Horst D. Deckert

Die Reaktion Russlands auf die «NATO-Notfallpläne» | Teil I

Der Westen hat sich verrechnet

 

 Gastbeitrag von Friedrich P. Ost

Die Niederlagen auf dem ukrainischen Schlachtfeld mit unerwartet hohen Verlusten für die atlantischen Kriegsherren, zwingen diese sich mit ihren entsprechenden Notfallplänen vertraut zu machen. Der Ukraine droht gegen Ende des Sommers sowohl die Munition für Artillerie wie auch benötigter Nachschub für das von den russischen Streitkräften im Übermaß zerstörte andere Kriegsgerät auszugehen. Dazu fehlt dem gebeutelten Land vor allem auch Ersatz für die vielen Gefallenen, die sich vom Westen verführen und dafür ihr Leben ließen.

Vor diesem Hintergrund spielt die NATO mit dem Gedanken die Westukraine mit Lemberg als Rest – wie schon nach dem 1. Weltkrieg – einmal mehr Polen zu überlassen. Eine solche Option berücksichtigt, anstelle der völlig verausgabten Ukraine im nächsten Ostfeldzug künftig dann eben Polen als Ukraine-Ersatz für atlantische Belange und etwaige weitere Abenteuer im Osten heranzuziehen.

Es stellt sich in diesem Zusammenhang die eine Frage: Haben die westlichen Kriegstreiber die Rechnung schon wieder ohne den Wirt gemacht? Denn, Russland hat nach den unerträglichen Provokationen des Westens die Reissleine gezogen und schon zu Beginn ihrer „Sonderoperation“ unmissverständlich klargemacht, dass der Restukraine gesamt eine Demilitarisierung und Denazifizierung als nicht verhandelbare Maßnahme ins Haus noch steht.

In diesem Zusammenhang hat der Kreml die Transkripte aus zwei wichtigen Besprechungen veröffentlichen lassen. Die Erkenntnisse daraus könnten dem Westen gegebenenfalls helfen, sich auf die geänderten globalen Verhältnisse dank der angelaufenen Zeitenwende realitätsbezogen und effizienter einzustellen: Ein Vermeiden weiterer Fehler könnte die Wertegemeinschaften des Westens möglicherweise davor bewahren, sich ein Schicksal, gleich dem ihrer HIWIs vorn an der Front, wo es auch Todeszonen gibt, zum Ende hin noch selbst einzufangen:

Der Westen sollte sich nicht darauf verlassen, nach alter Gewohnheit stets Dritte für eigene Interessen über die Klinge springen zu lassen, doch aus ihrer sicheren Etappe bislang ungestraft auf Unschuldslamm in der Maske von Scheinheiligen zu machen!

Putins Treffen mit den Mitgliedern des Sicherheitsrates

Präsident Putin konferiert mit den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates

An dem Treffen des russischen Sicherheitsrates nahmen teil:

Michail Mischustin,          Premierminister

Valentina Matwijenko,    Sprecherin des Föderationsrates

Wjatscheslaw Wolodin,  Sprecher der Staatsduma

Dmitri Medwedew,          Vorsitzende des Sicherheitsrates

Anton Vaino,                   Stabschef des Präsidialamtes

Nikolai Patruschew,        Sekretär des Sicherheitsrates

Wladimir Kolokolzew,     Innenminister

Sergej Lawrow,              Außenminister

Sergej Schoigu,              Verteidigungsminister

Alexander Bortnikow,    Direktor des Föderalen Sicherheitsdienstes

Sergej Naryschkin,         Direktor des Auslandsgeheimdienstes

+++

 Präsident Russlands Wladimir Putin: Guten Tag, liebe Kollegen!

 Wir haben heute mehrere Themen auf der Tagesordnung; eines davon ist die Entwicklung der Beziehungen zu unseren Freunden auf dem afrikanischen Kontinent. Russland wird bald Gastgeber des Russland-Afrika-Gipfels sein.

Ein weiteres Thema betrifft einen sehr wichtigen Bereich, nämlich die Nutzung der Informationstechnologie zur Gewährleistung der Sicherheit des Landes.

