Horst D. Deckert

Heilige drei Könige: Der Mohr ist weg, der Weiße ist auch am Gehen

Einig gegen die „eklige weiße Mehrheitsgesellschaft“ (Foto:Imago)

Der südafrikanische Aktivist, Schriftsteller und Filmemacher Ernst Roets schrieb: „Freiheit bedeutet im Kern, dass Menschen in Deiner Umgebung Dinge sagen und tun dürfen, die bei Dir Anstoß erregen (und Du auch). Wenn Du per Gesetz Aussagen und Handlungen verhindern möchtest, die bei Dir Anstoß erregen, dann werden weder Du noch Deine Nächsten frei sein.

Der uralte Brauch der Sternsinger sollte einmal die heiligen drei Könige aus den damals bekannten drei Kontinenten darstellen: Europa, Asien und Afrika. Über die Jahrhunderte hinweg wurde daher einer der Könige als Mohr dargestellt. Zu den irrsinnigen Verboten der „woken“ Gegenwart (man denke nur an die Verpönung der Kinderverkleidung als Indianer zu Fasching) gesellt sich nun das Verbot des geschwärzten Gesichts. Nun ist der Mohr also weiß, weil die Gefahr der „kulturellen Aneignung” droht. Für Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) ist diese Art des Schminkens sogar eine Form des rassistischen „Blackfacings“. Ich sehe das anders: Der Vertreter des schwarzen Kontinents ist Opfer des „Whitefacings” geworden und verleugnet die eigene Identität.

Herr Della meint außerdem, es sei unzeitgemäß, „Andersartigkeit” überhaupt darstellen zu wollen. Ich frage mich, ob solche Vertreter der „entrechteten” weltweiten Mehrheit der Schwarzen überhaupt darüber nachdenken, was sie von sich geben und wie unverfroren ihre Forderungen eigentlich sind. Herr Della definiert sich schließlich im Zuge seiner ISD über eben jene Hautfarbe, deren Darstellung er wegen damit verbundener Hervorhebung der „Andersartigkeit” nicht wünscht. Eine reichlich schizophrene Grundhaltung. Wieder einmal bestimmen vorgebliche Opfer, wann sie ihr diskriminierungsrelevantes Merkmal zum Einsammeln der sogenannten „Opferrendite” aus dem Zylinder zaubern oder wann sie dessen Verwendung – Herr Della gibt sich ”genervt” von der „vielen Fragerei”, wo er herkommt – verbieten wollen, wenn es ihnen nicht in den finanziellen Kram paßt.

Whitefacing und Colorblind Casting

Das Zitat Alice Hasters zu den Sternsingern aus ihrer Handreichung zur Demütigung Weißer, erschienen unter dem Titel „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen”, stößt ins gleiche Rassismus-Horn: „Von mir würde doch auch niemand erwarten, dass ich nur mit weißer Farbe im Gesicht einen weißen Charakter verkörpern kann.” Irrtum: Doch! Ich erwarte in der Tat, dass „People of Colour“ (PoC) sich das Gesicht weiß schminken, wenn sie als Schauspieler einen – ob zeitgenössischen oder historischenen weißen Charakter verkörpern. Ich persönlich würde sogar erwarten, dass PoC solche Rollen (die derzeit als geschichtsverfälschendes „Colorblind Casting“ in Mode kommen) erst gar nicht annehmen und sich auch ansonsten mit Urteilen über die sogenannte weiße Mehrheitsgesellschaft (die im übrigen massiv am Schrumpfen ist) zurückhalten. Schließlich steht zu vermuten, dass es vielen PoC und auch Frau Hasters in Deutschland besser geht als in der Heimat von Frau Hasters schwarzer afroamerikanischer Mutter, den USA. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genießt Frau Hasters hier allemal mehr Komfort als in der Heimat der Vorfahren ihrer Mutter, nämlich Afrika.

Die ständigen Angriffe von „institutionellen“ PoC gegen Weiße sowie Vorwürfe wegen der historischen Sklaverei sind schon deshalb abzulehnen, weil es in Deutschland keine Versklavung von Schwarzen gab. Im Gegenteil. Die normale Behandlung der schwarzen GIs nach dem Krieg war ein Impuls für die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner in den USA, wie der Film „Ein Hauch von Freiheit” belegt. Darüber hinaus gab Deutschland bereits 1918 mit Deutsch-Ostafrika seine letzte Kolonie auf. Die „Schuldigen“ von einst sind lange tot, und eine emotionale Erpressung der heutigen Generation mit dem Geschäftsmodell der Rassismustreiberei – über die Schiene der Verteuerung von politisch unkorrektem Gedenken und der „Cancel Culture” – ist daher moralisch unlauter und reichlich dreist.

