Horst D. Deckert

Ein Puff voller verdammter Narren – Die Denkweise in der Bundesblase

Fred Reed

Ich gehe davon aus, dass meine Kolumnen Perlen der Klarheit und der Prägnanz sind, so dass sie bei anderen Autoren Resignation auslösen. Das erwarte ich jetzt seit Jahrzehnten. Passiert vielleicht noch. Jetzt aber fürchte ich, dass der heutige Versuch ein Kuddelmuddel wird, das literarisch einem gemischten Salat gleicht. Habt Geduld mit mir.

Auf der Erde gibt es ungefähr acht Milliarden Menschen. Die sind miteinander verflochten und die meisten von ihnen, manchmal hängt ihr Leben davon ab, verlassen sich auf Dinge, die von woanders herkommen: Nahrung, Öl, Benzin, Dünger, wichtige Maschinenteile und auch wichtige Elektronik, die wichtige Maschinen und Netzwerke kontrolliert. Ein Weltkrieg, selbst mit konventionellen Waffen, würde eine unermessliche Anzahl töten, selbst wenn nur die Lieferketten unterbrochen würden. Wir wissen nicht, wie groß die Anzahl wäre, denn wir haben es noch nicht ausprobiert. Nuklear? Viel schlimmer.

Von diesen acht Milliarden, wie viele würde man brauchen, um einen Weltkrieg anzufangen? Wer sind sie? Warum besitzen sie über den Rest von uns die tödliche Macht zum Verbrennen oder Verhungern? Warum sollten sie so etwas tun?

Biden, nicht sehr klug, krankhaft aggressiv, eine frühe Senilität auslotend und verzweifelt um die Wiederwahl kämpfend, könnte es alleine schaffen. Ein Mensch. Theoretisch könnte er einen atomaren Angriff auf Russland befehlen, obwohl es unwahrscheinlich ist und es ist nicht sicher, ob das Militär gehorchen würde. Der bloße Befehl, dass US-Kampfjets russische Flugzeuge über der Ukraine oder in Syrien angreifen, das könnte reichen. Schließlich ist er der Oberbefehlshaber…

Und Washington reizt Russland in der Ukraine bis aufs Blut, eskaliert immer weiter und erhöht den Einsatz. Jetzt haben wir Truppen vor Ort in Gaza und Amerika bereitet sich auf einen Krieg mit China vor. Situationen dieser Art sind nicht voraussehbar. Angenommen, Hisbollah greift Israel mit iranischer Unterstützung an, Amerika bombardiert den Iran, Russland schießt amerikanische Flugzeuge ab, die USA sind mit dem Iran im Krieg, der wiederum amerikanische Stützpunkte in der Region zerstört und die großen russischen Reservearmeen rücken an Polens Grenze vor. Dann heißt es verglühen oder verlieren.

An dieser Stelle wollen wir die enorme Rolle der krassen Ignoranz in der amerikanischen Außenpolitik betrachten. Nehmen wir China als treffendes Beispiel. Ich habe gelesen, dass 77 Prozent oder so der Amerikaner glauben, dass China ein gefährlicher Feind ist. Das ist natürlich eine Mehrheit, die von den Medien hergestellt wird. Aber wie viele Amerikaner wissen irgendwas über China? Können sie drei chinesische Städte außer Peking, Hongkong und Schanghai nennen? Ja, selbst diese drei? Können sie ein Datum in der chinesischen Geschichte nennen? Wissen sie, was 1976 in China geschah? Aber sie sind sich ziemlich sicher, dass China, wo auch immer das ist, eine schwerwiegende Gefahr darstellt.

Das zuvor Gesagte gilt fast genauso für den Kongress. Ein Freund, ein ehemaliger US Senator, sagte zu mir, dass geschätzte 99 Prozent im Senat nicht wissen, wo Myanmar liegt. Kongressabgeordnete, für gewöhnlich unbedeutende Anwälte von irgendwo, haben weder den Hintergrund, die Zeit oder das Interesse, sich mit den vielen verschiedenen Ländern zu befassen. Sie wählen wie der Wind weht, so wie der Rest der Partei abstimmt, so wie es die Lobbyisten und Geldgeber wünschen und wie sie glauben, was ihre Wähler – genauso umfassend ungebildet – für gut befinden.

Die Medien, oft wenig besser informiert, stellen Wattebällchenfragen, um ja nicht die Politiker oder die Zuschauer zu verärgern. Die typische Frage ist vage und lässt den Politiker über seine Liebe zur Demokratie, seine Opposition gegen Diktatur und seine leidenschaftliche Sorge um die Menschenrechte schwadronieren. Kein Reporter würde den Senator Rubio fragen, ob er Halbleiter von Opossum-Kötteln unterscheiden könne.

So wird Politik gemacht.