Aber zunächst möchte ich fragen, ob jemand etwas Wichtiges zu sagen hat?

Ja, bitte, Herr Naryschkin!

Direktor des Auslandsgeheimdienstes Sergej Naryschkin:

Herr Präsident, liebe Kollegen!

Nach Informationen, die dem Dienst von mehreren Quellen zur Verfügung gestellt wurden, kommen die Beamten in Warschau allmählich zu der Einsicht, dass keine Art westlicher Hilfe an die Ukraine sie zur Erreichung ihrer Ziele unterstützen kann. Darüber hinaus beginnt Kiew zu verstehen, dass die Ukraine besiegt werden wird und dies eine Frage der Zeit nur sei.

In dieser Hinsicht sind die polnischen Behörden immer mehr darauf bedacht, die westlichen Teile der Ukraine unter ihre Kontrolle zu bringen, indem sie ihre Truppen dort stationieren. Es gibt Pläne, diese Maßnahme als Erfüllung der Bündnisverpflichtungen im Rahmen der polnisch-litauisch-ukrainischen Sicherheitsinitiative, des so genannten Lubliner Dreiecks, darzustellen.

Wir stellen fest, dass auch geplant ist, die Personalstärke der kombinierten litauisch-polnisch-ukrainischen Brigade, die unter der Schirmherrschaft dieses so genannten Lubliner Dreiecks operiert, erheblich zu erhöhen.

Wir halten es für notwendig, diese gefährlichen Pläne der polnischen Behörden genau im Auge zu behalten!

Wladimir Putin: Ja. Wir sollten das, was Herr Naryschkin gerade gesagt hat, weiter ausführen. Diese Information ist bereits in den europäischen Medien, insbesondere in den französischen, erschienen.

Ich glaube, es wäre in diesem Zusammenhang angebracht, alle an einige historische Lektionen aus dem 20. Jahrhundert zu erinnern:

Heute ist klar, dass die westlichen Kuratoren des Kiewer Regimes von den Ergebnissen der Gegenoffensive, welche die derzeitigen ukrainischen Behörden in den vergangenen Monaten angekündigt hatten, sicherlich enttäuscht sind. Es gibt keine Ergebnisse, zumindest im Moment nicht. Die enormen Mittel, die in das Kiewer Regime gepumpt wurden, die Lieferung westlicher Waffen wie Panzer, Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge und Raketen sowie der Einsatz Tausender ausländischer Söldner und Berater, die vor allem bei den Versuchen eingesetzt wurden, die Front unserer Armee zu durchbrechen, helfen nicht.

Die Befehlshaber der militärischen Sonderoperation handeln indessen professionell: Unsere Soldaten, Offiziere und Einheiten erfüllen ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland mutig, standhaft und heldenhaft.

Gleichzeitig sieht die ganze Welt, dass die gepriesene westliche, vermeintlich unverwundbare militärische Ausrüstung in Flammen steht und in ihren taktischen und technischen Eigenschaften einigen der sowjetischen Waffen oft sogar unterlegen ist.

Ja, natürlich können mehr westliche Waffen geliefert und in die Schlacht geworfen werden. Das fügt uns natürlich einigen Schaden zu und verlängert den Konflikt. Aber erstens sind die Arsenale der NATO und die Bestände an alten sowjetischen Waffen in einigen Ländern bereits weitgehend erschöpft.

 Zweitens verfügt der Westen nicht über die Produktionskapazitäten, um die verbrauchten Reserven an Ausrüstung und Munition schnell wieder aufzufüllen. Es werden zusätzliche, umfangreiche Ressourcen und Zeit benötigt.

 Die Hauptsache ist, dass die Verbände der ukrainischen Streitkräfte durch die selbstzerstörerischen Angriffe große Verluste erlitten haben: Zehntausende an Menschen!

 Und trotz ständigen (Zwangs-)Einberufungen und unaufhörlichen Wellen totaler Mobilisierung in ukrainischen Städten und Dörfern wird es für das derzeitige Regime immer schwieriger, neue Soldaten an die Front zu kriegen: Die Mobilisierungsressourcen des Landes sind erschöpft!

