Von Brian Berletic
In einem aktuellen CNN-Artikel heißt es, US-Außenminister Marco Rubio habe erklärt, dass Washington seine Bemühungen um eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts „innerhalb von Tagen“ einstellen werde, falls keine Fortschritte erzielt würden. „Wenn wir diesen Krieg nicht beenden können, müssen wir weitermachen“, so Rubio nach Gesprächen in Paris mit europäischen und ukrainischen Offiziellen. Man müsse „jetzt sehr schnell entscheiden“, ob ein Ende des Krieges realistisch sei.
Diese Worte vermitteln den Eindruck, die USA würden als neutraler Vermittler zwischen Russland und der Ukraine auftreten. In Wahrheit aber sind sie – gemeinsam mit Russland – eine der beiden Hauptkonfliktparteien. Es ist ein Krieg, den Washington selbst provoziert hat.
Ein lang vorbereiteter Stellvertreterkrieg
Seit dem Ende des Kalten Krieges investierten die USA Milliarden in die politische Beeinflussung der Ukraine – angefangen bei dem gescheiterten Regimewechsel 2004 bis hin zum erfolgreichen Umsturz 2014. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Ukraine zu einem strategischen Stellvertreter Washingtons. Sie sollte Russland direkt bedrohen – ganz ähnlich wie Georgien, das 2008 russische Friedenstruppen angriff.
Diese ständige militärische Ausweitung der westlichen Einflusszone stellte für Moskau eine wachsende Sicherheitsbedrohung dar – und löste im Februar 2022 die russische Militärintervention aus, die bis heute andauert.
Westliche Medien haben inzwischen selbst eingeräumt, wie umfassend die USA in die militärischen und geheimdienstlichen Strukturen der Ukraine eingedrungen sind. So berichtete die New York Times im Februar 2024 unter dem Titel „The Spy War“, dass die CIA in den letzten acht Jahren zwölf geheime Spionagebasen entlang der russischen Grenze aufgebaut habe.
Ein „verlängerter Arm“ der CIA
Bereits 2016 begann die CIA mit der Ausbildung der Spezialeinheit „Einheit 2245“, die russische Drohnen und Kommunikationssysteme erbeutete, damit die CIA deren Verschlüsselungen entschlüsseln konnte. Aus dieser Einheit stammt Kyrylo Budanow, heute Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes.
Die USA halfen zudem bei der Ausbildung neuer ukrainischer Spione, die weltweit – auch in Russland, Europa, Kuba und anderswo – zum Einsatz kamen. Die New York Times behauptete zwar, die CIA habe sich nicht an tödlichen Offensivaktionen beteiligt, gab jedoch selbst zu, dass die CIA-unterstützte Einheit 2245 „tödliche Operationen auf russischem Gebiet“ durchführte.
Budanow, damals Oberstleutnant, soll in russischer Uniform nächtliche Kommandounternehmen auf der Krim geleitet haben. Diese Operationen fanden alle vor Beginn der russischen Militäroperation 2022 statt.
CIA-Zielauswahl & Kommandooperationen aus Wiesbaden
Nach Kriegsbeginn entsandte die CIA weitere Beamte in die Ukraine, um die ukrainischen Zielvorgaben zu prüfen und mit US-Geheimdienstinformationen abzugleichen. Das zeigt: Die USA führten und führen diesen Krieg nicht nur logistisch, sondern auch operativ.
Im März 2025 veröffentlichte die New York Times unter dem Titel „The Partnership“ weitere Details: Die USA hätten nicht nur Waffen und Munition im Wert von Dutzenden Milliarden geliefert – darunter 10.000 Javelin-Raketen, HIMARS-Systeme und Patriot-Batterien – sondern über eine Kommandozentrale in Wiesbaden auch direkt an der militärischen Planung und Zielauswahl teilgenommen.
Die Zeitung zitierte einen europäischen Geheimdienstchef mit den Worten:
„Sie sind jetzt Teil der Tötungskette.“
Auch Haubitzen-Schläge mit HIMARS unterlagen US-Kontrolle. Die US-Militärs stellten Zielkoordinaten zur Verfügung und überwachten die Einsätze. Selbst der Abzug der elektronischen Schlüssel zur Waffenfreigabe lag in US-Händen.