In zwei Jahrzehnten in Washington habe ich über das Militär und deren politische Hofschranzen berichtet, für die Army Times, die Washington Times, die Washington Post, Universal Press Syndicate, Harper’s und andere Stationen auf dem journalistischen Kreuzweg. Ich hatte einen Pass für das Pentagon und habe viele Stunden im E-Ring verbracht und mit Offizieren gesprochen. Ich erwähne das nicht, um meine eingebildete Wichtigkeit aufzublasen, sondern um klar zu machen, dass ich den Geruch und die Attitüde kenne, die die Stadt am Laufen halten, vor allem in Militärangelegenheiten.

Es gibt da ein Gefühl der Omnipotenz, man habe das Recht zu herrschen. Wir kennen die Phrasen: der Weltpolizist, die Unersetzliche Nation, eine leuchtende Stadt auf dem Hügel, die Außergewöhnliche Nation. Die Menschen glaubten das und tun es immer noch. Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist real. Amerika habe ein Gott gegebenes Recht, nicht selten in religiösen Worten ausgedrückt, um überall zu intervenieren. Ganz wichtig: man hatte den Glauben, die USA würden die Macht dazu besitzen. 1955 war das so. Viele unserer überlebenden, gerontokratischen, politischen Fossile sind alt genug, um 1955 erlebt zu haben.

Damals gab es ein amerikanisches Imperium, eine US Hegemonie, das Weltreich, das jetzt etwa 750 Militärstützpunkte auf der ganzen Welt hat, das den IWF kontrolliert, die Weltbank, die Vereinten Nationen, SWIFT und so weiter. Washington verfiel dem Glauben, diese Dominanz sei natürlich, ewig und eine verdiente Frucht der europäischen Überlegenheit. Das bricht jetzt zusammen und Washington ist bereit, alles, wirklich alles zu unternehmen, dass es so bleibt.

Der verzweifelte Wunsch, im Sattel bleiben zu können, er formt die Außenpolitik der USA. Der Ansatz ist zutiefst militärisch, zum Teil weil Realisten wissen, dass Amerika wirtschaftlich oder (auf lange Sicht) technologisch mit Asien nicht konkurrieren kann. Washington hat nur ein schmales Zeitfenster, vielleicht zehn Jahre, um zuerst Russland und dann China zu zerschlagen. Darum der Krieg gegen Russland, ein möglicher Krieg in Nahost, die Drohung, in Mexiko einzumarschieren und das ständige Gerede über Pläne für einen Krieg gegen China in 2025. Sie haben tatsächlich das genaue Jahr genannt…

Die schreckliche Sache ist, wie wenige Männer und Frauen einen Krieg auslösen können, in dem Hunderte Millionen sterben könnten. In einer Welt mit acht Milliarden können weniger als 100 (so schätze ich) einen Holocaust anfangen. Viele davon sind Konservative der jüdischen Neokons, Victoria Nuland, Blinken, Zelenski, Kristol und die Bande, aber da sind auch Biden, Bolton, Pompeo, Graham, Rubio, verschiedene Pentagon-Generäle und die Waffenindustrie.

In Washington wird darüber geredet, US-Truppen in die Ukraine zu schicken, man glaubt, das sei etwas, was die Russen ängstigen würde. Dem ist nicht so. Amerika ist nicht mehr das Land der harten Country Boys. Die Armee kann ihre Rekrutierungsziele nicht mehr erfüllen, weil die amerikanische Jugend fettleibig ist. Die körperlichen und psychischen Standards wurden gesenkt. Rekruten mit Vorstrafen werden akzeptiert. Seit Jahren sind die Waffengattungen Laboratorien für politische Indoktrination, feminisiert, gespickt mit sexuellen Kuriositäten und mit Angestellten positiver Diskriminierung verseucht. Die Armee besitzt keine Soldaten oder Offiziere, die Kampferfahrung gegen einen ernsthaften Gegner mit massiver Artillerie, Panzern und Kampfhubschraubern haben. In den vergangenen Jahrzehnten hat das amerikanische Militär von sicheren Basen mit PX-Läden aus Ziegenhirten bombardiert, die mit Gewehren bewaffnet waren.

Die Russen, gegen die sie in der Ukraine kämpfen müssten, sind nach über einem Jahr gegen eine moderne ukrainische Armee kampferprobt. Es wäre ein Massaker.

Hier kommen wir zum Hauptelement in Washingtons angeblich strategischem Denken: man könne Kriege eindämmen und sie werden woanders ausgetragen, niemals in Amerika. Diese erstaunliche Illusion ist bei allen Drohungen mit einer direkten Intervention spürbar. Das ist ein Fehler. Wenn amerikanische Soldaten gegen russische Soldaten kämpfen, dann wird Amerika mit Russland im Krieg sein, und dessen U-Boote können leicht amerikanische Truppen- oder Versorgungsschiffe torpedieren. Die heutigen Cruise Missiles, wie sie Russland in der Ukraine einsetzt, sind präzise und haben in einigen Fällen eine Reichweite von 2.000km. Einige davon, gestartet von U-Booten, würden die meisten Menschen im Pentagon töten. Das wäre ein Schock. Man bedenke, das Pentagon ist nur eine kurze Fahrradstrecke vom Kapitol und vom Weißen Haus entfernt.