 Die Menschen in der Ukraine stellen sich immer öfter die berechtigte Frage, wofür und für wessen egoistische Interessen, ihre Verwandten und Freunde zu sterben haben. Allmählich, langsam, aber sicher kommt Klarheit auf!

 Wir sehen, dass sich in Europa die öffentliche Meinung ebenso dreht. Sowohl die Europäer als auch die europäischen Eliten erkennen, dass die Unterstützung für die Ukraine in Wirklichkeit in die Sackgasse führt und nur eine leere, endlose Verschwendung von Geld und Mühen darstellt, die in Wirklichkeit den Interessen eines anderen dient, die alles andere als europäisch sind: Es sind die Interessen des globalen Hegemons in Übersee, der von der Schwächung Europas profitiert. Auch die endlose Verlängerung des Ukraine-Konflikts ist für ihn von Vorteil.

Nach dem aktuellen Stand der Dinge zu urteilen, ist es genau das, was die heute herrschenden US-Eliten tun. Jedenfalls ist das die Logik, der sie folgen. Ob eine solche Politik mit den wahren, vitalen Interessen des amerikanischen Volkes übereinstimmt, ist eine rhetorische Frage, über die es selbst zu befinden hat.

Es werden jedoch massive Anstrengungen unternommen, um das Feuer des Krieges zu schüren – auch unter Ausnutzung der Ambitionen bestimmter osteuropäischer Führer, die ihren Hass auf Russland und ihre Russophobie längst zu ihrem wichtigsten Exportgut und zu einem Instrument ihrer Innenpolitik gemacht haben.

Und jetzt wollen sie aus der ukrainischen Tragödie Kapital schlagen. In diesem Zusammenhang kann ich es mir nicht verkneifen, das eben Gesagte und die Medienberichte über Pläne zur Gründung einer Art so genannter polnisch-litauisch-ukrainischer Einheit zu kommentieren. Hier geht es nicht um eine Gruppe von Söldnern – davon gibt es genug, und sie werden vernichtet -, sondern um eine gut organisierte, gut ausgerüstete reguläre Militäreinheit, die für Operationen in der Ukraine eingesetzt werden soll, auch um angeblich die Sicherheit der heutigen Westukraine zu gewährleisten – doch eigentlich, um die Dinge beim Namen zu nennen: Für die nachfolgende Besetzung dieser Gebiete. Die Aussichten sind klar: Sollten polnische Truppen beispielsweise in Lemberg oder anderen ukrainischen Gebieten einmarschieren, werden sie dort bleiben und zwar für immer.

Und wir werden eigentlich nichts Neues sehen. Nur zur Erinnerung: Nach dem Ersten Weltkrieg, nach der Niederlage Deutschlands und seiner Verbündeten, besetzten polnische Einheiten Lemberg und angrenzende Gebiete, die Teil Österreich-Ungarns waren.

Mit seinen vom Westen angestifteten Aktionen nutzte Polen die Tragödie des Bürgerkriegs in Russland und annektierte einige historische russische Provinzen. In seiner Not musste unser Land 1921 den Vertrag von Riga unterzeichnen und die Annexion seiner Territorien anerkennen.

Noch früher, im Jahr 1920, eroberte Polen einen Teil Litauens – die Region Vilnius, ein Gebiet um das heutige Vilnius. Sie behaupteten also, sie hätten gemeinsam mit den Litauern gegen den so genannten russischen Imperialismus gekämpft, aber dann haben sie ihrem Nachbarn sofort ein Stück Land entrissen, als sich die Gelegenheit dazu bot.

Bekanntlich beteiligte sich Polen auch an der Teilung der Tschechoslowakei nach dem Münchener Abkommen mit Adolf Hitler im Jahr 1938, indem es Teschener Schlesien [Teschener Gebiet] vollständig besetzte.

Grenzverläufe zur polnische Geschichte und Jahren: 1945 – 1939 – 1569 – 1000 | Quelle: Krzysztoflew, CC BY-SA 3.0 <creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/&gt;, via Wikimedia Commons

In den 1920–1930er Jahren war das polnische östliche Grenzgebiet (Kresy; Ostpolen) – ein Gebiet, das die heutige Westukraine, das westliche Weißrussland und einen Teil Litauens umfasst – Schauplatz einer rigorosen Polonisierungs- und Assimilierungspolitik gegenüber den Einwohnern, wobei versucht wurde, die lokale Kultur und Orthodoxie zu unterdrücken.

