Horst D. Deckert

Alfred de Zayas: Shakespeare heute vor dem Hintergrund des Russland/Ukraine-Konfliktes

Von ALFRED DE ZAYAS | Die Tragödie, die sich in der Ukraine abspielt, erinnert mich auf traurige Weise an die Geschichte der Familienfehde zwischen den Capulets und Montagues, den stolzen „Eliten“ im einstigen Verona in der Tragödie Romeo und Julia von William Shakespeare.

Ich kann nicht umhin, hierin eine Metapher für das heutige Europa zu entdecken, und im weiteren Sinn für die dem Untergang geweihte menschliche Spezies, welche erst noch lernen muss, in gegenseitigem Respekt zusammenzuleben und auf der Erde in Harmonie nach Frieden – basierend auf Gerechtigkeit und internationaler Solidarität – zu streben.

Zwei Haushalte, beide in Würde gleich

(Im schönen Verona, wohin wir unsere Szene legen),

Wo alter Groll aufbricht zur neuen Meuterei,

Wo bürgerliches Blut bürgerliche Hände unrein macht.

Wir erinnern uns, dass zum Ende der Tragödie von Romeo und Julia der Prinz die vorhersehbaren und vermeidbaren Folgen von sinnlosen Rachefeldzügen, Eitelkeiten, Arroganz und Unnachgiebigkeit beklagt – ein fesselnder Moment:

Wo sind sie, diese Feinde? ‑Capulet, Montague,

Seht, welch ein Fluch auf Eurem Hasse liegt…

Ich auch, weil ich Eurem Zwiespalt nachgegeben,

verlor das Band an Angehörigen. Alle werden bestraft.

Quelle: Aus dem Prolog von Romeo und Julia von William Shakespeare

Zwei Haushalte: Die Ukraine und Russland – gleich an Würde… Ein Band europäischer Angehöriger ging verloren, welches Waisen, Flüchtlinge und menschliche Kollateralschäden hinterlässt, während ehrwürdige Städte und Dörfer in Trümmern versinken. Die Verwerfungen haben die Vorteile der Globalisierung zunichte gemacht, Lieferketten unterbrochen und die Freiheit des Handels und der Schifffahrt durch Wirtschaftssanktionen, die töten, verletzt.  Ja, Sanktionen können genauso wie Kugeln täten.

Das Elend geht weiter und wird immer schlimmer – das ist es, was die Kriegsprofiteure erwarten: Immerwährender Krieg, während viele auf dieser Welt in die Kriegsmaschinerie investieren und sich mitschuldig machen, indem sie Partei ergreifen, Waffen liefern und sich auf das sterile Spiel der Schuldzuweisungen einlassen, anstatt Frieden zu vermitteln.

Haben wir im Westen nicht auch den Unstimmigkeiten „nachgegeben“? Warum haben wir zugelassen, dass unser militärisch-industrieller Komplex, Lockheed/Martin, Boeing und all die anderen, diesen Konflikt ausdehnen? Warum liessen wir seit 1997, die ununterbrochen sinnlosen Provokationen durch die NATO gewähren, die zur schrecklichen Reaktion führten?

Wir alle sind bestraft!

Zum Autor: Alfred de Zayas ist Professor für Recht an der Genfer Hochschule für Diplomatie und diente von 2012 – 2018 als unabhängiger UN-Experte für die internationale Ordnung. Er ist der Autor von zehn Büchern, darunter „Building a Just World Order“ (Clarity Press, 2021).

Übertragung aus dem Englischen: Unser Mitteleuropa

Englisches Original: Hier – www.counterpunch.org/2022/10/31/shakespeare-today/


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