Horst D. Deckert

Angriff auf TurkStream-Pipeline in der Ukraine als deutliche Botschaft an Europa

Der Drohnenangriff auf die russische TurkStream-Pipeline erfolgte wenige Tage, nachdem die Ukraine den Transit von russischem Treibstoff nach Europa über ihr Territorium eingestellt hatte.

Die Ukraine setzte neun Drohnen ein, um eine Erdgasverdichterstation in der Region Krasnodar im Süden Russlands anzugreifen. Die Verdichterstation gehört zur TurkStream-Pipeline. Laut Berichten wurden alle Drohnen abgeschossen, und die Schäden blieben gering. Der Betrieb der Kompressorstation läuft weiterhin normal.

Die TurkStream-Pipeline verbindet Russland und die Türkei. Sie beginnt an der Verdichterstation Russkaya bei Anapa in der Region Krasnodar und führt durch das Schwarze Meer zum Empfangsterminal in Kıyıköy. Von dort wird ein Teil des Gases weiter in die Europäische Union transportiert.

Die Pipeline verfügt über zwei Stränge mit einer Gesamtkapazität von 1,11 Billionen Kubikfuß Erdgas. Der erste Strang versorgt die Türkei, während der zweite Strang Erdgas nach Südost- und Mitteleuropa liefert. Hauptabnehmer in Europa sind Ungarn, Serbien, Bulgarien, Griechenland, Nordmazedonien, Bosnien und Herzegowina sowie Rumänien. Besonders Ungarn und Serbien, die enge Beziehungen zu Russland pflegen, profitieren stark von der Pipeline.

Der Vertrag zwischen Russland und der Ukraine zur Gasdurchleitung lief am 31. Dezember des Vorjahres aus. Die Ukraine weigerte sich, ein neues Abkommen zu schließen – eine Entscheidung, die von der Europäischen Kommission unterstützt wurde, obwohl dies 5 % des europäischen Gasbedarfs beeinträchtigt.

Ein Bericht von 2024 zeigt, dass russisches Gas Europa auf drei Wegen erreichte: über die Ukraine (30 %), die Türkei mit der TurkStream-Pipeline (31 %) und als LNG (39 %). LNG-Lieferungen stammen hauptsächlich aus den USA und Russland, künftig auch aus Katar. Weder die USA noch Russland können jedoch die LNG-Lieferungen kurzfristig erhöhen, um den Ausfall der Transporte durch die Ukraine auszugleichen.

Ein erfolgreicher Angriff auf die TurkStream-Pipeline hätte über 60 % der europäischen Gasimporte unterbrochen, was verheerende Auswirkungen gehabt hätte. LNG ist nicht nur teurer als Pipelinegas, sondern auch schwieriger zu transportieren und bereitzustellen. Zudem erschweren Methan-Vorschriften der EU die Nutzung von Erdgas, da Technologien zur Methanreduzierung noch fehlen.

Die Zerstörung von drei der vier Nord-Stream-Stränge, die Einstellung des Gastransits durch die Ukraine und der Angriff auf TurkStream bedrohen Europas Fähigkeit, seine Industrie aufrechtzuerhalten und Wohnungen sowie Geschäfte zu heizen.

Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar: Deutschland befindet sich in einer Rezession, und die Koalitionsregierung von Olaf Scholz ist zusammengebrochen. Gleichzeitig hat Deutschland seine Atomkraftwerke abgeschaltet und setzt auf erneuerbare Energien sowie vermehrt auf Kohle – obwohl ein Kohleausstieg bis 2035 geplant ist.

Die Beweggründe der Ukraine bleiben schwer nachvollziehbar. Sie hat wiederholt kritische Infrastruktur angegriffen, darunter Atomkraftwerke auf eigenem Boden, was bei Erfolg zu einer Strahlenkatastrophe in der Ukraine, Europa und Teilen Russlands hätte führen können.

Die Unterbrechung der Gaslieferungen und Angriffe auf Pipelines, die Europa versorgen, könnten Europa in eine wirtschaftliche Abwärtsspirale führen. Es scheint, als wolle Kiew entweder mehr Unterstützung erzwingen oder demonstrieren, dass es bereit ist, Europa zu schaden, falls diese ausbleibt.

Bisher hat die EU weder offiziell reagiert noch Kritik geäußert. Es bleibt unklar, ob die Europäer das Risiko ignorieren oder aus Angst schweigen. Die Unterstützung der EU für den ukrainischen Gasstopp deutet jedoch auf eine stille Duldung hin.

Für Washington bietet die Situation wirtschaftliche Vorteile durch den Verkauf von Flüssiggas, doch diese Exporte reichen nicht aus, um die Versorgungslücken zu schließen. Ein Rückschlag könnte die NATO schneller spalten als der Krieg in der Ukraine selbst.

Ähnliche Nachrichten