ Auf gut Deutsch: Wer nicht zweimal geimpft ist und dies belegen kann, darf zu Hause bleiben, egal, ob er kerngesund ist.

Außerdem rief Wieler zur Zurückhaltung beim Reisen auf. „Es wäre schön, wenn die Reisetätigkeit nicht zu intensiv wird. Deswegen empfehlen wir weiterhin, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten“, sagte der RKI-Präsident weiter.

Notwendige Reisen, was ist das? Gehört der Urlaub dazu? Mit Sicherheit nicht – nach der Denkweise dieses „Tierarztes“.

Durchaus vorstellbar, dass wir, wenn im nächsten Jahr die Heuschnupfen-Saison beginnt und es nicht mehr ausreichend Corona-Varianten gibt, wir alle mit Maske zu Hause bleiben müssen. Es könnte ja sein, dass man niest.

Derweil scheint die Impfbereitschaft – logischerweise – etwas nachzulassen:

Nach Berichten über hohe Absagequoten in Impfzentren zeigt sich der Deutsche Hausärzteverband besorgt über den fahrlässigen Umgang mit Impfterminen. „Die aktuellen Meldungen von abgesagten oder nicht in Anspruch genommen Terminen für die Zweitimpfung in Impfzentren machen deutlich, warum die Corona-Schutzimpfung in den hausärztlichen Praxen am besten aufgehoben ist“, sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). Das persönliche Gespräch mit den Patienten in den Hausarztpraxen könne eine höhere Verbindlichkeit und damit auch größere Termintreue sicherstellen.

„Vor allem die medizinische Notwendigkeit einer Zweitimpfung kann hier besser erläutert werden als in der Anonymität von Impfzentren“, sagte Weigeldt. Es sei daher wichtig, mehr Impfstoff an die Hausärzte zu liefern. „Wir müssen den Sommer nutzen, um möglichst viele Menschen vollständig zu impfen, und uns so gut auf den Herbst vorzubereiten.“

Der Druck der Pharmaindustrie bleibt weiterhin hoch. Und gut, dass es jetzt schon die Delta-Variante gibt, der mit Sicherheit noch weitere folgen werden. Damit auch rechtzeitig aufgefrischt werden kann. (Mit Material von dts)

 

 

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