Ich möchte Sie auch daran erinnern, wozu die aggressive Politik Polens führte: Sie führte zur nationalen Tragödie von 1939, als Polens westliche Verbündete das Land dem deutschen Wolf, dem deutschen Militärapparat, zum Fraß vorwarfen. Polen verlor seine Unabhängigkeit und Staatlichkeit, die nur dank der Sowjetunion wiederhergestellt werden konnte.

Der Sowjetunion und Stalins Position ist es auch zu verdanken, dass Polen erhebliche Gebiete im Westen, also deutsches Territorium, erhielt. Es ist eine Tatsache, dass die westlichen Gebiete Polens ein Geschenk von Stalin sind.

Haben unsere Warschauer Freunde das vergessen? Wir werden sie daran erinnern!

Heute sehen wir, dass das Regime in Kiew bereit ist, alles zu tun, um seiner verräterische Seite nachzukommen und seine Existenz zu verlängern. Das ukrainische Volk, die ukrainische Souveränität und die nationalen Interessen sind ihnen völlig gleichgültig.

Sie sind bereit, alles zu verkaufen, auch Menschen und Land, genau wie ihre ideologischen Vorväter unter der Führung von [Symon Wassyljowytsch]  Petljura [1879 – 1926 – Präsident der Ukrainischen Volksrepublik 1919–1920], die 1920 die so genannten Geheimverträge mit Polen unterzeichneten, in denen sie Galizien und Westwolhynien als Gegenleistung für militärische Unterstützung an Polen abtraten.

 Verräter wie sie sind jetzt bereit, das Tor für ihre ausländischen Handlanger zu öffnen und die Ukraine erneut zu verkaufen.

Was die polnische Führung betrifft, so hofft sie wahrscheinlich, eine Koalition unter dem Dach der NATO zu bilden, um direkt in den Konflikt in der Ukraine einzugreifen und so viel wie möglich an sich zu reißen, um ihre historischen Gebiete, d. h. die heutige Westukraine, gemäß ihren Vorstellungen „zurückzugewinnen“. Es ist auch allgemein bekannt, dass sie vom weißrussischen Land träumen.

Was die Politik des ukrainischen Regimes angeht, so geht sie uns nichts an. Wenn sie etwas aufgeben oder verkaufen wollen, um ihre Bosse zu bezahlen, wie es Verräter gewöhnlich tun, dann ist das ihre Sache. Wir werden uns nicht einmischen.

Aber Weißrussland ist ein Teil des Unionsstaates [seit 2. April 1997 „Vertrag über die Union Belarus‘ und Russlands“], und eine Aggression gegen Weißrussland würde eine Aggression gegen die Russische Föderation bedeuten. Darauf werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln reagieren.

Flaggenentwurf für den Unionsstaat von Belarus und Russland |
Quelle: NuclearVacuum, Public domain, via Wikimedia Commons

Die polnischen Behörden, die ihre revanchistischen Ambitionen nähren, verbergen die Wahrheit vor ihrem Volk. Die Wahrheit ist, dass das ukrainische Kanonenfutter für den Westen nicht mehr ausreicht.

Deshalb plant er, andere entbehrliche Personen einzusetzen – Polen, Litauer und alle anderen, die ihm egal sind. Ich kann Ihnen sagen, dass dies ein äußerst gefährliches Spiel ist, und die Urheber solcher Pläne sollten über die Folgen nachdenken.

Herr Naryschkin, ich hoffe, dass Ihre Dienststelle, ebenso wie die anderen Sonderdienste, die Entwicklungen genau verfolgen werden.

Lassen Sie uns zu den wichtigsten Punkten auf unserer Tagesordnung kommen.

Teil II folgt morgen (30.07.2023) und die Reaktion von Polen

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Übersetzung aus dem Russischen: Unser-Mitteleuropa


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