Die Welt am Rande des Dritten Weltkriegs

24. März 2023

Dieser Beitrag haben wir mit Genehmigung von l’AntiDiplomatico übersetzt und veröffentlicht. Hier finden Sie den Artikel auf Italienisch.

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Grossbritannien hat die Welt an den Rand des Dritten Weltkriegs gebracht. Die von der stellvertretenden britischen Verteidigungsministerin Annabelle Goldie angekündigte Entsendung von Granaten mit abgereichertem Uran nach Kiew konnte nicht ohne Folgen bleiben.

Der Besuch von Xi in Russland und die Eskalation

Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte offiziell, dass Russland «gezwungen sein werde, zu reagieren, wenn dies wahr werde». Russische und pro-russische Politiker und Analysten beklagten die mögliche Antwort: Vom weissrussischen Präsidenten Lukaschenko, der von einer Reaktion sprach, die «der ganzen Welt eine Lehre sein wird», bis hin zur zurückhaltenderen, aber nicht weniger verheerenden Perspektive des Verteidigungsanalysten von RIA Novosti, demzufolge das russische Militär taktische Atomwaffen einsetzen könnte.

Die Urangeschosse, die für die Zerstörung von Panzern bestimmt sind, verursachen eine radioaktive Verseuchung, die sich über Dutzende von Kilometern ausbreitet und noch jahrelang anhält. Es erübrigt sich, auf die Schäden hinzuweisen, welche die Strahlung sowohl bei den russischen und ukrainischen Soldaten als auch bei der Zivilbevölkerung in diesen Regionen nach dem Krieg verursachen wird (siehe hierzu The Intercept).

Die Idee, solche Geschosse zu verwenden, zeigt angesichts der Schäden, die sie auch den Ukrainern zufügen werden, wie sehr sich die Sponsoren von Selenski um die Menschen kümmern, denen sie angeblich helfen wollen.

Die Ankündigung von Frau Goldie ist kein Ausrutscher, denn die Neocons und ihre Gefolgsleute setzen sich schon seit einiger Zeit dafür ein. Und als das Weisse Haus im Januar zu diesem Thema befragt wurde, schloss es nicht aus, dass die USA einen solchen verhängnisvollen Schritt unternehmen könnten.

Da die Neocons nicht in der Lage waren, die US-Regierung unter Druck zu setzen, beschlossen sie, auf den transatlantischen Handlanger zurückzugreifen, der dank Tony Blair bereits bei der Invasion im Irak eingesetzt wurde.

Die Ankündigung erfolgte während des Gipfeltreffens zwischen Putin und Xi Jinping. Das Treffen zwischen den beiden Staatschefs hatte schwache Hoffnungen auf Frieden in der Ukraine geweckt. Die Reaktion darauf war eine weitere Eskalation, die sich einer von Moskaus «nuklearen roten Linien» nähert (Military Watch).

Verbrannte Hoffnungen auf Verhandlungen

Nicht nur Putins Aufgeschlossenheit gegenüber dem chinesischen Friedensplan liess den Gedanken aufkommen, dass sich ein Fenster für Verhandlungen öffnen könnte, sondern vor allem diejenige des ukrainischen Aussenministers Dmytro Kuleba: Er äusserte die Hoffnung, dass die Vermittlung Pekings Raum für einen «Waffenstillstand» eröffnen könnte.

Allein der Gedanke, dass sich etwas in dieser Richtung bewegen könnte, machte die US-Regierung buchstäblich verrückt. Sie reagierte hysterisch, sowohl auf den Besuch Xis in Russland als auch auf die Aussicht auf eine chinesische Vermittlung im Ukraine-Konflikt.

In den USA kam es zu einer regelrechten Eskalation von Äusserungen gegen den chinesischen Friedensplan und insbesondere gegen den Waffenstillstand, wobei die Worte von Kuleba offenbar ernst genommen wurden. Eine aufschlussreiche Nervosität.

Offensichtlich trauten sie Kiew nicht. Sie hatten Angst, dass die ukrainischen Eliten Selenski zu einem Schritt in diese Richtung zwingen würden. Obwohl Selenski sich als alleiniger Befehlshaber präsentiert, gibt es in der ukrainischen Führung eine stillschweigende Opposition gegen seinen Egoismus. Diese verstärkte sich nach Selenskis Entscheidung, Bachmut um jeden Preis zu verteidigen. Ein Teil der Eliten hielt es für klug, die Stadt zu verlassen, um das dortige Gemetzel zu vermeiden (eine Hypothese, die im Übrigen von den Amerikanern unterstützt wurde, die seit langem einen Rückzug vorgeschlagen hatten).

