Horst D. Deckert

Baeren & Böcke: Annalena und das N-Wort

G-Wort, G-Wort, S-Wort: Grüß Gott schön. Die Kanzlerkandidatin der Grünen erntete dieser Tage wieder einen SS-Wort: Shitstorm. Sie hatte das N-Wort verwendet. Obwohl sie sich dafür auf der Stelle im Staub der Politischen Korrektheit wälzte. Die „taz“ regt sich auf. Nicht über das N-Wort, sondern über den Shitstorm. Der sei von „Konservativen und Rechten“ losgetreten worden. Die M-Wort: Medienkritik.

von Max Erdinger

Auf einen neuen Skandal um die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, muss man dieser Tage nicht lange warten. Aktuell geht es um die Reproduktion rassistischer Sprache in einem Interview. Während Baer­bock Konsequenzen aus ihrem Fehler zieht, nutzen Konservative und Rechte den Vorfall, um lang gepflegte Feindbilder zu verstärken.„, heißt es in der „taz“. Schon sind „wir“ beim „Feindbild taz“. Es gibt nicht „Konservative & Rechte“, sondern es gibt Konservative, die zugleich „Rechte“ sind – und es gibt Braunlinke, die Linke sind, weshalb sie die rotlinke „taz“ gerne „Rechte“ nennt, damit dem historisch ungebildeten „taz“-Leser die Blutsverwandtschaft der Rotlinken mit den Braunlinken nicht auffällt. Das ist ein ahistorisches Täuschungsmanöver, das alle Rotlinken die ganze Zeit durchführen. Aus demselben Grund nennen sie die roten Faschisten der Gegenwart auch „Antifa“. Antifanten sind in Wahrheit aber rotlinke Faschisten, die etwas gegen braunlinke Faschisten haben. Daß sich Rechte ständig für dieses Täuschungsmanöver benutzen lassen müssen, ist der eigentliche Skandal abseits des linksinternen Skandälchens um die grünlinke Annalena und ihren Gebrauch des N-Wortes. Rechte pflegen auch kein Feindbild, sondern sie benennen zutreffend ihre Feinde. Das sind die Linken insgesamt in ihrer ganzen bunten Farbenpracht von rot über braun bis grün. Rechte können ihre Feinde identifizieren, ohne daß sie sich vorher erst ein Bild von ihnen anschauen müssten, um zu wissen, um wen es überhaupt geht.

Was ein vernünftiger Rechter ist, regt der sich auch nie über andere Leute auf, die das „N-Wort“ verwenden, weil er selbst nämlich überhaupt nicht daran denkt, sich einen bestimmten Sprachgebrauch vorschreiben zu lassen, ganz egal, von wem. Ein vernünftiger Rechter nennt Dinge und Personen bei ihren Namen. Wenn er beispielsweise Klassik- und Jazzfan ist, sagt er, daß viele seiner Lieblingsmusiker Neger seien. Der vernünftige Rechte hat kein Problem mit Negern, sondern höchstens eines mit ganz bestimmten Negern, so, wie er auch mit ganz bestimmten Weißen eines hat. Oder mit ganz bestimmten Chinesen. Meistens handelt es sich um rote Schwarze, rote Weiße und rote Gelbe.

Der Shitstorm

Der Shitstorm, den Annalena Baerbock wegen ihrer verbalen „Reproduktion“ des „N-Wortes“ einfährt, ist einer, über den sich der Rechte kringelig lacht, dokumentiert doch dieser Shitstorm, was er schon lange weiß, die farbenprächtige Linke jedoch seit eh und je nicht wahrhaben will: Daß nämlich die ganze bunte Linkenbande einfach ein Rad abhat. Die hielte sich selbst schon dann für besoffen, wenn sie beim Konsum einer Flasche Mineralwasser lediglich das W-Wort (Wasser) durch ein anderes W-Wort (Wein) ersetzt hätte. Der Rechte weiß auch, was der fundamentale Unterschied ist zwischen ihm und den Linken aller Farbigkeit: Sein Bewußtsein bildet sich anhand der Realität, die Buntlinken hingegen versuchen es seit eh und je andersherum. Sie wollen sich die Realität nach ihrem Bewußtsein bilden. Und so sehr sie sich auch bemühen, so vergeblich bleibt ihre Mühe auch. Realität ist: Es gibt Neger und das läßt sich daran erkennen, daß sie von Natur aus schwarz sind. Der rechte Jazzliebhaber bewundert bestimmte Neger ganz ungemein. Herbie Hancock, Miles Davis, George Duke, Marcus Miller, Stanley Clarke, Billy Cobham und hundert andere Musikneger bewundert er.

