Horst D. Deckert

Von Washington nach Peking und Moskau: Netanjahus Streben nach globaler Relevanz

Als atlantisches Kolonialprojekt ringt der Staat Israel nun mit der Frage, wie er sich auf den multipolaren Osten einlassen kann, ohne seine bedingungslose westliche Unterstützung zu verlieren.

Zusammenfassung:

„Als atlantisches Kolonialprojekt ringt der Staat Israel nun damit, wie er sich mit dem multipolaren Osten auseinandersetzen kann ohne seine bedingungslose westliche Unterstützung zu verlieren. (…) Schlussendlich erhält Israel jährlich milliardenschwere Militärhilfe aus den USA, ist in hohem Maße auf das Veto der USA im UN-Sicherheitsrat angewiesen, benötigt finanzielle Garantien aus den USA und erhält die modernsten Waffensysteme der USA zu Vorzugskonditionen.

Trotz alledem haben sich die Beziehungen zwischen Israel und China verbessert und das Interesse an israelischen Innovationen, insbesondere in den Bereichen Medizintechnik, Robotik, Lebensmitteltechnologie und künstliche Intelligenz, hat zugenommen. Washingtons Hauptsorge gilt jenen Technologien, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden könnten und die man China unbedingt vorenthalten will. Netanjahu sollte jedoch das diplomatische Geschick besitzen, sich nicht zum Spielball im kalten Krieg zwischen den USA und China zu machen. (…)

Israel verurteilt zwar Russlands Militäroperation in der Ukraine, hat sich aber auch von den westlichen Sanktionen gegen Moskau distanziert – und entscheidet sich nun für eine wirklich neutrale Haltung, indem es sich weigert, die Ukraine gegen Russland aufzurüsten. Das dürfte den Kreml sehr freuen. Denkbar ist, dass Netanjahu jetzt auch einen Besuch in Moskau plant, um sein persönliches Verhältnis zu Wladimir Putin wieder aufleben zu lassen. (…)

Zweifellos beobachtet Moskau die stetige Verschlechterung der amerikanisch-israelischen Beziehungen unter der Regierung Biden sehr genau. Moskau hat die chinesische Initiative zur Vermittlung eines Friedens zwischen Israel und den Palästinensern positiv aufgenommen. Es ist denkbar, dass die Russen die chinesische Initiative unterstützen werden, da sie mit den Ideen übereinstimmt, die sie seit Langem in Bezug auf die kollektive Sicherheit in der westasiatischen Region vertreten haben. (…)

Netanjahu kann sehr wohl erkennen, dass die Regierung Biden nicht mehr den Einfluss hat, um die Integration Israels in seine arabische Nachbarschaft zu gewährleisten.

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