Horst D. Deckert

Zellerhütte trotzt Teuerungen mit Sonnenstrom

Die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten sind auch in den Berghütten angekommen. Eine vom Netz unabhängige Stromversorgung bei vielen Hütten hält die Energiekosten im Rahmen, doch bei Bauvorhaben, Ersatzteilkäufen und Transporten schlagen die Preiserhöhungen voll durch.

Über den aktuellen Strompreis wie auch die Gasknappheit müssen sich die allermeisten Alpenvereinshütten jedenfalls keine Sorgen machen, bestätigt Doris Hallama, die Vizepräsidentin des Alpenvereins, der 231 Hütten betreibt. Neun davon sind zur Zeit zur Pacht ausgeschrieben, doch Pächter sind immer schwerer zu bekommen, weshalb man schon länger mit einem Selbstversorgungs-Konzept für die Schutzhäuser liebäugelt.

Denn für Hüttenwirte wird es immer schwerer, nicht nur den geänderten Ansprüchen der Gäste in punkto Komfort gerecht zu werden, sondern auch den ausufernden behördlichen Auflagen für Kosten für Bau und Energie.

Dennoch hat der Alpenverein in den letzten Jahren seine Hütten nicht nur ökologisch hochgerüstet, sondern auch zu autarken Energieinseln gemacht, von denen einige wenige geradezu vorbildlich sind, wie Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora betont. Die Gründe für die Aufrüstung waren nicht nur ideeller Natur, sondern auch der Mangelsituation und den erschwerten Bedingungen am Berg geschuldet.

Energieautark

“Unsere Schutzhütten in extremen Lagen werden in der Regel weder mit Öl noch mit Gas geheizt“, erläutert Doris Hallma: „Wir fördern nämlich keine fossilen Energieträger und installieren auch in Schlafräumen keine Heizung. Die Standardkonfiguration zur Energieversorgung auf Hütten ist ein netzunabhängiges, hybrides System aus PV-Anlage und Batterien.“

Solchermaßen ausgestattet ist auch die Zeller-Hütte am Anstieg zum Warscheneck- Gipfel, die von Theresia und Wolfgang Panholzer und ihrem Team „hochprofessionell bewirtschaftet“ wird, wie die Alpenvereinsverantwortlichen loben, und Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten, Wege & Kartographie betont: Der Spagat zwischen Tradition und Moderne sei bei der Zellerhütte hervorragend gelungen, weil trotz ihres “hochtechnologisierten Herzens” der Charakter einer Bergsteigerhütte erhalten blieb. Wohlig erwärmt wird die Zellerhütte durch ein sogenanntes Blockheizkraftwerk, das mit Rapsöl betrieben wird.

Das Wirtspaar hat sogar die Gastronomie auf totale Umweltverträglichkeit ausgerichtet, wofür ihnen der Alpenverein kürzlich das Umweltgütesiegel für sein „herausragendes ökologisches Engagement“ verliehen hat. Ihre Hütte fiele für ein Selbstversorger-Konzept flach, da diese ohnehin in besten Händen ist und auch gut frequentiert wird. Entlegenere Hütten mit einem längeren Anmarschweg haben weniger Besucher und für diese würde sich eine Selbstversorgung sehr gut eignen, wie man beim Alpenverein glaubt. Damit könnte man einer Reduktion der alpinen Infrastruktur sehr gut entgegenwirken.

Selbstversorgung

In Norwegen wie auch in der Schweiz funktionieren solche Konzepte gut, heißt es und man verweist auf ein bereits erprobtes Beispiel im Engadin, wo es eine Hütte ohne Wirt gibt, in der die Gäste selbst heizen, kochen und putzen. Nicht einmal die Lebensmittel muss sich der Gast mitbringen, vielmehr kann er sich diese aus dem hütteneigenen Vorratsschrank nehmen und das Geld dafür in eine Kasse geben.

Das System soll dort klaglos funktionieren. Dennoch sind bei einer Umlegung auf österreichische Verhältnisse Zweifel angebracht, wie erfahrene Berggeher glauben. Denn in den heimischen Almregionen habe nicht nur die Teuerung Einzug gehalten, sondern auch der Schlendrian, wie zum Beispiel nicht berggerechtes Wander-Verhalten.

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