Horst D. Deckert

Afghanische Flüchtlinge: Europa macht die Schotten dicht, Deutschland reißt die Tore auf

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Europa bereitet sich auf die afghanische Flüchtlingswelle vor. Griechenland stellt seinen Grenzzaun zur Türkei fertig. Die Türkei wiederum baut an der Grenzmauer zum Iran. In Deutschland rechnet man offensichtlich fest mit einem weiteren Flüchtlingsstrom, ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen. 

Das Bundesinnenministerium stellt sich auf eine steigende Zahl von Flüchtlingen aus Afghanistan ein: „Man muss damit rechnen, dass sich Menschen in Bewegung setzen, auch in Richtung Europa“, so Bundesinnenminister Horst Seehofer. Kurz vor der Bundestagswahl hütet man sich, Zahlen zu nennen.

Griechenland hat unterdessen seinen 40 km langen Grenzzaun zur Türkei fertiggestellt und ein neues Überwachungssystem eingerichtet, um mögliche Asylsuchende daran zu hindern, nach der Übernahme Afghanistans durch die Taliban nach Europa zu gelangen, berichtet ekathimirini.com.

Die Ereignisse in Afghanistan schüren in der EU die Angst vor einer Wiederholung der Flüchtlingskrise von 2015. Damals reisten offiziell rund eine Million Menschen von der Türkei nach Griechenland, um ihren Weg nach Norden in wohlhabendere Staaten fortzusetzen.

Wieder steht Griechenland an der Front und hat seine Grenztruppen in Alarmbereitschaft versetzt, um sicherzustellen, dass es nicht erneut zum Tor zu Europa wird. Die Machtübernahme der islamische Taliban in Afghanistan habe „Möglichkeiten für Migrantenströme“ geschaffen, so Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis nach einem Besuch der Region Evros am Freitag mit dem Verteidigungsminister und dem Chef der Bundeswehr. „Wir können nicht passiv auf die möglichen Auswirkungen warten“, sagte Chrysochoidis gegenüber Reportern. „Unsere Grenzen bleiben sicher und unverletzlich.“

Chrysochoidis erklärte, die Erweiterung des bestehenden 12,5 Kilometer langen Zauns sei in den letzten Tagen fertiggestellt worden, ebenso wie ein hochtechnologisches, automatisiertes elektronisches Überwachungssystem.

Auch in der Türkei fürchtet man die neue Flüchtlingswelle. Der türkische Präsident Erdogan will seine afghanischen Glaubensbrüder auf keinen Fall in seinem Land dauerhaft aufnehmen.

In einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Merkel habe er laut tagesschau erklärt, die Türkei könne keine „zusätzliche Belastung“ tragen, sollte es zu einer Massenflucht in Richtung Westen kommen. Eine neue Migrationswelle sei unausweichlich, wenn in Afghanistan und im Iran nicht die erforderlichen Maßnahmen ergriffen würden“, machte Erdogan gegenüber Merkel klar. Die türkische Regierung will nun den Bau der Grenzmauer zum Iran verstärkt vorantreiben. (MS)

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