Horst D. Deckert

1G, 2G, 3G… am Ende geht es nur um ein G: G-HORSAM

Maskenzwang auf Bahnhöfen und in Zügen (Foto:Imago)

Seit eineinhalb Jahren bewege ich mich als meine Form des Protests gegen die unmenschliche, entwürdigende Coronadiktatur maskenlos mit Attest durch das Land. Was ich dabei erlebe, spottet jeder Beschreibung.

Nach über einem Jahr Darben habe ich wieder einmal Arbeit auf der Frankfurter Messe. Früh um halb sieben mache ich mich – bepackt wie ein Esel – auf den Weg, denn außer der allgegenwärtigen Maskenpflicht ist nichts mehr klar geregelt. Deshalb habe ich mir Proviant eingepackt: Wasser, Brot, Karotten und Äpfel. Das Einzige, was ich unterwegs noch kaufe, ist Espresso. Und auch hier tut man gut daran, dies außerhalb des Zuges zu tun, denn auch bei dieser Zugfahrt gab es im Bistro keine Heißgetränke. Ferner habe ich mehrere S-Bahnen und Züge als Puffer eingebaut. Denn auch in dieser Hinsicht ist nichts mehr wie es war. Die „Personenschäden“ häufen sich, und so habe ich auch heute wieder Verspätung wegen eines Selbstmordes auf der Zugstrecke.

Seit Merkels Grenzputsch im September 2015 fahre ich nur noch Erster Klasse, um Minderwertigkeitskomplexen aufgrund von Fachgesprächen mit den hereingeholten Gehirnchirurgen und IT-Experten in der Zweiten Klasse zu entgehen und lasse mich am Anfang des Zuges nieder. Außer mir ist nur ein weiterer, maskierter Mann im Abteil. Kurz darauf kommt der Schaffner angetänzelt und kontrolliert minutiös mein Attest. Gnädig nickt er es ab und befielt mir mit tuntig-metallischer Stimme, ab sofort auf Einhaltung des Abstands zu achten. Sprach‘s, wedelt mit dem Hintern und verpufft in seiner Parfumwolke. Weder würdigte ich ihn eines Blickes, noch gönnte ich ihm eine Silbe meines Atems. Denn nach etlichen Auseinandersetzungen mit derlei Personal ist dies die einzig mögliche Methode, nicht unterzugehen.

„Personenschäden“ häufen sich

Ich sinniere vor mich hin und frage mich wieder einmal, wie es geschehen kann, dass ausgerechnet homosexuelle Männer wie dieser Schaffner, aber auch Volker Beck oder Jens Spahn, die vor 80 Jahren in Konzentrationslagern die entwürdigende Kennzeichnung mit einem rosa Winkel hätten ertragen müssen, ermordet und totgeschagen wurden, die bis heute in manchen Ländern Opfer von Konversionstherapien mit Elektroschocks werden oder hingerichtet werden können, sich zunehmend so wie ihre Peiniger verhalten.

Meine Gedanken werden unterbrochen, da der Herr auf der anderen Gangseite kurz seine Maske lüftet und mich fragt: „Funktioniert das wirklich mit dem Attest?“ -„Ja.“ „Und es wird wirklich akzeptiert?“ -„Ja. Denn diejenigen, die es kontrollieren, gehorchen der Obrigkeit. Und wenn eine Regel besagt, dass ein Attest zu akzeptieren ist, dann tun sie es.“ Der Mann hält kurz inne und sagt dann: „Ich finde das gut, aber ich würde es mich nicht trauen.“ – „Es ist meine Form des Widerstands, denn ich finde es wichtig, dass die Menschen sehen, dass Widerstand möglich ist„, antworte ich.

Er denkt nach und entgegnet, immerhin ehrlich: „Ich traue mich nicht so wirklich und passe mich an. Denn ich bin Beamter und möchte meine Pension erhalten. Wichtig finde ich aber, dass man miteinander spricht.“ –  „Genau. Meine Kollegin ist geimpft und trägt auf Schritt und Tritt ihre Maske. Ich bin es nicht und habe mein Gesicht frei. Aber wir respektieren einander und damit ist alles in Ordnung.“ – „Ja. Sie sagen es. Ich bin auch nicht geimpft und werde mich nicht impfen lassen. Meine Frau auch nicht.

