Horst D. Deckert

Wiz-Übernahme gibt israelischem Geheimdienst Kontrolle über Ihre Google-Daten

Alan Macleod

Google hat kürzlich angekündigt, das israelisch-amerikanische Cloud-Sicherheitsunternehmen Wiz für 32 Milliarden Dollar zu übernehmen – ein Preis, der dem 65-fachen des Jahresumsatzes von Wiz entspricht. Diese außergewöhnlich hohe Bewertung hat international für Aufsehen gesorgt und gleichzeitig die engen Verbindungen zwischen Google und dem israelischen Militär weiter gefestigt.

Laut Google soll der Deal „die Art und Weise, wie Sicherheit im KI-Zeitalter entwickelt, betrieben und automatisiert wird, grundlegend verändern“. Doch Kritiker warnen: Diese Übernahme verlagert die Kontrolle über die Datensicherheit von Milliarden Nutzern in die Hände einer Organisation, die direkt aus dem israelischen Militärgeheimdienst hervorgegangen ist – insbesondere der berüchtigten Einheit 8200.

Israels globales Spionagenetz

Wiz wurde 2020 von vier ehemaligen Offizieren der Einheit 8200 gegründet: Yinon Costica, Assaf Rappaport, Ami Luttwak und Roy Reznik. Eine aktuelle Studie zeigt: Fast 50 der heutigen Wiz-Mitarbeiter sind Veteranen dieser Einheit.

Die Einheit 8200 ist weltweit bekannt für ihre führende Rolle bei der Entwicklung von Überwachungs- und Spionagetechnologie, darunter die berüchtigte Pegasus-Spyware, die u.a. vom saudischen Geheimdienst verwendet wurde, um den Journalisten Jamal Khashoggi vor dessen Ermordung auszuspionieren.

Mehr als 50.000 Personen weltweit – darunter Staatsoberhäupter, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Diplomaten – wurden Berichten zufolge heimlich mit Pegasus überwacht. Jeder Export der Software musste vom israelischen Staat genehmigt werden – der mutmaßlich auch Zugriff auf die von Kunden erhobenen Daten hatte.

Whistleblower Edward Snowden enthüllte zudem, dass die US-amerikanische NSA regelmäßig Daten von US-Bürgern mit der Einheit 8200 teilte – eine Praxis, die Snowden als „eines der größten Missbrauchsverhältnisse, die wir je gesehen haben“ bezeichnete.

Unterdrückung in Palästina: Digitale Kontrolle durch Einheit 8200

Am aktivsten ist die Einheit 8200 in den besetzten palästinensischen Gebieten, wo sie ein komplettes digitales Überwachungsraster aufgebaut hat. Mithilfe von Gesichtserkennung, Abhörtechnologie und umfassender Datensammlung erstellt sie detaillierte Dossiers über fast jeden Bewohner, inklusive:

  • Krankengeschichte
  • Suchverlauf
  • sexuelle Orientierung
  • persönliche Schwächen

Diese Informationen werden gezielt zur Erpressung eingesetzt, um Palästinenser zu Informanten zu zwingen.

Ein Whistleblower berichtete, dass er im Training arabische Begriffe für „schwul“ auswendig lernen musste, um sie in abgehörten Gesprächen zu erkennen.

Besonders umstritten: Die KI-basierte Tötungsliste „Lavender“, die automatisch anhand algorithmischer Kriterien bestimmt, wer in Gaza ein Ziel ist. Punkte werden z. B. vergeben, wenn jemand im selben Gebäude wie ein mutmaßliches Hamas-Mitglied lebt oder in derselben WhatsApp-Gruppe ist.

Diese automatisierte Zielvergabe ermöglichte der israelischen Armee laut eigenen Angaben, Zehntausende Luftangriffe allein in den ersten Wochen nach dem 7. Oktober 2023 durchzuführen – ohne menschliche Überprüfung.

Der „Wiz-Deal“: Googles größte Investition in Israel

Mit dem Kauf von Wiz intensiviert Google seine Beziehungen zum israelischen Militärgeheimdienst. Bereits 2013 hatte Google den Navigationsdienst Waze übernommen – ebenfalls gegründet von Einheit 8200-Veteranen. Eine MintPress-Untersuchung aus dem Jahr 2022 ergab, dass mindestens 99 ehemalige Mitglieder der Einheit 8200 heute bei Google arbeiten.

Darunter auch Gavriel Goidel, heute bei Google Research verantwortlich für Strategie und Betrieb – zuvor Leiter der Analyseeinheit der Einheit 8200.

Und Google ist nicht allein: Auch Facebook, Microsoft, Amazon und sogar TikTok beschäftigen zahlreiche ehemalige Geheimdienstoffiziere. Sogar große US-Medien wie CNN und Axios haben laut Recherchen frühere 8200-Agenten als Analysten und Produzenten im Einsatz.

Milliarden für Krieg: Was bedeutet der Deal für Israel?

Die 32-Milliarden-Dollar-Übernahme ist Googles bisher größte Einzelinvestition in Israel. Die israelische Presse feiert den Deal als wirtschaftliche Rettung – er entspricht etwa 0,6 % des israelischen Bruttoinlandsprodukts.

Das Geld wird helfen, das Staatsdefizit zu senken, den Krieg ohne Sparmaßnahmen weiterzuführen und andere Investoren zu ermutigen, ebenfalls Kapital ins Land zu bringen.

Viele Beobachter sehen darin eine de-facto-Finanzierung des Gaza-Krieges durch Google.

Die zentrale Frage: Können Sie Google noch trauen?

Der Kauf eines Unternehmens wie Wiz – gegründet, geführt und betrieben von Dutzenden ehemaligen israelischen Geheimdienstoffizieren – wirft ernste Fragen auf:

  • Wie sicher sind Ihre Google-Daten?
  • Könnte Ihre private Kommunikation Teil eines globalen Spionagenetzwerks werden?
  • Wer kontrolliert, wie Ihre Informationen verwendet werden?

Wenn die gleiche Organisation, die Palästinenser automatisiert ins Visier nimmt, künftig auch über die Sicherheit Ihrer Cloud- und KI-Daten wacht – dann geht es nicht mehr nur um Technik.

Es geht um Vertrauen, Transparenz und Freiheit. Und um die Frage, ob Ihre Daten in den Händen der richtigen Menschen sind.

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