Wiesbaden – Die Inflationsrate in Deutschland hat sich im Juli 2021 erwartungsgemäß sprunghaft erhöht. Sie stieg von +2,3 Prozent im Juni auf nun +3,8 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit und bestätigte damit das vorläufige Ergebnis von Ende Juli. Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt im Dezember 1993 mit +4,3 Prozent.
Im Vormonatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 0,9 Prozent. Hintergrund des deutlichen Anstiegs ist ein Basiseffekt: Als Folge der temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze (von Juli 2020 bis Dezember 2020) fielen die Verbraucherpreise besonders stark. Das niedrige Preisniveau vor einem Jahr wirkte nun erhöhend auf die Preisentwicklung vieler Waren und Dienstleistungen und somit auf die Inflationsrate insgesamt.
„Der im Juli 2021 sprunghaft einsetzende Basiseffekt war zu erwarten, da die Weitergabe der Steuererleichterung an Verbraucher vor einem Jahr bei vielen Gütern zu sinkenden Preisen geführt hatte“, sagte Christoph-Martin Mai, Leiter des Referats „Verbraucherpreise“ im Statistischen Bundesamt. „Der preiserhöhende Effekt wird durch Sonderentwicklungen für einzelne Güter verstärkt, insbesondere für die Energieprodukte.“ Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich von Juli 2020 bis Juli 2021 überdurchschnittlich um 5,4 Prozent.
Vor allem die Preise für Energieprodukte lagen mit +11,6 Prozent deutlich über der Gesamtteuerung. Der Preisauftrieb hierfür hat sich erneut verstärkt (Juni 2021: +9,4 Prozent). Hier wirkten neben der Preisentwicklung vor einem Jahr (Basiseffekte) und der zu Jahresbeginn eingeführten CO2-Abgabe auch der aktuelle Anstieg der Energiepreise erhöhend auf die Teuerungsrate.
Teurer wurden vor allem Heizöl (+53,6 Prozent) und Kraftstoffe (+24,7 Prozent). Auch die Preise für Erdgas (+4,7 Prozent) und Strom (+1,6 Prozent) erhöhten sich. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,3 Prozent, nach +1,2 Prozent im Vormonat. Merklich teurer wurden zum Beispiel Gemüse (+7,2 Prozent) sowie Speisefette und Speiseöle (+6,9 Prozent). Darüber hinaus verteuerten sich unter den Waren auch Bekleidungsartikel (+6,2 Prozent) und Fahrzeuge (+5,2 Prozent) sowie Möbel und Leuchten (+4,0 Prozent) deutlich. Etwas billiger wurden dagegen unter anderem Mobiltelefone (-2,9 Prozent). Die Preiserhöhungen bei Energieprodukten und bei Nahrungsmitteln gegenüber dem Vorjahresmonat wirkten sich deutlich auf die Inflationsrate aus: Ohne Berücksichtigung der Energieprodukte hätte die Inflationsrate im Juli 2021 nur bei +2,9 Prozent gelegen, ohne beide Güterbereiche bei +2,7 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im Juli um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die aufgrund des großen Anteils an den Konsumausgaben der privaten Haushalte bedeutsamen Nettokaltmieten verteuerten sich um 1,4 Prozent. Deutlicher erhöhten sich unter anderem die Preise für Leistungen sozialer Einrichtungen (+5,1 Prozent), Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+4,9 Prozent) sowie für Gaststättendienstleistungen (+3,6 Prozent). (dts)