Horst D. Deckert

„Neger“ hat sie gesagt: Fremdscham in den Medien über Baerbocks nächsten Aufreger

Nachdem die affärengeschüttelte, dauerpeinliche Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock in einem Interview, das „Rassismus in Schulbüchern“ zum Gegenstand hatte, doch tatsächlich das Wort „Neger“ verwendet hatte, versuchen die Grünen fieberhaft einmal wieder, die nächste Blöße ihrer zur Kanzlerkandidatin gemachten Skandalnudel zu kaschieren – und wollten die Passage gekürzt sehen. Zensur zum Zwecke der Schadensbegrenzung.

Dass der Begriff „Neger“ bis vor wenigen Jahrzehnten noch ein selbst im politischen Diskurs völlig wertfrei gebrauchter Begriffe war, der erst im Zuge der Political Correctness und einer woken, „antirassistischen“ Hypersensibilierung zum Tabu wurde, tut nichts mehr zur Sache; selbst in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Veränderung des Sprachgebrauchs darf er nicht mehr verwendet werden, und sei es mit erklärender „Einordnung“ und ellenlangen Rechtfertigungen.

Baerbock selbst hatte kürzlich populistisch den Parteiauschluss Boris Palmers bei den Grünen verlangt, weil sich dieser in der „Negerschwanz“-Affäre um Dennis Aaago süffisant geäußert und dabei das Wort ebenfalls verwendet hatte. Hätte sie besser einmal geschwiegen: Jetzt hat sie sich selbst zu weit aus dem Fenster gelehnt. Natürlich steht außer Zweifel, dass Baerbock ebensowenig wie Palmer den Terminus in irgendeiner „rassistischen“ Absicht gebraucht hatte; ihr Pech, dass sie jetzt an den eigenen verlogenen Maßstäben gemessen wird.

Da dürfte ihr wenig helfen, dass sie in wortreichen, mehrteiligen apologetischen Tweets versuchte, ihr „Fehlverhalten“ zu begründen. Dieses wäre unter normalen Umständen nicht der Rede wert – doch die Grünen gehören zur Avantgarde derer, die diese „normalen Umstände“ unwiederbringlich beseitigt haben. Selbst schuld!

(Screenshot:Twitter)

Und, davon abgesehen, tut Baerbock nun auch nichts anderes als das, womit sie seit Monaten beschäftigt ist: Auf wohlbegründete Zweifel an ihrer Integrität und Person zu reagieren. Die Frau ist inzwischen so sehr mit ihrer permanenten Selbstverteidigung eingespannt, dass für ihre Kanzlerkandidatur gar keine Kapazitäten mehr verbleiben.

Fest steht jedenfalls: Fast alle Äußerungen und Veröffentlichungen Annalena Baerbocks, seit sich mit ihrer Nominierung als grüne Kanzlerkandidatin das mediale Interesse an ihr schlagartig erhöht hatte, waren auf eine von drei verschiedenen Arten skandalös: Entweder frei erfunden (wie manche Angaben zu ihrem Lebenslauf). Oder peinlich und stilblütentauglich fehlformuliert bzw. dahergeplappert (so wie ihre Parteitagsrede, die selbst mit dem Attribut „Scheiße“ treffend bewertete). Oder abgekupfert und abgeschrieben (so wie ihr Buch). Nun kommt noch eine neue Kategorie dazu: Das Aussprechen von Tabubegriffen – und sei es nur in der anekdotischen Wiedergabe.

Wie absurd die Neusprech, die totalitäre Selbstzensur und Begriffshygiene inzwischen auch in den Medien Einzug gehalten hat, die hier eigentlich eine vermeintliche Unaufgeregtheit verkörperten, zeigt die Berichterstattung über Baerbocks Neger-Ausführungen in etlichen Zeitungen, übrigens auch in „Bild“: Verschämt – um nicht zu sagen feige – getrauten sich die Journalisten, über den Vorfall und die Aufregung am Wochenende nur zu berichten, indem sie vom „N-Wort“ schrieben bzw., wie Baerbock, die Unkenntlichmachung „N***r“ nutzten. So kann man sich vorm Zeitgeist dann auch verbiegen. (DM)

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