Horst D. Deckert

„Gestrandete Vermögenswerte“: Wer wird zuletzt lachen?

Francis Menton, MANHATTAN CONTRARIAN

Es ist seit vielen Jahren ein ständiger Paukenschlag: Fossile Brennstoffe sind veraltet, und die Anlagen, die sie produzieren, sowie alle weiteren Anlagen, die zu diesem Zweck gebaut werden könnten, werden in Kürze wertlos sein. Diese Anlagen werden „gestrandete Vermögenswerte“ sein. Und jedes Energieunternehmen, das dumm genug ist, weitere Investitionen in die Gewinnung oder Nutzung fossiler Brennstoffe zu tätigen, wird unweigerlich einen Totalverlust erleiden.

Glauben Sie an diese Prophezeiungen? Diejenigen, die sie machen, gehören zu den aggressiven Befürwortern einer Energiewende zu angeblich überlegenen Quellen wie Wind und Sonne. Die Vorhersage wird häufig benutzt, um Energieunternehmen dazu zu bringen, ihre Investitionen in Kohle, Öl und Gas zu reduzieren oder zu beenden. Aber wenn fossile Brennstoffe wirklich überflüssig und erneuerbare Energien besser und billiger wären, warum wäre dann ein solches Einprügeln nötig? Würden die Investitionen nicht von selbst zu den Wind- und Solaranlagen fließen?

Hier eine Auswahl derjenigen, die die Meinung vertreten, dass die Anlagen in fossile Brennstoffe in Kürze „gestrandet“ sein werden:

● Senator Sheldon Whitehouse (D-RI), Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Senats, bei einer Anhörung am 29. März 2023: „Die Welt bewegt sich weg von Öl und Gas, aber skrupellose und politisch vernetzte Marktakteure halten an Investitionen in fossile Brennstoffe fest, die im Wert abstürzen, wenn ihre nicht nachhaltige Ökonomie die künstliche Politik, die sie unterstützt hat, überwältigt. Das Schlagwort der heutigen Anhörung: Gestrandete Vermögenswerte“.

● Aus einem Artikel von Semieniuk, et al. in Nature Climate Change, Mai 2022: „Die Verteilung des Eigentums am Übergangsrisiko, das mit gestrandeten fossilen Vermögenswerten verbunden ist, ist nach wie vor unzureichend bekannt. Wir haben errechnet, dass die globalen gestrandeten Vermögenswerte als Gegenwartswert zukünftiger entgangener Gewinne im vorgelagerten Öl- und Gassektor bei plausiblen Veränderungen der Erwartungen über die Auswirkungen der Klimapolitik mehr als 1 Billion US-Dollar betragen.“

● Aus MIT News, 19. August 2022: „Während sich die Welt von Treibhausgase emittierenden Aktivitäten abwendet, um die globale Erwärmung im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen deutlich unter 2°C (und idealerweise 1,5°C) zu halten, sehen sich die Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft und ihre Investoren wachsenden finanziellen Risiken gegenüber (bekannt als Übergangsrisiken), einschließlich der Aussicht, mit massiven Stranded Assets zu enden.“

● Aus der New York Times, 21. März 2022, mit einem Zitat aus einer Rede des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres: „In seiner Rede sagte Guterres, dass die wohlhabenden Länder die Kohleinfrastruktur abbauen sollten, um bis 2030 vollständig auszusteigen, während andere Länder dies bis 2040 tun sollten. . . . Ihre Unterstützung für Kohle könnte die Welt nicht nur ihre Klimaziele kosten“, sagte er. „Es ist eine Fehlinvestition, die zu Milliardenbeträgen an gestrandeten Vermögenswerten führt.“

In der Zwischenzeit sehen die Investitionen in fossile Brennstoffe hier draußen in der realen Welt ganz anders aus als „gestrandet“. Hier ist eine kurze Zusammenfassung von AP vom 2. Mai über die Gewinne der großen Ölgesellschaften im ersten Quartal 2023:

Exxon hat im ersten Quartal einen Rekordgewinn von 11,4 Milliarden Dollar erzielt, und Chevron hat 6,6 Milliarden Dollar eingenommen. Saudi Aramco gab im März bekannt, dass es im Jahr 2022 einen Gewinn von 161 Mrd. $ erwirtschaftet hat, den höchsten jemals von einem börsennotierten Unternehmen erzielten Jahresgewinn.

