Horst D. Deckert

Bademantel-Demokratie Deutschland? 76 Prozent haben Glauben an Meinungsfreiheit verloren

Demokratie lebt von Diskurs, doch der ist im besten Deutschland (wieder einmal) mehr und mehr unerwünscht. Dem aktuellen INSA-Meinungstrend zufolge haben 76 Prozent der Befragten den Glauben an die Meinungsfreiheit verloren: Sie gehen davon aus, dass Personen ihre politische Meinung aus Angst vor Konsequenzen nicht sagen. Ein Drittel gab an, aus Sorge auch selbst schon geschwiegen zu haben.

Seit der morgendlichen Hausdurchsuchung bei Compact-Chef Jürgen Elsässer, der sich – in einen Bademantel gehüllt – unverhofft einem Polizei-Großaufgebot gegenübersah, ist vielen klar: Wer im besten Deutschland unliebsame Meinungen äußert, hält für derartige Beamtenbesuche in frühen Stunden lieber auch selbst Bade- oder Morgenmantel bereit. Die “Schwachkopf”-Affäre hat diesen Eindruck verfestigt. Seither reißen die absurden Übergriffe auf kritische Bürger und Journalisten wegen “Majestätsbeleidigung” und angeblicher Volksverhetzung nicht ab: Während die Bürger sich vor lebensgefährlichen Messerattacken fürchten, ist die von der Politik am meisten gefürchtete Waffe wohl die Computertastatur.

Die Ansicht, dass man politische Themen vielleicht lieber umschiffen oder seine Meinung im Zweifelsfall verschweigen sollte, scheint auch bei den Befragten des INSA-Meinungstrends vom 29. April vorzuherrschen: Auf die Frage “Glauben Sie, dass manche Personen ihre politische Meinung nicht sagen, weil sie Angst vor Konsequenzen haben?” antworteten 76 Prozent der 2006 Befragten mit “ja”. Nur 10 Prozent verneinten.

Screenshot: INSA / YouTube

Mehr noch: Ein Drittel der Befragten gab an, selbst schon einmal seine Meinung verschwiegen zu haben, weil er negative Konsequenzen fürchtete. Nun werden natürlich nicht 660 Befragte schrecklich böse Extremisten sein, nein, sie haben wahrscheinlich einfach nicht das Nervenkostüm für die heute üblichen Hexenjagden, die losgetreten werden, sobald jemand andere, unbequeme Ansichten vertritt.

Screenshot: INSA / YouTube

Den Umfrageergebnissen zufolge sind es eher jüngere Menschen (40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, 45 Prozent der 30- bis 39-Jährigen und 41 Prozent der 40- bis 49-Jährigen), die die eigene Meinung bereits heruntergeschluckt haben. Ältere Semester leben wohl entweder in gleich gesinnten Filterblasen (hier werden schließlich noch die Öffentlich-Rechtlichen konsumiert) oder sind durch potenzielle Konsequenzen schlichtweg nicht mehr zu beeindrucken: So gaben nur 18 Prozent der ab 70-Jährigen an, schon einmal lieber geschwiegen zu haben.

Es sind vor allem AfD-Anhänger (46 Prozent), die aus Sorge vor Konsequenzen ihre Ansichten nicht vertreten, doch auch viele FDP-Unterstützer (38 Prozent) scheinen ihre Meinungen für zu brisant zu halten. Sehr sicher fühlt man sich dagegen bei SPD und Grünen: Nur je 25 Prozent von deren Anhängern haben sich die Äußerung ihrer Ansichten schon einmal verkniffen. Wenig verwunderlich, denn die SPD hat den stärksten Einfluss auf deutsche Medien. Journalisten derweil liebäugeln sehr mit den Grünen. Anhänger dieser Parteien rangieren also bequem in eben jenem Meinungskorridor, der vom Mainstream künstlich geschaffen wird.

Alle Ergebnisse entnehmen Sie dem folgenden Video:

Für die ach so wacker beschützte deutsche Demokratie sind diese Ergebnisse ein Armutszeugnis, wie auch in den Kommentaren bemängelt wird. Neben Politik und Medien sind allerdings auch die Bürger dafür verantwortlich, erwachsen miteinander (und mit konträren Ansichten) umzugehen und die eigenen Standpunkte zu vertreten. Solange Menschen sich auf Zuruf gegeneinander aufstacheln lassen, haben totalitäre Kräfte in der Politik allzu leichtes Spiel.

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