Horst D. Deckert

Strandkrieg in Monfalcone – wegen Bürgermeister-Kritik an Burka-Badenden

Am Strand der italienischen Küstenstadt Monfalcone, am Golf von Triest, herrscht in diesem Sommer immer wieder Aufregung. Die Hitzewelle treibt viele Touristen an den Strand, auch muslimische Frauen, die in ihren islamischen Gewändern verhüllt ins Wasser gehen. Der Bürgermeisterin flattern deshalb regelmäßig Beschwerden erzürnter Bürger ins Haus. Sie kritisierte nun in einem offenen Brief an die muslimische Gemeinde das Burka-Baden als „inakzeptabel“ und rief zu Anstand und Respekt gegenüber der lokalen Kultur auf. Notfalls müsse sie das per Verordnung durchsetzen. 

Die Union der Islamischen Gemeinschaften in Italien drohte ihr für diesen Fall mit einem Rechtsstreit, denn das sei verfassungswidrig.

Inakzeptables Verhalten

Die Bürgermeisterin Anna Maria Cisint ist Mitglied der rechten Lega-Partei von Matteo Salvini. In einem offenen Brief an die muslimische Gemeinde der Stadt erwähnte sie die getätigten Investitionen, um den Strandabschnitt von Marina Julia zu einem der beliebtesten „in der Region für den Tourismus von Familien und Sportbegeisterten“ zu machen. Das Verhalten muslimischer Ausländer, die mit ihrer Kleidung ins Wasser gehen, sei inakzeptabel. Diese Praxis stifte bei den vielen Badegästen und Strandbesuchern Verwirrung. Dieses Verhalten hat laut Cisint unerträgliche Konsequenzen im Hinblick auf die Wahrung des Anstands dieser Orte, die für ihre Sorgfalt, Aufmerksamkeit und Sauberkeit geschätzt werden. 

Keine Umkehrung der Werte

Der Brief solle eine Erinnerung an den Respekt aller sein, schrieb Cisint. „Wer aus einer anderen Realität als der unseren stammt, ist verpflichtet, die Regeln und Bräuche zu respektieren, die im italienischen und lokalen Kontext gelten. Formen der „Islamisierung“ unseres Territoriums, die Praktiken von zweifelhaftem Wert aus der Sicht des Anstands und der Hygiene ausweiten und zur Umkehrung aller Regeln des sozialen Zusammenlebens führen, können nicht akzeptiert werden.“ Diese Verhaltensweise wirke sich zudem negativ auf die Attraktivität des Strandes aus. Aus Gründen des Respekts und Anstandes, der von allen Besuchern gefordert werde, sei das Tragen von anderer Kleidung – als Badeanzügen – einzustellen. Das wolle sie notfalls mit speziellen Bestimmung umsetzen, um „das allgemeine Interesse der Stadt und unserer Mitbürger zu schützen“.

Burka prägt auch Stadtbild

Im Brief wird außerdem erwähnt, dass Frauen, die Burka tragen, nicht nur am Strand, sondern auch in der Stadt auf dem Vormarsch seien. Die vollständige Verhüllung des Gesichts verhindere dabei jede Identifizierung und signalisiere eine „fundamentalistische Haltung“ samt dem Anspruch, die Regeln und Vorschriften der Ankunftsländer nicht zu respektieren. Die Stadtverwaltung wolle hier eingreifen, denn es sollen keine Städte innerhalb der Stadt entstehen. Sie werde „konsequent daran arbeiten, kommunale Vorschriften durchzusetzen…“

Blonde Finnen im Taucheranzug 

Die Reaktion der Union der Islamischen Gemeinschaften Italiens folgte umgehend. Präsident Yassine Lafram antwortete: „Frauen in Italien können sich kleiden, wie sie wollen, aber für Muslime gilt das nicht.“ Er brachte dazu folgenden Vergleich: Würde eine Gruppe blonder und blauäugiger Finnen im Taucheranzug am Stand von Monfalcone baden – wäre das ein Problem für den Anstand? Nein! Und er kündigte einen Rechtsstreit für jede Anordnung an, die gegen muslimische Kleidung am Stand erlassen werde. Das sei nämlich verfassungswidrig. 

Grado und Rimini fordern „Toleranz“

Bürgermeister anderer Küstenstädten ergriffen Partei für die muslimischen Badegäste. Der auf einer Bürgerliste gewählt Bürgermeister von Grado, Claudio Kovatsch, meinte: Man müsse auch Respekt vor den Traditionen und Werten der Bürger oder Besucher in der Region zeigen, die einer anderen Kultur angehören. Er könne sich nicht vorstellen, dass Menschen, die in voller Kleidung ins Wasser gehen, für Badegäste eine Belästigung darstellen. Der seit 2021 in Rimini an der Spitze einer linken Koalition regierende Bürgermeister, Jamil Sadegholvaad, meinte zu dem Disput: Er werde nicht auf die Begründung dieser Entscheidung einer Kollegin eingehen – sie scheine ihm aber keine gute Idee zu sein. Wenn jemand sich dafür entscheide, in seiner Kleidung zu baden, verliere er, nach Meinung von Sadegholvaad, zwar viel Freude am Schwimmen. Er finde das aber für niemanden beleidigend. Jeder solle die Freiheit haben, das Meer so zu erleben, wie es ihm am besten passe.

Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei „Austria Presse Agentur“, Bundespressedienst, „BBC“, „Asahi Shimbun“. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim „Wochenblick“. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.

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