Mehr als 20 Länder haben den Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca ausgesetzt oder verzögert (wir berichteten). Dies aufgrund von Todesfällen kurz nach der Impfung und nach mindestens 60 Berichten über Thrombosen. Einige verliefen tödlich. Die Weltgesundheitsbehörde WHO, unter der Leitung des Generaldirektors Tedros Adhanom Ghebreyesus, wollte bereits im März keinen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und der Impfung mit dem Vakzin AZD1222 von AstraZeneca erkennen. Die WHO hält weiterhin an der Verwendung des umstrittenen Vakzins fest:
«In umfangreichen Impfkampagnen ist es für Länder Routine, potenzielle unerwünschte Ereignisse nach der Impfung zu berichten. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass die Ereignisse mit der Impfung selbst zusammenhängen, aber es ist eine gute Praxis, sie zu untersuchen,»
heisst es in der Erklärung der WHO zu den Sicherheitsberichten für AstraZeneca-Impfstoffe.
Auch die Europäische Gesundheitsbehörde EMA empfiehlt das Vakzin von AstraZeneca weiterhin uneingeschränkt für alle Personen ab 18 Jahren. «Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von Covid-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken», sagte EMA-Chefin Emer Cooke gegenüber der deutschen Tagesschau. Die EMA habe einen möglichen Zusammenhang von selten auftretenden Thrombosen bei Geimpften bestätigt. Blutgerinnsel sollen demnach als seltene Nebenwirkungen des Gen-Vakzins gelistet werden.
Zeitgleich bestätigte auch die britische Behörde für Medikamentenaufsicht MHRA einen möglichen Zusammenhang zwischen der Verimpfung mit dem Vakzin von AstraZeneca und dem «ungewöhnlichen Auftreten von gefährlichen Blutgerinnseln». Deshalb habe Grossbritannien den AstraZeneca-Impfstoff für Personen unter 30 Jahren vorübergehend gestoppt.
Mehrere Länder empfehlen die Impfung mit AstraZeneca für jüngere Menschen aus Sicherheitsgründen inzwischen nicht mehr. In Deutschland wurde die Entscheidung über den Umgang mit Zweitimpfungen des Vakzins vertagt. Nun soll es in der kommenden Woche neue Beratungen unter Einbezug der ständigen Impfkommission STIKO geben. Die STIKO hatte zuletzt empfohlen, auch bei einer bereits erfolgten Verimpfung mit dem AstraZeneca-Vakzin bei Personen unter 60 Jahren auf die Impfstoffe von Pfizer/BioNTech oder Moderna für eine zweite Impfung auszuweichen.
Andere Länder wie Dänemark und Norwegen setzen den Impfstoff vorsichtshalber ganz aus. In der Schweiz ist AZD1222 von AstraZeneca noch nicht zugelassen. Der Bund hat sich allerdings trotzdem 5,3 Millionen Impfdosen gesichert. Gemäss Raimund Bruhin, Direktor der Schweizerischen Zulassungsbehörde Swissmedic, würden für eine Zulassung belastbare Daten fehlen, berichtet die Luzerner Zeitung.
Die gemeldeten, teils tödlichen Thrombosen seien vor allem bei Frauen im Alter von weniger als 60 Jahren binnen zwei Wochen nach der Impfung aufgetreten, heisst es: «Eine mögliche Erklärung für diese seltenen Nebenwirkungen könnte eine Immunantwort auf den Impfstoff sein», wird Cooke von der Tagesschau zitiert.