Eine schwere Zeit

Da sehen Sie es„, sage ich, und fahre fort: „Das ist Ihre Form des Widerstands. Wissen Sie, es ist eine schwere Zeit. Es geht mir an die Nerven. Aber ich halte es durch, weil ich Widerstand für wichtig halte.“ Er pflichtet mir bei: „Da haben sie recht. Viele verhalten sich wie Nazis.“ –  Ich muss kurz an den Schaffner denken und antworte ihm: „Ja, das stimmt, ich sage aber lieber, dass das System totalitär ist, denn alles kann totalitär sein. Ganz gleich, ob links oder rechts.“ – Er winkt ab: „Mir macht das nicht so viel aus. Ich hatte die ganze Zeit Home Office. Und ich denke, auch diese Zeit geht vorbei. Zudem glaube ich diesen ganzen Schwindel nicht. Es geht eher darum, das System zu ändern. Aber das gab es immer wieder. Man muss sich einfach die Zeit schön machen. Wir wollen diese Tests nicht und treffen uns daher auf unserer Terrasse mit unseren Freunden, statt ins Restaurant zu gehen. Es gibt immer eine Lösung und auch diese Zeit wird vorbei gehen.

Ich bin weniger optimistisch und entgegne: „Mir fällt das nicht so leicht. Ich denke, die Zeiten werden hart werden, weil die Pensionskassen leer sind. Das scheint mir einer der Hauptgründe zu sein, warum in diesem System wie bei einem Ballon die Luft abgelassen wird.“ – „Nein„, meint er: „Machen Sie sich keine Sorgen. Die drucken einfach immer weiter Geld. Schauen Sie sich Japan an. Da machen sie das schon seit 40 Jahren.

Wenigstens nette Gespräche

Wir unterhalten uns weiter, bis wir in Frankfurt ankommen. Bevor ich aussteige, ermahne ich ihn noch, dass er bei dem kurzen Aufenthalt sein Gepäck nicht aus den Augen lassen soll, weil hier osteuropäische Banden oft systematisch die Züge auf der Suche nach Gepäck durchkämmen und Reisende zudem auch in der Bahnhofshalle mit penetranter Bettelei und Taschendiebstahl belästigen. (Umso ironischer übrigens, dass Merkel 2G ausgerechnet auf Bahnhöfen einführen wollte – wo dieser Staat noch nicht einmal Bettelbanden, Kriminelle und Drogenhändler aller Herren Länder daran hindern kann, den ganzen Tag auf dem Frankfurter Hauptbahnhof – und an vielen anderen Orten – ihr Unwesen zu treiben).

Ich wappne mich für meinen Gang durch die Halle und die nächsten Kontrollposten, die mich hier so sicher erwarten wie das Amen in der Kirche, während die oben genannten Problemgruppen vom allgegenwärtigen Aufsichtspersonal natürlich gänzlich unbehelligt gelassen werden. Und genauso kommt es dann auch: Bis ich meinen Arbeitsplatz in der Messe Frankfurt endlich erreiche, werde ich noch ganze dreimal wegen meines maskenfreien Gesichts strengstens kontrolliert.

Das Gespräch im Zug jedoch hat wohlgetan und allein solche Erfahrungen sind es wert, das Attest vorzuzeigen. Denn es war nicht das erste Mal, dass sich daraus ein solch nettes Gespräch ergab; zu meinem Bedauern immer nur mit Männern. Die Frauen werfen mir leider zumeist böse Blicke zu, schreien mich an, denunzieren mich gar beim Schaffner oder erheben lautstarke Forderungen, man müsse mich wahlweise einsperren, einzäunen oder erschießen. Auch die Schaffnerinnen sind fast alle durchweg unfreundlicher als die Schaffner (sogar als der genannte homosexuelle). Was ist nur mit den Frauen und all den sogenannten Minderheiten in diesem Land los?

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