Horst D. Deckert

Grossbritannien sabotiert (mal wieder) den Frieden

Der Kern von Selenski Europareise liegt in einer Zeile der Time: Das Treffen mit Macron wurde «bis kurz vor der Ankunft des ukrainischen Führers in Paris geheim gehalten». Und die BBC titelt ähnlich: «Selenski auf Überraschungsbesuch im Vereinigten Königreich», eine Reise, auf der er Premierminister Rishi Sunak traf.

Der ukrainische Präsident, der eigentlich Deutschland und Italien besuchen sollte, hat also beschlossen, seine Reise auf Frankreich, vor allem aber auf Grossbritannien auszudehnen.

Eine überraschende Reise

Es ist ein Déjà-vu Am 9. Februar wurde Selenski in Brüssel erwartet, doch zuvor hatte er eine Überraschungsreise nach Grossbritannien unternommen, wo er den derzeitigen Premierminister traf.

Auch der Zweck von Selenskis Überraschungsreise auf britischen Boden – wenn man bedenkt, dass der gestrige Aufenthalt in Frankreich nur ein Pendant dazu ist – ist ein Déjà-vu. Wie wir damals feststellten, fand der britische Besuch zu einem Zeitpunkt statt, als das Weisse Haus Anzeichen von Unduldsamkeit gegenüber der fortgesetzten Unterstützung für die Ukraine zeigte.

Und das damalige Treffen mit Sunak – der zusammen mit den US-Neocons die britische Kriegslust gegenüber Russland zum Ausdruck bringt – hatte dazu gedient, den Versuch Bidens und seiner engsten Berater zu vereiteln, Selenski von seinem Maximalismus abzubringen und sich für Verhandlungen zu öffnen.

Dies hat sich in den letzten Tagen wiederholt. Gleichzeitig mit Selenskis Europareise scheint das Weisse Haus grünes Licht für den chinesischen Vermittlungsversuch gegeben zu haben. Damit erhält die heutige Ankunft des Pekinger Gesandten Li Hui in Kiew, der sich nach der ukrainischen Etappe nach Moskau begeben soll, eine ganz besondere Bedeutung. Mit anderen Worten: Es öffnet sich ein Zeitfenster für Verhandlungen.

Damals wie heute dürfte Selenskis Überraschungsbesuch in Grossbritannien dazu dienen, dieses Fenster zu schliessen, zumindest bezüglich der Absichten der Befürworter eines endlosen Krieges.

Bei dem Treffen zwischen den beiden Staatsoberhäuptern wurde in der Tat nur über Waffen und die Stärkung der Ukraine gesprochen. Gestärkt durch den britischen Maximalismus wird Selenski bei seiner Begegnung mit dem chinesischen Gesandten wohl kaum zu einem Kompromiss mit Moskau bereit sein.

Interessant ist auch der Zeitpunkt des Treffens in London. Der Besuch von Li Hui war bekannt, wie auch, dass er seine Mission mit der Ankunft in Kiew am Montag, also heute, beginnen sollte.

Doch anstatt sich auf den Empfang des chinesischen Gesandten vorzubereiten, war Selenski am Montagmorgen in London. Wir wissen nicht – oder haben zumindest keine Gewissheit darüber –, ob der chinesische Gesandte seine Ankunft verschieben musste, aber die Haltung des ukrainischen Präsidenten erscheint auf jeden Fall so, als ob er die Friedensmission brüskieren würde. Spes ultima dea.

PS: Übrigens waren Selenskis harsche Worte nach dem Treffen mit dem Papst, «wir brauchen keine Vermittler», mehr oder weniger indirekt auch an die chinesische Friedensmission gerichtet.

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Hier finden Sie den Beitrag auf Italienisch.

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