Kishidas Mission

Um die Position von Selenski zu stärken und ein mögliches Zögern Kiews zu vermeiden, reiste Fumio Kishida plötzlich in die Ukraine. Ein heimlicher Besuch des japanischen Premierministers, der den Anschein einer eilig vorbereiteten Mission erweckt – als sei er mit einer dringenden Aufgabe betraut worden, an der er sich gewissenhaft beteiligt.

Die japanischen Medien berichteten über mehrere Unregelmässigkeiten bei dieser Reise. Zunächst einmal, so Kyodo News, wurde der Besuch nicht vom japanischen Parlament genehmigt, wie sonst üblich.

Nach dem Staatsbesuch in Indien hätte Kishida nach Japan zurückkehren sollen. Er beschloss jedoch, ohne irgendjemanden zu benachrichtigen, «mit einem heimlich gecharterten Flugzeug nach Polen zu fliegen, anstatt mit dem üblichen Regierungsflugzeug». Anschliessend nahm er einen Zug von Polen nach Kiew.

Die Japan Times weist zudem darauf hin, dass es sich bei dem gecharterten Flugzeug um dasselbe handelte, «das auch der japanische Baseballstar Shohei Ohtani benutzte, als er Anfang des Monats aus den USA nach Japan zurückkehrte».

Kishida wie Johnson

Solche Anomalien wurden mit Sicherheitsbedenken begründet. Es ist allerdings wirklich schwer vorstellbar, dass Putin die Flugzeuge zum Absturz bringt, in denen die Staatsoberhäupter der ihm feindlich gesinnten Länder reisen.

Bei seinem Treffen mit Selenski – nach dem rituellen Besuch in Butscha, der notwendig ist, um das Narrativ der russischen Verbrechen zu nähren – wiederholte Kishida das hyperatlantische Credo, indem er Japans «unerschütterliche» Unterstützung für die Ukraine bekräftigte und argumentierte, dass die Verteidigung der Ukraine der Erhaltung der auf Regeln basierenden internationalen Ordnung diene (eine Aussage, die angesichts des zwanzigjährigen Jahrestags der Invasion im Irak bizarr klingt).

Es ist niemandem entgangen, dass der Besuch dazu diente, Xi offiziell herauszufordern. Doch er diente vor allem dazu, die durch den chinesischen Friedensplan eröffneten Möglichkeiten im Keim zu ersticken. Kishida scheint somit mit seinem improvisierten Besuch in die Fussstapfen des ebenso improvisierten Besuchs von Boris Johnson zu treten, der im April letzten Jahres nach Kiew eilte, um eine Einigung der Ukraine mit Moskau zu verhindern.

Und das ist nicht alles. Das chinesische Aussenministerium hatte erklärt, dass Japan «zum Abbau der Spannungen beitragen sollte und nicht umgekehrt» (New York Times). Offensichtlich wusste es, wovon es sprach, denn mit der Ankündigung der britischen Uranmunition und der Entscheidung der USA, die Lieferung von Abrams-Panzern zu beschleunigen, erfolgte eine Eskalation.

Die Stunde der globalen Kamikaze

Was schliesslich den Besuch in Kiew betrifft, so ist ein Beitrag von Michael MacArthur Bosack – ein Berater der japanischen Regierung für den indopazifischen Raum, [der in der U.S. Air Force diente] – in der Japan Times zu beachten. Er verweist nicht nur auf den Fehdehandschuh, den Kishida China hinwirft, sondern erklärt auch, dass dies das erste Mal seit mehr als einem halben Jahrhundert ist, dass ein japanischer Staatschef «in ein Kriegsgebiet reist», was den Weg für eine muskulöse japanische Aussenpolitik ebnet (er schreibt es natürlich in sanfteren Worten).

Indem er als erstes Staatsoberhaupt eines nicht-westlichen Landes nach Kiew flog, durchbrach Kishida das Schema des Zusammenstosses zwischen Ost und West. So wies er auch darauf hin, dass es sich um einen globalen Konflikt handelt und «die japanische Regierung mit diesem Besuch gezeigt hat, dass sie nicht beabsichtigt, diesen Wettbewerb von der Seitenlinie aus zu beobachten».

Angesichts der Geschichte des japanischen Militarismus ist das nicht gerade beruhigend. Auch wenn man bedenkt, dass es die Japaner waren, welche die Kamikaze erfunden haben (die mit dem internationalen Terror wieder in die Nachrichten gekommen sind). Ein unheilvolles Vorzeichen, vor allem in einer Zeit, in der man mit dem Dritten Weltkrieg spielt – ein Spiel im Kamikaze-Stil auf globaler Ebene.

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