Horst D. Deckert

Österreichisches Steuersystem animiert zum Nichtstun und Faulenzen

Wer mehr arbeitet, soll auch mehr verdienen. Dieses System wird in vielen Ländern Europas gefördert. In Österreich allerdings wird potentiellen Mehrleistern die Freude an der Arbeit durch ein gieriges und aggressives Steuersystem einer nimmersatten Regierung verleidet.

Deshalb ist Österreich mittlerweile auch ein Land der Teilzeitarbeiter geworden, womit sich der vorherrschende Fachkräftemangel sicher nicht beheben lassen wird, sind Wirtschaftsfachleute überzeugt. Schuld an der Tatsache, dass die Menschen heute nicht mehr als unbedingt nötig arbeiten wollen, ist auch und vor allem das progressive österreichische Steuersystem, bestätigen nicht nur Steuerexperten, sondern auch eine unlängst veröffentlichte Studie des wirtschaftsliberalen Denkinstituts „Agenda Austria“.

Vor allem für die Mittelschicht, die in Zeiten wie diesen ein mehr an Einkommen dringend nötig hätte, ist Mehrarbeit unattraktiv. „Ich hätte die Möglichkeit, beruflich mehr tun zu können,“, sagt ein Betroffener, der nicht genannt werden will, „doch ausbeuten lasse ich mich nicht.“ Selbst wenn ich meine Arbeitszeit um 100 Prozent steigerte, erläutert der 38-Jährige Linzer, bekäme ich nur 60 Prozent mehr Gehalt heraus.

Wäre der Mann allerdings in Ungarn, Polen, in der Slowakei oder in Tschechien zu Hause, sähe die Sache für ihn weitaus besser aus. Denn für eine Ausweitung der Arbeitszeit um 100 Prozent beträgt der Nettoeinkommenszuwachs dort zwischen 85 und 100 Prozent. In Österreich gönnt der Staat seinen Bürgern, die ihre Arbeitszeit verdoppeln, einen Nettoeinkommenszuwachs von lediglich 60 Prozent.

Damit ist die Republik zwischen Boden- und Neusiedlersee auch vorletzter in einer Skala von insgesamt 19 europäischen Staaten, die den Mehrleistern alle mehr Geld im Portemonnaie lassen, als das angeblich so soziale Österreich. Das Schlusslicht in dieser Liste ist das kleine Belgien, das – ähnlich wie Österreich – auch einen nicht geringen Anteil an Zuwanderern zu versorgen hat.

Auch in Österreich schiebt man das durch uns verdiente Geld lieber den Einwanderern in unser Sozialsystem hinten hinein, obwohl ihnen viele Leistungen oft gar nicht zustehen, wie die jüngst aufgeflogenen Betrügereien mit Kindergeld etc. zeigen“, ärgert sich der Linzer und Studienautor Dénes Kucsera kann das offenbar gut verstehen. Er gibt nämlich zu, dass sich Mehrarbeit aktuell nicht lohne. Nach Meinung des Wifo-Steuerexperten Simon Loretz liege es in der Natur der Sache – damit ist das progressive österreichische Steuersystem gemeint – dass Besserverdienende wie auch die Mehrleister mehr einzahlen, soll heißen, weniger netto verdienen.

Das lässt sich nicht ganz vermeiden, heißt es lapidar, zumal ein großer Teil der Abgaben in das Pensionssystem fließe. Durch die „Abschaffung der kalten Progression“ gebe es überdies eine jährliche Steuerreform, bei der – wie viele vermuten – aber weiterhin nur nach unten verteilt und der Mittelstand nicht entlastet wird. Allerdings geht es beim Abbau dieses Automatismus‘ wie der Kalten Progression um Steuerentlastung und nicht um die Herstellung von Einkommensgerechtigkeit oder gar Wohlstandsverteilung, gibt ein Welser zu bedenken: Denn wer keine oder wenig Steuern zahlt, kann logischerweise nicht oder nur wenig entlastet werden.

Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.

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