Was ihn fürchterlich nervt, ist die Zumutung, daß ihm verpeilte Linke dauernd weismachen wollen, er bilde sich sein Bewußtsein falsch – und daß er das unbedingt zu ändern habe. Ihm kommt das vor, als hätte ein Analphabet versucht, Goethe vorzuschreiben, wie er Literatur zu „machen“ habe. Linke gehen ihm wegen ihrer selbststilisierenden „Macherei“ und „Kämpferei“ sowieso schon permanent auf den Sack. Der Rechte weiß, warum sich Linke mit großem Sendungsbewußtsein zum Beispiel als „Liedermacher“ präsentieren. Da sie weder gut schreiben noch gut singen und musizieren können, vergewaltigen sie einfach eine unschuldige Gitarre und krächzen irgendwelche agitatorischen Botschaften dazu, um als nächstes darauf zu bestehen, daß sie als „Künstler“ durchzugehen hätten. Das infantile Kalkül: Dilettantismus + Dilettantismus = Kunstfertigkeit. Und das linke Publikum, das zu diesen Agitations-Events pilgert, redet sich ein, seine Teilnahme an einem solchen Bewußtseinstreffen sei ein Konzertbesuch. Man muß schon Linker sein, wenn man einen Dilettanten braucht, der einem bestätigt, daß man Recht hat.

Deswegen amüsiert sich der Rechte königlich darüber, wenn eine Annalena Baerbock über das „N-Wort“ stolpert. Das kommt ihm vor wie die Geschichte von dem Fallensteller, der sich aus Versehen in einer von ihm selbst gelegten Würgefalle erdrosselte. Der Rechte denkt aber sozial, und steuert, wenn ihm gerade danach ist, sein Scherflein zum Shitstorm bei, auf daß sich die Lustigkeit möglichst lange erhalte. Dazu verwendet er sämtliche Abiszett-Wörter, die er kennt. Er achtet allerdings darauf, keine von Linken kreierten „Bewußtseinswörter“ zu verwenden, da er auf die linke Schaumsprache genauso herabschaut wie auf den linken „Liedermacher“. Außerdem ist ihm egal, welchen Hintergrund der jeweilige Neger im Vordergrund hat. Ihm reicht, daß er einen Neger sieht. Alles weitere ergibt sich dann – zum Beispiel eine jazzige Jamsession in allergrößter Rassenharmonie.

Ausschütten vor Lachen könnte sich der Konservative, wenn er an den Neger denkt, der vor einiger Zeit durch die Gazetten geisterte. Das war ein wunderbarer Neger, Eigentümer und zugleich Chefkoch in einem „Gasthof zum Mohren“. Dieser bodenständige Neger war völlig zufrieden mit seinem Leben in Deutschland und identifizierte das „Rassismusproblem“ für sich persönlich als inexistent. Er brauche den ganzen linken „Antirassismus“ nicht, meinte er. Weshalb sich der Rechte fragt, wer ihn denn dann braucht, um schnell zu merken, daß ihn höchstwahrscheinlich die Linke selbst dringender braucht, als sonst jemand, auf daß sich anhand des linken Bewußtseins die Realität herausbilde. Das würde auch erklären, warum Linke dem Chefkoch vom „Gasthof zum Mohren“ in aller eingebildeten Fürsorglichkeit weismachen wollten, daß er das alles ein wenig zu blauäugig sehe. Blauäugig, hallo? Hoffentlich hat ihn ein Linker nicht noch einen „dummen N-Wort“ genannt. Was sagten eigentlich Roberto Blanco, Roy Black und Barry White dazu?

Die „taz“ zum Thema

Wie ist nun die grünlinke Annalena Baerbock in die von Linken selbstgebaute Falle gestolpert? Es war laut „taz“ so: „Vergangenen Dienstag war Baerbock in der Tachles-Arena des Zentralrats der Juden zum Interview zu Gast. In dem Gespräch über Antisemitismus und Rassismus erzählt sie eine Geschichte aus dem Schulunterricht des Sohnes einer Bekannten. Der Sohn hatte sich geweigert, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben, auf dem das N-Wort stand. Daraufhin wurde ihm vorgeworfen, den Schulfrieden zu stören. Baerbock erzählt die Geschichte, um diskriminierende Bildungsinhalte an Schulen zu kritisieren, spricht aber in ihrer Nacherzählung die rassistische Bezeichnung aus.“ – Waaahhh! Waaahhh! Sie wird doch nicht wirklich „Neger“ gesagt haben? In der Tachles-Arena geht es ja zu wie im „Leben des Brian“, jenem legendären Film der „Monty Pythons“, in welchem die Lebensgeschichte von Jesus Christus verhohnepiepelt wurde. Worüber sich bestimmte Christen anno 1979 übrigens so echauffierten wie Moslems über die Mohammed-Karikaturen des kürzlich verstorbenen Kurt Westergaard dreißig Jahre später: „Er hat Jehova gesagt! Er hat Jehova gesagt!“ – Wahnsinn.

