Früher hat man den Gegner eingekesselt, heute, wo wir uns im Impfkrieg befinden, sollen die Impfunwilligen ebenfalls in die Enge getrieben werden:
Der Fraktionschef der SPD im Bundestag, Rolf Mützenich, hat gefordert, die Anstrengungen zu erhöhen, um den Menschen alltagsnahe Impfangebote zu machen, bis hin zu Impfmobilen an Standorten, wo junge Menschen sich abends treffen. „Wenn die Menschen nicht zur Impfung kommen, dann muss die Impfung zu den Menschen kommen“, sagte Mützenich dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Montagausgaben). „Ich finde es gut, wenn auch in Einkaufzentren, Stadien, Konzerthallen oder an größeren Bahnhöfen möglichst viele Menschen geimpft werden“, setzte er hinzu.
Die bisherigen Erfahrungen damit, Impfmobile in bestimmte Stadtviertel zu schicken, seien gut, sagte er zudem. „Diese Möglichkeiten müssen wir komplett ausreizen.“ Auch für jüngere Menschen brauche es zielgenaue Angebote, forderte Mützenich.
„Die Impfmobile sollten in größeren Städten abends an den Plätzen stehen, wo junge Menschen sich treffen“, sagte er. „Der Kreativität dürfen keine Grenzen gesetzt sein, wenn es darum geht, alle Impfwilligen zu erreichen.“ Mützenich warnte: „Die Gefahr einer vierten Welle in der Corona-Pandemie ist höchst real.“
Die Deltavariante sei dominant, die Infektionszahlen stiegen an. „Wir müssen das Impftempo erhöhen, damit wir im Wettlauf mit dem Virus nicht zurückfallen“, forderte der SPD-Politiker. „Das Robert-Koch-Institut geht auf der Grundlage von Umfragen davon aus, dass insgesamt 85 Prozent der Bevölkerung bereit sind, sich impfen zu lassen. Diese Menschen müssen wir alle erreichen“, sagte er.
Und wenn es ums Impfen geht, sind unsere Politiker mit Sicherheit ganz besonders kreativ. Also wird es nicht mehr lange dauern, dass Abgesandte in Uniform an die Haustüren klopfen, während gleichzeitig – ebenfalls Uniformierte – die Hinterausgänge blockieren.
Die Impfsucht scheint aber fast alle Parteien ergriffen haben:
FDP-Generalsekretär Volker Wissing hat in der Debatte um eine Impfpflicht ebenfalls mehr wohnortnahe und unkomplizierte Impfangebote gefordert. „Anstatt mit Impfpflichten oder erneuten Kontaktbeschränkungen zu drohen, sollten die Verantwortlichen lieber alle Hebel in Bewegung setzen, damit die eingeschlafene Impfkampagne wieder Fahrt aufnimmt“, sagte Wissing der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). „Wir brauchen mehr niederschwellige Angebote, wie etwa wohnortnahe mobile Impfteams und Impfstationen in Einkaufszentren und Fußgängerzonen, um Unentschlossene von einer Impfung zu überzeugen“, so Wissing.
„Informationen und Anreize wirken besser als Zwang.“ Bisher seien längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. „Die von CDU und Grünen angestoßene Debatte um erneute Restriktionen ist verfehlt und in ihrer Ideenlosigkeit bezeichnend“, sagte der FDP-Politiker.
„Die Bundesregierung erweckt hier den Eindruck, mit der Einschränkung von Grundrechten Druck auf die Menschen ausüben zu wollen.“ Das sei vollkommen inakzeptabel. „Winfried Kretschmanns Gerede über eine Impfpflicht ist ebenfalls deplatziert.“
Auf die eine oder andere Weise: Die indirekte Impfpflicht wird bestimmt kommen. Vielleicht erst nach der Bundestagswahl, weil Plakate mit Bürgern in Zwangsjacken bestimmt nicht so gut ankommen. (Mit Material von dts)