Was würde Washington dann tun? Russland ist eine riesige Nuklearmacht und kann die USA und Europa gleichzeitig einäschern. Atomares Säbelrasseln durch Washington wird Russland nicht einschüchtern. Russland ist bei Nahrungsmitteln und Energie unabhängig. Seine Luftwaffe ist groß und mächtig. Gott steh uns bei, sollte ein Flugzeugträger versuchen, das kontinentale Russland anzugreifen. Was würden Amerikas Spielzeugsoldaten dann tun?

Ein sehr sehr wichtiger Punkt: Kriege verlaufen für gewöhnlich nicht so wie erwartet. Hier wiederhole ich mich, aber ich bitte die Leser, so ich denn welche habe, um Geduld.

Betrachten wir einige richtige Kriege und wie gut sie die Erwartungen erfüllt haben. Der Amerikanische Bürgerkrieg sollte an einem Nachmittag nach der Ersten Schlacht bei Manassass vorbei sein. Da lag man vier Jahre und 650.000 Tote daneben, heute wäre das vergleichbar mit sechseinhalb Millionen Toten. Niemand hatte die geringste Ahnung, wie der Krieg verlaufen würde. Als Napoleon in Russland einmarschierte, hatte er keine Ahnung, dass russische Truppen schon bald in Paris einmarschieren würden. Aber genau das passierte. Als die Deutschen den 1. Weltkrieg anfingen, da erwarteten sie einen kurzen, siegreichen Manöverkrieg. Was sie bekamen war vier Jahre blutiger, verlorener Stellungskrieg. Als Hitler Russland überfiel, da stand im großen Kriegsplan nicht, dass Russen und amerikanische Gis sich Berlin aufteilen würden. Aber so kam es. Als die japanische Armee gegen die USA in den Krieg zog, da planten sie, die Töchter der amerikanischen Matrosen in den Bars in Tokio zu vögeln. Als die Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Vietnam kolonisierten, haben sie nicht erwartet, bei Dien Bien Phu besiegt und überrumpelt zu werden. Als die Amerikaner den französische Fehler wiederholten, da konnten sie nicht ahnen, dass ihnen, wie es beim Militär heißt, der Arsch aufgerissen wird. Als die Russen in Afghanistan einmarschierten, da erwarteten sie keine Niederlage. Aber so kam es. Und die Amerikaner, nachdem sie die russische Niederlage gesehen haben, haben auch nicht erwartet zu verlieren. Aber sie haben verloren. Der gegenwärtige Krieg in der Ukraine läuft auch nicht wie erwartet.

Nun, zur Ukraine: Die Militärs sind bei der Vorhersage der Art des Krieges genauso schlecht wie bei der Vorhersage des Resultats. Der Game Changer, wie wir gerne sagen, war in diesem Krieg die Drohne. Zum einen erlaubt sie den Armeen, präzise Angriffe auf Ziele durchzuführen, etwa auf Panzer, ohne das Leben von Soldaten zu riskieren. Darüber hinaus kann eine Drohne, wenn sie ein feindliches Bataillon entdeckt, sofort die Koordinaten an die Artillerie weiterleiten, die innerhalb von drei Minuten besagtes Bataillon unter Feuer nimmt. Das hat man nicht vorausgesehen.

Jetzt, wo Washington einen Krieg gegen China vorbereitet, hat man wahrscheinlich keinen blassen Dunst, wie dieser Krieg verlaufen wird. Da ist die übliche Selbstgefälligkeit, die Selbstsicherheit, der Glaube an Amerikas Überlegenheit bei Waffen und deren Einsatz. Die Erwartung eines kurzen, scharfen und siegreichen Kriegs, und die kontinentalen USA bleiben ein unberührbares Heiligtum. In der Bundesblase finde ich Beamte, die davon reden, F-35 tief nach China hinein fliegen zu lassen, um Kommandozentralen zu bombardieren. Sie sagen das in dem gleichen lässigen Ton, als würden sie über eine Bombardierung Guatemalas reden.

China ist nicht Guatemala.

Es ist ein Land mit einer riesigen Bevölkerung, enormen Rohstoffen, einer großen Anzahl exzellenter Ingenieure und Wissenschaftler, die in den besten Technikjournalen der Welt prominent zitiert werden. Es ist ein Land, das einen kombinierten Orbiter, Lander und Rover zum Mars geschickt hat, erfolgreich, beim ersten Versuch. Es ist weltweit führend bei der Anzahl der Supercomputer. Es ist kein Drache, der sich von übermäßig gewachsenen kleinen Jungs aus dem fünfseitigen Windtunnel ficken lässt.

Und es ist ein Land, das über Jahrzehnte hinweg seine Streitkräfte geschult hat, Amerika in seinen nahen Gewässern zu bekämpfen. Ich kann mit nur schwer eine Situation vorstellen, die besser für eine Überraschung geeignet wäre.
 

Ähnliche Nachrichten