Horst D. Deckert

Afghanen bekamen das Konzept von Steuern erklärt – und hielten es für Diebstahl

Ein YouTuber fand in den „Afghanistan Papers“ eine wahre Perle des Irrsinns, der zum einen zeigt, wie weltfremd die Vorstellung war, Afghanistan mit Mädchenschulen zuzupflastern, aber auch wie schlau die Leute dort eigentlich sind. Die Afghanistan Papers bestehen aus einer Serie intern geführter Interviews und Lageeinschätzungen des US-Militärs über die Besatzung in Afghanistan. An die Öffentlichkeit gelangten sie vor zwei Jahren infolge eines Informationsfreiheitsabfrage bei der Regierung. Aus den Dokumenten wird deutlich, dass die in Afghanistan eingesetzten Militärs schon vor Jahren keine Chance sahen, den Krieg jemals erfolgreich beenden zu können. Der Abstand in der Mentalität ist einfach zu groß. Bestes Beispiel sind Steuern, wie im folgenden Absatz deutlich wird.

Steuern? Klingt wie Diebstahl!

Maj. Thomas Clinton jr., a Marine officer, said the Afghan soldiers he trained were no different to average Americans: They wanted access to roads, schools, water and other basic services. But he said it was hard to explain to them how the American system of government paid for such things.

„The Afghans think Americans have money coming out of their butts“, Clinton said. „I talked about taxation and all this stuff… They ased what taxes were. I started explaining that it was much like your warlords who used to tax people. ‚Oh no, that‘s just stealing.‘ Then I had to explain the whole tax thing. The officers were enthralled because they didn‘t have any concept of taxes.“

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Lt. Col. Todd Guggisberg, an Army officer who was detailed to NATO headquarters in Kabul, said it was dubious that the Afghans would ever embrace a modern, centralized government. „They have a very long history of being loyal to their family and their tribe, so the guy sitting out in Chaghcharan couldn‘t really care less about who Presidenz Hamit Karzai is and the fact that he‘s in charge of Kabul“, he said. „It reminds me of a Monty Python movie where the king goes riding by some peasant in the dirt and the kind rides up and says, ‚I‘m the king‘, and the peasant turns around and says, ‚What‘s a king?‘“

Auf deutsch…

Der Marineoffizier Thomas Clinton jr. sagte, dass sich die von ihm ausgebildeten afghanischen Soldaten sich nicht wirklich von durchschnittlichen Amerikanern unterschieden: Sie wollten Zugang zu Straßen, Schulen, Wasser und anderen grundlegenden Dienstleistungen. Aber er sagte auch, es sei schwer gewesen, ihnen zu näherzubringen, wie solche Sachen in den USA finanziert werden.

„Die Afghanen denken, dass den Amerikanern das Geld aus dem Hintern kommt“, sagte Clinton. „Ich sprach über Steuern und all diese Dinge… Sie fragten mich dann, was Steuern seien. Ich habe ihnen erklärt, dass es sich dabei so ähnlich verhält wie bei ihren früheren Warlords, die bei den Menschen Geld eingetrieben hatten. Darauf meinten sie: ‚Aber was war doch nur Diebstahl.‘ Dann musste ich ihnen die ganze Sache mit den Steuern erklären. Die Offiziere waren ganz gefesselt von meinen Erzählungen, weil sie das Konzept von Steuern nicht kannten.“

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Der im NATO-Hauptquartier in Kabul tätige Armeeoffizier Todd Guggisberg meinte, es sei zweifelhaft, dass die Afghanen jemals eine moderne, zentralisierte Regierung akzeptieren würden. „Sie haben eine lange Tradition der Loyalität gegenüber ihrer Familie und ihrem Clan, so jemandem, der draußen in Chaghcharan lebt, gleichgültig sein kann, wer Präsident Hamit Karzai ist, und dass er in Kabul das Sagen hat“, erzählte er. „Mich hat das immer an eine Szene in einem Monty-Python-Film erinnert, in dem der König auf dem Weg auf einen Bauern trifft, auf ihn zureitet und dann sagt: ‚Ich bin der König‘, und der Bauer dreht sich um und fragt: ‚Was ist ein König?‘“

Monty Python also. Schade, dass es vorbei ist. Annalena Baerbock würde dort bestimmt gut hinpassen.

Quelle Titelbild Bildschirmfoto

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