Horst D. Deckert

Die ASEAN-Staaten wollen nicht zum «Stellvertreter für irgendjemanden» werden und distanzieren sich von den USA

Am Gipfeltreffen der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) von diesem Mai in Indonesien beschloss die Gruppe, «nicht zum Stellvertreter für irgendjemanden zu werden». Dies ist ein Hinweis auf den zunehmenden Druck, dem die Gruppe derzeit von den USA ausgesetzt ist, um China im indopazifischen Raum zu bekämpfen und einzudämmen.

Hinzu kommt der Vorschlag des malaysischen Präsidenten Anwar Ibrahim zur Gründung eines Asiatischen Währungsfonds und zur Einrichtung eines regionalen Zahlungsmechanismus mit lokalen Währungen.

Der Schritt zur Entdollarisierung der ASEAN zeigt, dass sich die Region dagegen wehrt, zum Spielball der US-Geopolitik zu werden, die eine globale Koalition gegen China aufbauen will. Trotz der Anstrengungen der USA hat die ASEAN ihre Blockfreiheit gegenüber den USA bekräftigt.

Die ASEAN ist allerdings auch nicht daran interessiert, sich auf Kosten ihrer Beziehungen zu den USA mit China zu verbünden. Aber die Entscheidung versetzt der proaktiven Diplomatie der Regierung Biden gegenüber der ASEAN einen entscheidenden Dämpfer.

Die Vereinbarung über die Verwendung lokaler Währungen ist das Ergebnis einer zunehmenden Besorgnis innerhalb der ASEAN über die Rolle des US-Dollars bei Sanktionen. Die US-Sanktionen gegen Russland und dessen Ausschluss aus dem SWIFT-System haben offenbar viele andere Länder dazu veranlasst, über alternative Regelungen nachzudenken.

Die Region rechnet damit, dass sie mit ähnlichen Sanktionen konfrontiert werden könnte, wenn sie sich in einem künftigen Konflikt zwischen den USA und China weigert, Washington zu unterstützen.

Die ASEAN besteht aus zehn Mitgliedsstaaten (Brunei Darussalam, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam) mit insgesamt rund 670 Millionen Einwohnern (circa 9 Prozent der Weltbevölkerung).

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