Horst D. Deckert

Die Enteignung russischer Vermögenswerte könnte eine globale Finanzkrise auslösen

Sollte die EU die Enteignung russischer Vermögenswerte durchdrücken, könnte dies eine globale Finanzkrise auslösen. Das Vertrauen in das westliche Finanzsystem wäre wohl endgültig dahin und Euroclear bankrott. Wollen sich die Europäer mit einer weiteren ideologisch motivierten Maßnahme selbst ins Knie schießen?

Die Enteignung russischer Vermögen und deren potenzielle Auswirkungen – wie z.B. eine globale Finanzkrise – haben die Aufmerksamkeit von Experten und politischen Entscheidungsträgern auf sich gezogen. Laut einem Bericht befinden sich knapp 70 Prozent der vom Westen gesperrten russischen Vermögenswerte beim belgischen Zentralverwahrer Euroclear, darunter Wertpapiere und Bargeld der russischen Nationalbank im Wert von rund 190 Milliarden Euro. Die Diskussion über die Zukunft dieser eingefrorenen Vermögenswerte und die Möglichkeit ihrer Enteignung hat weitreichende rechtliche und wirtschaftliche Folgen, insbesondere für Euroclear.

Die Idee, die eingefrorenen russischen Vermögenswerte der Ukraine zu übergeben, stößt bei führenden Politikern in Deutschland, den USA und der EU aus moralischen Gründen aufgrund des Angriffs auf die Ukraine auf Zustimmung. Allerdings wird die Realität und die potenziell verheerenden wirtschaftlichen Risiken einer solchen Enteignung intensiv diskutiert. Die mögliche Enteignung von Nationalbankguthaben eines Staates, mit dem kein Krieg geführt wird, könnte völkerrechtswidrig sein und das Vertrauen in westliche Währungen untergraben, was zu einer globalen Finanzkrise führen könnte. Moskau könnte dann auch Euroclear-Gelder in Hongkong oder Dubai beschlagnahmen lassen, was zu einer Insolvenz und zum Entzug der Lizenz durch die belgische Zentralbank führen würde.

Darauf aufbauende Szenarien verdeutlichen die potenziellen Auswirkungen einer solchen Enteignung. Sollte Russland als Vergeltung Gegenmaßnahmen ergreifen und ausländische Vermögenswerte konfiszieren, könnte dies zu einer Eskalation der Situation führen. Die EU, die G-7-Staaten, Australien und die Schweiz halten Direktinvestitionen in der russischen Wirtschaft im Wert von rund 288 Milliarden US-Dollar, die ebenfalls gefährdet wären. Die drohende Eskalation und die Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft dieser Vermögenswerte könnten zu einer destabilisierenden Kettenreaktion führen, die die globale Finanzlandschaft erschüttert. Immerhin verwaltet Euroclear eine Summe von etwa 37 Billionen Euro.

Allerdings verdeutlichen die Diskussionen über die Enteignung russischer Vermögen die Komplexität und die potenziellen Risiken, die mit solchen Maßnahmen verbunden sind. Die Auswirkungen auf Euroclear, das Vertrauen in westliche Währungen und die Möglichkeit einer globalen Finanzkrise zeigen die Dringlichkeit einer sorgfältigen und ausgewogenen Herangehensweise an diese brisante Situation. Doch denken die verantwortlichen Politiker in Brüssel, Berlin, Paris & Co überhaupt so weit? Denn Eines ist klar: Eine solche Aktion würde dem Wertewesten deutlich mehr schaden als Russland, welches ohnehin schon in vielen Bereichen vom Westen entkoppelt wurde.

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