Aber abgesehen davon: Die „taz“ hätte ruhig schreiben können, daß sich der Sohn jener Bekannten von Annalena Baerbock „angeblich“ geweigert hätte, weil: Die Story, die Baerbock in der Tachles-Arena zum Besten gegeben hatte, riecht schwer nach Relotius. Und wenn man es sich genau überlegt, dann riecht eigentlich die ganze Annalena Baerbock die ganze Zeit schwer nach Relotius, egal, ob sie gerade in der Tachles-Arena ein „lehrreiches Geschichtchen“ zum Besten gibt. Lustig sind auch diese Twitter-Anekdoten, die gelegentlich auftauchen, und in denen es variantenreich immer um dasselbe geht: Ein kleines Kind, meistens sechs oder sieben Jahre alt, erhebt sich wahlweise in der Straßenbahn, im Linienbus oder im ICE von seinem Sitz, um einem anderen Fahrgast, dessen Unterhaltung es aufmerksam belauscht hatte, mitzuteilen, daß er ein Rechter sei, ein „Schwein“ also, mit dem es nichts zu tun haben wolle. Erzählt werden diese Anekdoten immer von „stolzen Vätern“ oder „stolzen Müttern“, denen schier der Schädel platzt vor Freude über ihr kluges Kind. Da fällt mir gerade ein: Wurden eigentlich in der letzten Zeit noch prall gefüllte Geldbeutel von Syrern gefunden und beim Fundbüro abgegeben? – Nicht? Wie´s wohl kommt?

Daß auf einem Arbeitsblatt in einer heutigen Grundschule noch das Wort „Neger“ zu finden gewesen sein soll, ist so unwahrscheinlich, daß man sehr wahrscheinlich Recht hätte mit der Behauptung, die ganze Geschichte sei komplett frei erfunden worden. Dazu dann noch die Person, die sie zum Besten gegeben hatte, Annalena Baerbock nämlich, und der Verdacht verdichtet sich schon fast zur Gewißheit. Annalena Baerbock ist das Paradebeispiel für eine Grünlinke, die beabsichtigt, über ihr Bewußtsein Realität herzustellen. Und kaum jemand – wenn man von Claas Relotius einmal absieht – hat sich bei diesem Versuch derartig ins eigene Knie geschossen wie eben Annalena Baerbock. Wofür sie nichts kann, weil ihr zur Kompetenzsimulation vermutlich das Rumpelstilzchen geraten hatte. „Laß´ dir ein Buch schreiben, Annalena, damit du klüger wirkst, als die Leute, die dich wählen sollen!“ – Ob es wohl rassistisch wäre, zu behaupten, das Rumpelstilzchen sei ein „N-Wort“ gewesen? – Was soll man angesichts einer solchen linksinternen Farce eigentlich noch sagen? – Das hier vielleicht: „Wotania, bring´ Popcorn, wenn du mit dem Abwasch fertig bist!“ -?

Wenn es nicht eine so tragische Ausprägung annehmen würde, müsste man das Leben in Deutschland als ein Leben in der Realsatire bezeichnen.

Immerhin findet diese „N-Wort“-Hysterie statt in einem Land, das gerade eine verheerende Hochwasserkatastrophe erlebt hat mit 170 Toten, die gar nicht hätten sterben müssen, wenn sie rechtzeitg gewarnt worden wären. Das ist ein Land, in dessen Hauptstadt es nicht mehr genügend Lehrer gibt, um Schüler zu unterrichten, ein Land, in dem den Bürgern die Grundrechte geraubt wurden, ein Land, das zur fiskalischen Kleptokratie verkommen ist, mit Volksvertretern, die alles mögliche vertreten außer eben das Volk und-und-und. Das ist das Land, in dem sich Linke medienwirksam das Maul darüber zerreißen, daß eine der ihren das Wort „Neger“ „reproduziert“ hat – um dann von einem Shitstorm daherzufaseln, den ausgerechnet „Rechte“ gestartet hätten, um eine „gute Linke“ bloßzustellen. Es ist alles überhaupt nicht mehr zu fassen.

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