Und für das gesamte Jahr 2022 sind hier die Gewinne von Exxon und Chevron, wie von NPR berichtet:

ExxonMobil erwirtschaftete im Jahr 2022 einen Gewinn von fast 56 Milliarden Dollar und stellte damit nicht nur für sich selbst, sondern für jeden US-amerikanischen und europäischen Ölriesen einen Jahresrekord auf. Der Konkurrent Chevron konnte dank der hohen Ölpreise trotz eines enttäuschenden vierten Quartals ebenfalls einen Gewinn von 35 Milliarden Dollar verbuchen.

NPR zitiert den CEO von Exxon, Darren Woods, zum Grund für den jüngsten Erfolg von Exxon: „Wir haben uns hineingestreckt, als andere sich herausgelehnt haben.“

Woods bezog sich damit auf die Entscheidung von Exxon, weiterhin in die Förderung von Öl und Gas zu investieren, während mehrere andere Ölkonzerne Kürzungen vornahmen und lächerliche Verpflichtungen zur Reduzierung ihrer „Emissionen“ eingingen, als hätten sie vergessen, in welchem Geschäft sie tätig sind. Führend in der Kategorie der Klimatugend waren die beiden europäischen Giganten BP und Shell. Wie hat sich das bewährt? Der britische Daily Telegraph (hinter der Bezahlschranke) berichtet am 15. Juni über das Neueste von diesen beiden:

Erst BP, jetzt Shell. Einer nach dem anderen kehren die Ölgiganten zu dem zurück, was sie am besten können – auf fossile Brennstoffe zu setzen und die Rendite der Aktionäre in den Vordergrund zu stellen – in Kehrtwendungen, die unweigerlich auf Kosten der Klimazusagen gehen müssen.

Es scheint, dass BP und Shell bei den Öl- und Gasgewinnen hinter der Konkurrenz zurückgeblieben sind, während sie in verschiedene politisch begünstigte grüne Energieprojekte investiert haben. Damit ist jetzt Schluss. Der Daily Telegraph beschreibt Shell nach seiner jüngsten Kehrtwende wie folgt:

Shell räumt insgeheim ein, dass Biokraftstoffe, Wasserstoff, das Aufladen von Elektrofahrzeugen und die Speicherung von Kohlendioxid – die vier Bereiche, die das Unternehmen für Investitionen vorgesehen hat – am spekulativeren und unerprobteren Ende des Spektrums der erneuerbaren Energien angesiedelt sind. Das Fehlen jeglicher Pläne für Investitionen in andere, weitaus etabliertere saubere Energiequellen wie Wind- und Solarenergie – die weltweit Rekordinvestitionen anziehen – ist eklatant.

Die neuesten Informationen zum Thema Kohle findet sich in der Substack-Kolumne von Robert Bryce vom 17. Juni. Hier ein paar Statistiken von Bryce aus Vietnam und China:

Vietnam bezieht inzwischen etwa 60 % seines Stroms aus Kohlekraftwerken. Seit 2009 hat sich die vietnamesische Kohleverstromung verzehnfacht, und ein weiteres Wachstum ist absehbar. Laut Global Energy Monitor hat Vietnam im vergangenen Jahr rund 1900 Megawatt an neuen Kohlekraftwerken in Betrieb genommen.

Ein Großteil des Kohlewachstums findet in China statt, auf das mehr als die Hälfte des weltweiten Kohleverbrauchs und etwas mehr als die Hälfte (52 %) der gesamten aus Kohle erzeugten Elektrizität entfällt. Gestern, am 16. Juni, berichtete Reuters, dass in den ersten fünf Monaten dieses Jahres die Kohleverstromung in China um 6,6 % gestiegen ist. Und dieser Trend wird sich fortsetzen. Im Februar berichtete Global Energy Monitor, dass China im Jahr 2022 täglich etwa zwei neue Kohlekraftwerke zulassen wird.

Hier ist ein Diagramm von Bryce, das den Gesamttrend der Stromerzeugung aus Kohle zeigt:

Was Öl-, Gas- und Kohleanlagen auf der einen Seite sowie Wind-, Solar- und Batterieanlagen auf der anderen Seite betrifft, so ist es meiner Meinung nach sehr einfach zu entscheiden, welche Anlagen „gestrandet“ sein werden. An dem Tag, an dem eine Regierung ihre Subventionen für eine Wind-, Solar- oder Batterieanlage zurückzieht, wird diese Anlage „stranden“.

Link: https://wattsupwiththat.com/2023/06/21/stranded-assets-who-will-have-the-last-laugh/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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