Offensiven 2022 und 2023: von den USA geführt
Sowohl die Cherson- und Charkiw-Offensiven 2022 als auch die gescheiterte Offensive 2023 wurden in Wiesbaden geplant – unter Aufsicht von US-General Antonio Aguto. Die neue ukrainische Brigade, die dafür aufgestellt wurde, war ein Produkt amerikanischer Militärplanung.
Interessanterweise ging die Forderung nach Langstreckenraketen (ATACMS) nicht von der Ukraine aus, sondern von US-Generälen, die sie zur Verteidigung gegen Russland auf der Krim einsetzten.
Ukrainische Kommandeure wussten, dass die US-geführte Offensive scheitern würde – dennoch forderten ihre amerikanischen Vorgesetzten die Fortsetzung. Ursache des Scheiterns war nicht Inkompetenz in Kiew, sondern die begrenzte Kapazität westlicher Waffenproduktion im Vergleich zu Russland.
Das Scheitern wird verschleiert
Gegen Ende ihres Artikels räumte die New York Times ein, dass die Koalition nicht genügend Material für eine Großoffensive bereitstellen konnte. Die Ukraine sei nie in der Lage gewesen, eine ausreichend große Armee aufzubauen.
Auch gezielte Operationen gegen die Krim-Brücke scheiterten. Während die Medien dies mit einem Kurswechsel unter Donald Trump erklären wollen, liegt der wahre Grund in der strategischen Erschöpfung der USA. Washington kann diesen Krieg schlicht nicht mehr aufrechterhalten.
Die New York Times gibt damit implizit zu:
Dies ist ein amerikanischer Krieg gegen Russland – mit der Ukraine als Mittel zum Zweck.
Jede größere Operation, jede Zielauswahl, jeder Waffeneinsatz wurde von amerikanischen Generälen entschieden.
Vermittler oder Kriegstreiber?
Trotz all dem versuchen die USA heute, sich als „frustrierte Friedensvermittler“ darzustellen. Außenminister Pete Hegseth erklärte am 12. Februar 2025, dass europäische und außereuropäische Truppen als „Sicherheitsgarantie“ in die Ukraine verlegt werden könnten – eine Maßnahme, die entweder zur Konflikteinfrierung oder zu einer direkten militärischen Konfrontation mit Russland führen würde.
Hegseth forderte zudem mehr Munition, mehr Rüstungsinvestitionen – nicht Frieden.
Rubios Desinteresse an Friedensgesprächen signalisiert, dass Washington die Verantwortung an Europa abtritt – während es sich strategisch auf eine neue Konfrontation vorbereitet: diesmal mit China.
Kein Frieden geplant
Weder die Trump- noch die Biden-Administration hatten je ein Interesse an echtem Frieden. Ziel war stets, Russland durch die NATO-Erweiterung militärisch einzugrenzen oder zu absorbieren. Trump forderte von der NATO nicht weniger Engagement – sondern mehr Geld.
Russland bot Verhandlungen an, doch Washington wählte die Eskalation. Während der angeblichen Friedensgespräche setzten die USA den Zermürbungskrieg fort – und die Ukraine bezahlte den Preis.
Wie geht es weiter?
Die Frage ist nicht, ob der Westen den Krieg gewinnt – sondern ob Russland schneller siegt, als der Westen seine Rüstungsindustrie wieder hochfahren kann.
Wie der Syrien-Krieg zeigt, kann ein verlorener Stellvertreterkrieg jederzeit eingefroren und später wieder entfacht werden – wenn geopolitische Umstände dies begünstigen.
Die USA provozieren bereits neue Konflikte mit dem Jemen und drohen mit einem Krieg gegen den Iran. Ziel ist es, Russland zu zwingen, seine Ressourcen aufzuteilen.
Fazit: Krieg gegen den Multipolarismus
Dieser Krieg ist nicht nur ein Krieg gegen Russland – er ist ein Krieg gegen den aufstrebenden multipolaren Weltorden, gegen eine Welt ohne US-Vorherrschaft. Er ist ein Krieg gegen den Frieden selbst.