Horst D. Deckert

Mit 17 zur Truppe: Bundeswehr rekrutiert Tausende Teenager

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Mit 17 zur Truppe: Bundeswehr rekrutiert Tausende Teenager

„Mit 17 zur Truppe: Bundeswehr rekrutiert Tausende Teenager“ – so lautet eine aktuelle Spiegel-Schlagzeile. Immer mehr Minderjährige leisten laut Zahlen des Verteidigungsministeriums ihren Dienst bei der Bundeswehr. Und Jugendoffiziere zeigen an Schulen Präsenz. Haben die Eltern und hat die Gesellschaft denn gar nichts begriffen?

von Marcus Klöckner

Je jünger angehende Soldaten sind, umso „besser“. Wenig Lebenserfahrung und Naivität treffen auf ausgefeilte militärische Ideologie und eine verschlagene Politik im Hintergrund. So ist es im Sinne des Militärischen ein Leichtes, jenen Typ Soldat zu formen, der in Armeen überall auf der Welt gefragt ist: Befehle befolgen, nicht hinterfragen und im Ernstfall das tun, wozu Soldaten unterm Strich eben da sind: in Schlachten zu ziehen, zu töten und getötet zu werden.

Im Zuge des Krieges in der Ukraine und dem damit verbundenen Feindbildaufbau Russland vollzieht sich in Deutschland eine militärische Wende in der Politik – und dazu braucht es mehr Soldaten in der Bundeswehr. Konsequenz: „Die Truppe“ geht in eine Rekrutierungsoffensive.

Schulen, die eigentlich ein politisch neutraler Ort sein sollten, öffnen verstärkt ihre Klassenräume für Jugendoffiziere der Bundeswehr. Das ist, bei Lichte betrachtet, ein massiver Angriff auf die Köpfe der Schüler. Teenager – noch halbe Kinder – treffen in der Schule, die doch auch ein Schutzraum sein sollte, auf adrett wirkende Jugendoffiziere mit sauber glänzenden, akkurat sitzenden Uniformen, die rhetorisch geschickt Vorträge zur NATO halten und Fragen der Schüler beantworten. Politische Rückendeckung gibt es von hoher Stelle: „Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut“, sagte vor kurzem Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.

Von einem nennenswerten Widerstand gegen die Besuche der Bundeswehr an Schulen vonseiten verantwortlicher Schuldirektoren und Lehrern hat die breite Öffentlichkeit bisher nichts gehört. Der Bayerische Landtag hat im Juli gar beschlossen, dass Schulen und Hochschulen enger mit der Bundeswehr zu kooperieren haben. Staatliche Schulen sollen noch enger mit den Jugendoffizieren, von denen 90 im Einsatz sind, zusammenarbeiten.

Und nun geht aus einer Anfrage der Linken im Bundestag an das Verteidigungsministerium hervor, dass die Bundeswehr in den vergangenen fünf Jahren 7.681 Minderjährige rekrutiert hat, wie der Spiegel berichtet. Der Höchstwert war im vergangenen Jahr zu verzeichnen. 1.996 Rekruten unter 18 Jahren traten in die Bundeswehr ein. 1.773 waren es im Jahr zuvor.

Das ist alarmierend. Und ein paar sehr unangenehme Fragen drängen sich auf. Haben Eltern, die ihren 17-jährigen Teenagern den Weg zur Bundeswehr ebnen, tatsächlich nichts gelernt? Begreifen sie nicht, dass aus „Spaß“ schnell Ernst werden kann? Verstehen sie nicht, dass sich am späten Ende ihre Kinder auf einem Schlachtfeld wiederfinden können und dann gezwungen sind, andere Soldaten – Menschen – zu töten oder getötet zu werden? Haben sie wirklich keine Ahnung davon, dass ihre gerade noch unversehrten Söhne und Töchter im nächsten Moment mit amputierten Armen und Beinen von der Front kommen können?

Und: Müsste eine Gesellschaft zu einem Zeitpunkt, wo die Bundeswehr verstärkt Präsenz in Schulen zeigt und wo immer häufiger davon die Rede ist, dass „wir“ kriegstüchtig werden müssten, nicht sagen: „Hände weg von unseren Kindern!“?

Was auch immer die Gründe für das Schweigen der Erwachsenen sind: Sollte es hart auf hart kommen, zahlen die Kinder, aus denen irgendwann Soldaten geworden sind, den Preis. Sie zahlen den Preis dafür, dass Erwachsene, die alle Möglichkeiten haben, sich umfassend zu informieren, schweigen. Der von politischer Seite angestrebten Militarisierung begegnen weite Teile der Gesellschaft mit Desinteresse oder Unwissen. Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass Deutschland gerade einer massiven Manipulation aus dem Inneren ausgesetzt ist? Kalte Krieger projizieren aus ihren Köpfen ein Schreckensbild vom „bösen Russland“ an die Wand, das der Realität nicht standhält. Auf dieses Trugbild bauen Politik und Bundeswehr ihre Forderung von der „Verteidigungsfähigkeit“.

Auch wenn es sich um ein Trugbild handelt: Das ist nicht harmlos. Nach und nach formt sich aus ihm eine Realität, die immer weitreichender ist. Die Beziehung zu Russland ist an einem Tiefpunkt, Politiker pumpen immer mehr Geld in den „Verteidigungshaushalt“, das an anderer Stelle nötiger gebraucht würde. Und die Hand des Militärischen greift bereits nach dem Wertvollsten, was eine Gesellschaft besitzt: nach den Kindern.

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