Wer erlangt die Vorherrschaft in Deutschland?

Wer meint, ich dürfe nicht so hart argumentieren, tappt bereits in die von mir bezeichnete „Edelmutsfalle”: Man wähnt sich über den Dingen schwebend, entzieht sich der Auseinandersetzung und, schlimmer noch, behandelt die PoC letztlich wie Kinder, die ob ihrer Diskriminierung und „Verletzlichkeit” einer harten Diskussion nicht ausgesetzt werden dürften. DAS ist echte Diskriminierung, wahrer postkolonialer Paternalismus – und vergleichbar mit dem infantilen Verbot eines schwarz geschminkten Gesichts.

Seien wir doch so ehrlich und benennen offen, worum es hier in den meisten Fällen wirklich geht: Um Wohnraum, Geld, Privilegien, Land und letztlich darum, wer in Deutschland den Kampf um die kulturelle Vorherrschaft gewinnt: Die indigenen Einwohner – oder zur diversen Bereicherung verklärte Zuwanderer im weitesten Sinne, die seit Jahrzehnten in unser Land strömen (ohne dass man die einheimische Bevölkerung je nach ihrer Zustimmung fragte) und zunehmend unverschämtere Forderungen stellen. Rassismustreiberei und das ständige Genöle wegen angeblicher Benachteiligung – niemand hat die PoC oder ihre Eltern gezwungen, im bösen, rassistischen Deutschland zu leben! – sind nicht nur fehl am Platz, sondern eine Provokation. Die emotionale Erpressung wegen unserer Vergangenheit zur Erlangung ungerechtfertigter Vorteile oder zur Überhöhung der eigenen Ethnie sind – auf gut deutsch gesagt – unterste Schublade, eine miese Tour und schlicht respektlos.

Übrigens, wenn neuerdings die Hautfarbe schon zum Kriterium für alles gemacht wird: Weltweit betrachtet sind Weiße mit einem Anteil von weltweit 8 Prozent eindeutig in der absoluten Minderheit. Zahlenmäßig wären eher sie es, die nach der Logik der woken „Antirassisten“ eine Sonderbehandlung verdienen würden. Sogenannte PoC-Minderheiten wie Alice Hesters, Tahir Della und Sahra-Lee Heinrich hingegen gibt es in Europa – gerade auch in Deutschland mit seiner einer zunehmenden Kreolisierung unterworfenen Bevölkerung – in Sonderzahl.

Ein wenig Dankbarkeit

Fazit: Kreuzzüge, Kolonialkriege (inklusive Vertreibung der Herero), der 2. Weltkrieg und sonstige Argumente zur Abnötigung von Unterwerfungsgesten in der Gegenwart ist unredlich. Die Beteiligten sind schon lange tot sind, und ihre fernen Nachfahren trifft keine Schuld trifft. Sowohl die angeblichen Minderheiten, die Sonderbehandlungen einfordern, als auch ihre deutschen Kollaborateure, die sich am eigenen Tugendstolz berauschen, sind für die jahrzehntelange Demoralisierung unschuldiger Deutscher sowie für die Zerrüttung unserer Gesellschaft mit verantwortlich – indem anstelle von Verantwortungsbewusstsein und Sensibilität für historische Verirrungen auf Schuld und schlechtes Gewissen gesetzt wurde (und weiterhin wird). Oder, um es mit den Worten einer messerscharfen Analytikerin, der großen Hannah Arendt, auszudrücken: „Moralisch gesehen ist es ebenso falsch, sich schuldig zu fühlen, ohne etwas Bestimmtes angerichtet zu haben, wie sich nicht schuldig zu fühlen, wenn man tatsächlich etwas begangen hat. Ich habe es immer für den Inbegriff moralischer Verwirrung gehalten, dass sich im Deutschland der Nachkriegszeit diejenigen, die völlig frei von Schuld waren, gegenseitig und aller Welt versicherten, wie schuldig sie sich fühlten.

Es wäre daher angebrachter, wenn sich PoC zum Beispiel ihrerseits einmal um notleidende, deutsche Rentner kümmern würden, denen sie ihr gutes Leben in diesem schönen Land zu verdanken haben, statt sich mit abgehobenen kritischen Rassentheorien und „unfairen” weißen Phantom-Privilegien zu befassen und vergleichbaren Unsinn zu produzieren. Realitätscheck für alle dauerbeleidigten PoC: Deutschland war bis vor 20 Jahren selbstverständlich so weiß, wie Afrika nach wie vor schwarz und Asien nach wie vor gelb ist! Was also soll das ewige Herumgeopfere und Herumgemotze? Auf den Punkt gebracht: Einfach mal die Klappe halten und dankbar sein!

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