Horst D. Deckert

Abschaffung der Bundesjugendspiele: Wo es keine Sieger mehr gibt, verlieren alle

In Deutschland ist es zeitgeistig chic, Traditionen zu zerschlagen. Es gilt der Grundsatz: Alles, was, Generationen prägte und stets gut funktioniert hat, muss abgeschafft oder kaputtreformiert werden. Staatsziel ist die Schaffung eines „neuen Menschen”, der vor Bloßstellungen und Verlusterfahrungen von der Obrigkeit geschützt werden muss (mit Ausnahme des Verlusts der Freiheit, versteht sich) ob Viren, Hitze, allfällige Diskriminierung, „Mikro-Aggressionen” oder neuerdings auch den Unbilden der Leistungsgesellschaft.

Seit 1979 war die Teilnahme an den Bundesjugendspielen – in Tradition früherer verwandter Schulsportveranstaltungen – für alle deutschen Schüler unterhalb der Oberstufe verpflichtend. Das hat nun ein Ende: Der Wettbewerb wird abgeschafft.

Feinde des Wettkampfgedankens triumphieren

In diesem Schuljahr werden die „BJS“ zum letzten Mal in ihrer bekannten Wettkampfform stattfinden – einer jahrelangen Agitation des tonangebenden linken Establishments (siehe etwa hier) auch in diesem Nischengebiet sei Dank. Die Feinde von Sportsgeist, Wettkampfgedanken und Leistungsförderungen haben auch hier wieder einen Triumph errungen.

Ab dem kommenden Schuljahr wird nur noch eine stark beschnittene Variante der Spiele stattfinden, in der der Leistungsgedanke faktisch abgeschafft ist: In den Klassenstufen 1 bis 4 sollen Leichtathletik und Schwimmen nur noch als bewegungsorientierter Wettbewerb ausgetragen werden. Hier es zwar wird eine Teilnehmerurkunde für jeden, aber keine individuelle Leistungsbeurteilung mehr geben.

Ein Kind flennt, die Politik handelt

Dies ist unter anderem ein Erfolg der Konstanzer Mutter Christine Finke, die 2015 eine Petition für die Abschaffung der Bundesjugendspiele startete weil ihr Sohn angeblich heulend nach Hause gekommen war, nachdem er lediglich eine Teilnehmerurkunde erhalten hatte. Die „traumatisierende“ und „diskriminierende“ Erfahrung, die ein Kind der Schneeflöckchen-Generation damals zum Weinen brachte, soll nun also zum Standard für alle werden.

Es findet nun also auch hier die für Deutschland typische Gleichmacherei auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner statt: null Frustrationstoleranz, keine Härten mehr, jeder wird in Watte gepackt.

„Beschämen nicht so sportlicher Schülerinnen und Schüler“ 

In der Politik und weiten Teilen der organisierten Lehrerschaft stößt dies auf teilweise begeisterte Zustimmung. „Alle Schülerinnen und Schüler, die sich an diesem Tag angestrengt und ihren sportlichen Schatten übersprungen haben, sollten daher eine Urkunde erhalten, die diese individuelle Leistung in den Mittelpunkt stellt“, ließ die Bildungsgewerkschaft GEW verlauten. „Das Beschämen nicht so sportlicher Schülerinnen und Schüler gehört dann hoffentlich endlich der Vergangenheit an“, bramarbasierte deren Vorsitzende Heike Ackermann.

In Wahrheit geht es den Gegnern der Bundesjugendspiele um die Abschaffung des Leistungs- und Wettbewerbsgedankens an sich. Dass dieser eine charakterbildende Funktion hat, deren Wichtigkeit für das spätere Leben gar nicht überschätzt werden kann, will man in Deutschland nicht mehr wahrhaben.

Ganz im Sinne der Degrowth-Ideologie

Die, die hier die nächste Anspruchs- und Niveauschleifung beklatschen, sind dieselben, die auch für Fußballspiele ohne Tore und Zeugnisse ohne Noten eintreten. Unterschiede darf es nicht mehr geben, diese sind unsozial und darwinistisch – also rechts. Es soll keine Verlierer mehr geben. Tatsächlich wird das Gegenteil erreicht: Wo alle „gewinnen“, gibt es letztlich nur noch Verlierer.

Doch in Zeiten von Führern ohne Qualifikationen oder Berufsabschlüsse, in denen eine politische und mediale Kaste zu weiten Teilen von der ökosozialistischen „Degrowth”-Ideologie besessen ist (die das ganze Land klimagerecht in die Steinzeit zurückschrumpfen und dabei den seit eh und je verhassten Kapitalismus endlich überwinden wollen), sind persönliches Erfolgsstreben und der Umgang mit Niederlagen längst aus der Mode gekommen.

Behagliches Mittelmaß

Statt sich untereinander zu messen, Ehrgeiz zu wecken und Leistung zu honorieren, soll sich keiner mehr anstrengen, bevor er etwas besser kann als andere. Eliten sind pfui, lieber richtet man sich lieber behaglich im Mittelmaß oder der Unterdurchschnittlichkeit ein.

Für die Zukunftsfähigkeit eines Landes, dessen Bildungssystem seit Jahrzehnten durch immer neue linke „Reformen“ und nun auch durch eine millionenfache Massenmigration systematisch ruiniert wurde, seinen eigentlichen Aufgaben de facto gar nicht mehr nachkommen kann und international jede Konkurrenzfähigkeit verloren hat, ist die Abschaffung des sportlichen Wettkampfes in Schulen geradezu programmatisch.

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“

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