Horst D. Deckert

Klaus Schwab tritt ab – doch das Problem „WEF“ bleibt

Nach über 50 Jahren zieht sich Klaus Schwab, Gründer und Gesicht des Weltwirtschaftsforums (WEF), langsam von der Bühne zurück. Eine Ära endet – sagen die einen. Eine Inszenierung ebenfalls – sagen die anderen.

Denn Schwabs angekündigter Rückzug als Vorsitzender des WEF-Stiftungsrats ist weniger der freiwillige Abgang eines „Vordenkers“ als vielmehr das Ergebnis wachsender interner Spannungen, öffentlicher Kritik und einer tiefgreifenden Führungskrise.
Im Raum stehen Diskriminierungsvorwürfe, Berichte über eine toxische Arbeitskultur, unklare Machtstrukturen – und eine Organisation, die sich zunehmend von ihrem einstigen Anspruch entfernt hat.

Gleichzeitig verlassen nun auch Schwabs Kinder, Olivier und Nicole, das WEF. Der Generationenwechsel bleibt aus. Und damit auch jede Vorstellung von Erneuerung. Die zentrale Frage lautet nun: Wer wird es weiterführen? Der aktuell als aussichtsreich geltende Kandidat ist Børge Brende, ehemaliger norwegischer Außenminister und derzeitiger WEF-Präsident – ein Mann aus dem Apparat. Bestätigt ist noch nichts – entscheiden wird nicht das Volk, sondern der innerste Kreis, dem Schwab selbst vorsitzt.

Ein Club ohne Mandat – mit globaler Macht

Das WEF ist eine nicht gewählte, privat finanzierte Organisation, die sich selbst als Plattform für „globale Zusammenarbeit“ inszeniert. In Wahrheit ist es ein elitäres Netzwerk aus Wirtschaft, Politik und Medien, das massiven Einfluss auf nationale und internationale Politik ausübt – ohne jede demokratische Legitimation.

Ob Klimaagenda, Pandemie-Management, Digitalisierung oder Kriegspolitik – immer wieder tauchen WEF-Initiativen, Programme oder Sprecher in politischen Entscheidungsprozessen auf. Besonders brisant: die Förderung sogenannter Young Global Leaders.

Diese „Kaderschmiede“ bildet seit Jahren Nachwuchspolitiker, Manager und Meinungsmacher im Geist der WEF-Agenda aus – und viele von ihnen finden später gezielt den Weg in Kabinette und internationale Gremien.

Klaus Schwab selbst sagte 2017 auf einem Podium stolz:

„Was wir jetzt sehr stolz haben, ist, dass wir – wenn ich das so sagen darf – in die Kabinette eindringen. […] Macron war ein Young Global Leader. Auch Trudeau, Argentinien, Neuseeland… Ich nenne sie alle.“

Ein Satz, der viele seither aufhorchen lässt. Denn wer nicht gewählt, sondern installiert wird, repräsentiert nicht das Volk, sondern eine Agenda.

Ein Netzwerk der Eliten – gefeiert von Konzernen, misstraut vom Volk

Während das WEF im Westen wachsende Skepsis und Ablehnung erfährt, genießt es bei Großkonzernen, Banken und Investmentfirmen nach wie vor hohes Ansehen.
BlackRock, Pfizer, Microsoft, Nestlé, Amazon, Google – sie alle schicken ihre Spitzenkräfte nach Davos, geben dort die Themen vor, gestalten „Lösungen“ für globale Probleme, von denen sie oft direkt wirtschaftlich profitieren.

Die demokratische Öffentlichkeit bleibt dabei außen vor.

Der „Great Reset“, der zu Beginn der Corona-Pandemie lanciert wurde, war dafür ein Lehrstück: Inmitten der globalen Angst wurde eine umfassende Umgestaltung von Wirtschaft, Arbeitswelt und Gesellschaft präsentiert – von oben nach unten, mit Hilfe von Tech-Konzernen, Think-Tanks und WEF-nahen Organisationen.

Die dunklen Wurzeln: Schwab, Kissinger und die stille Machtübernahme

Inzwischen geraten auch Schwabs persönliche Wurzeln zunehmend ins Licht. Der gelernte Wirtschaftsingenieur wurde in den 1970ern von Henry Kissinger persönlich gefördert – jenem US-Strategen, der wie kein anderer für machtpolitischen Zynismus steht.

Kissinger ebnete ihm den Weg nach Harvard, verschaffte ihm Zugang zu US-Think-Tanks – und half ihm, das damalige „European Management Symposium“ ins Leben zu rufen.
Daraus wurde das WEF – ein Gremium, das seit jeher weniger an Transparenz als an Einfluss interessiert war.

Heute ist das Forum eine Art Schattenregierung der Eliten – mit Zugriff auf Medien, Geld und Politik. Seine Initiativen reichen von digitaler Identität über Klimafinanzierung, Impfstrategien bis zu CBDCs (digitalen Zentralbankwährungen).
Ein hochvernetzter Apparat, der vorgibt, die Welt zu verbessern – und doch völlig ohne demokratische Kontrolle agiert.

Ein Rücktritt ohne Aufklärung

Klaus Schwabs angekündigter Rückzug ist kein Neuanfang, sondern die Verfestigung eines Machtmodells.
Die Entscheidung, wer folgt, fällt nicht transparent, nicht demokratisch, sondern intern – vermutlich durch Schwab selbst oder durch ihn eingesetzte Netzwerke.

Die Mission des WEF, wie sie Schwab selbst zuletzt beschwor, lautet offiziell: „Die Verbesserung des Zustands der Welt“.
Doch was genau meint das?
Mehr KI, mehr Digitalisierung, mehr Überwachung, mehr globale „Governance“?

Die Kritik am WEF wird nicht leiser – im Gegenteil:
Die Fassade bröckelt.
Was bleibt, ist ein globales Netzwerk, das sich selbst legitimiert, sich selbst belohnt und sich selbst ersetzt.

Kommentar: Demokratie funktioniert anders.

Solange Organisationen wie das WEF – privat, intransparent und wirtschaftlich durchsetzt – direkten Einfluss auf Regierungen und Gesetzgebungen nehmen, sind Begriffe wie Demokratie, Teilhabe und Rechenschaft nur noch Dekoration.
Der Rückzug Schwabs ist eine Schlagzeile. Die echte Veränderung aber – die kommt nur durch Aufklärung und Widerstand.

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