Horst D. Deckert

Bäume sind keine Klima-Lösung – Bill Gates will Holz lieber vergraben

In einem Interview sagte Bill Gates kürzlich, man könne mit Aufforstung den Klimawandel nicht lösen. Das zu glauben, sei kompletter Blödsinn, er verlasse sich nicht auf ungeprüfte Ansätze. „Ich pflanze keine Bäume“, sagte der Microsoft-Gründer und Impfstoff-Enthusiast. Er vergräbt sie lieber. 

Er investierte Millionen US-Dollar in das kalifornische Unternehmen „Kodama“, das Baumreste „vergräbt“ oder auf andere Weise lagert, um die Zersetzung zu verlangsamen und so CO2 im Holz zu binden. (Gates’ Aussagen sind nachzuhören hier im diesem Interview ab Minute 18:30)

Holzgruben in Wäldern 

1 Milliarde Tonnen Biomasse sollen auf diesem Weg in den kommenden Jahren aus US-Wäldern entfernt werden. Die Investoren lassen tiefe Gruben anlegen und versenken dort das Holz. Von der US-Forstverwaltung gibt es schon grünes Licht. Der Staat liefert also das Holz und die Multis vergraben es. Eine Nutzung des Holzes in Möbel – oder Baugewerbe ist nicht vorgesehen. Auch damit würde das CO2 dauerhaft gebunden. Was passiert? Der Preis für Holz wird künstlich in die Höhe getrieben. Bill Gates, als größter privater Landbesitzer der USA, weiß das. Seine Ländereien würden an Wert gewinnen. 

Zornige Investoren

Umgekehrt würde eine Auflage, Bäume gegen den Klimawandel zu pflanzen, sein Agrarland schmälern. Warum er keine Bäume pflanze, fragte der sichtbar fassungslose Moderator David Gelles im Rahmen eines Interviews anlässlich einer Veranstaltung der New York Times „Climate Forward“. Gates verlegen lachend: „Was jetzt – sind wir die Wissenschaftler oder sind wir die Idioten“. Er vertraue auf verlässliche Methoden. Mit seiner Ablehnung von Bäumen zog sich Gates den Zorn von Investoren zu, die bereits viele Millionen in Baumprojekte investiert haben. So etwa der CEO des kalifornischen Software-Entwicklers „Salesforce“, Marc Benioff. Er hat 300 Millionen US-Dollar in das „Eine Billion Bäume“-Projekt investiert, das unter dem Dach des Weltwirtschaftsforums von Klaus Schwab läuft. Benioff kritisierte Gates Aussagen als „Tirade“. 

Ersatzdünger und Kunstfleisch

Gates stellte auch klar, er betreibe auf seinem Agrarland keine organische Landwirtschaft (nachzuhören hier im Interview mit der New York Times ab Minute 26:58). Er setze Ersatz-Dünger ein, das habe sich bewährt. Andernfalls würde pro Hektar weniger Nahrung produziert, was wieder den Druck auf die Abholzung erhöhe. Wie bekannt, spricht sich Gates auch für den Konsum von aus Zellkulturen im Labor erzeugten Fleisch aus. Das US-Landwirtschaftsministerium hat kürzlich die Produktion und den Verkauf von künstlichem Hühnerfleisch genehmigt. Zwei Firmen bekamen die Genehmigung. Eat Just, Besitzer der Marke „Good Meat“ und Upside Foods. In beiden Firmen ist auch Bill Gates als Investor vertreten.

Atomenergie muss her

Im Interview legte sich Gates auch mit UNO-Chef Antonio Guterres an. Der sagte kurz davor, der Planet wäre bald unbewohnbar. Gates widersprach dem. Dem Planeten werde es gut gehen, er sei widerstandsfähig. Nur die Menschen bekämen ein Problem. Er glaube auch nicht, dass Länder unbewohnbar werden. Ebenso bezweifelte er, dass die Null-Emissionsziele der reichen Industrieländer die globale Erwärmung in den Griff bekommen können. Sonnen- und Windenergie allein können zudem nicht den Energiebedarf auf Dauer abdecken. Man müsse Nuklearenergie einbeziehen. Eines seiner zahlreichen Unternehmen hat die Technologie dafür schon parat. Eine neue Generation mobiler Salzwasser-, bzw. Laufwellenreaktoren. Ein Prototyp wird gerade in Wyoming gebaut. (AUF1.INFO berichtete)

Ablasshandel

Ebenfalls in Wyoming soll bis 2030 das „Projekt Bison“ umgesetzt sein. Es ist ein fünf Megatonnen-Projekt zur direkten CO2-Abscheidung. Das CO2 wird dauerhaft in tiefen Salzwasserreservoirs gespeichert. Vor allem geht es dabei aber um Business: Für die CO2-Entfernung aus der Atmosphäre werden Reduktionsgutschriften generiert. Diese werden an Organisationen mit Netto-Null-Zielen verkauft, die damit versuchen „unvermeidbare Emissionen auszugleichen“. CO2 wird in einem vom Weltwirtschaftsforum promoteten Imagefilm von „Projekt Bison“ ganz offen als „Finanzprodukt“ bezeichnet. CO2 wird nicht nur in der Erde versenkt, sondern auch als Produkt „geliefert“. Eigentümer ist das Unternehmen „CarbonCapture“ in Kalifornien. Microsoft ist dort Kunde, und kauft Gutschriften. Bill Gates ist aktuell Technologieberater von Microsoft.

CO2 für Coca-Cola 

Ein weiteres CO2-Abscheidungsprojekt betreibt seit 2021 die Firma „Climeworks“ in Island. Dies unter einem 10-Jahresvertrag mit Microsoft. Bill Gates ist nach eigenen Angaben größter Kunde des Unternehmens. Er kauft dort jährlich CO2-Gutschriften in Millionenhöhe, um damit seine persönlichen Emissionen auszugleichen. Davor war Climeworks in der Schweiz tätig. Das dort aus der Luft gewonnene CO2 wurde an eine Abfüllfirma für Valser-Mineralwasser verkauft. Eigentümer von Valser ist Coca-Cola. 

Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei „Austria Presse Agentur“, Bundespressedienst, „BBC“, „Asahi Shimbun“. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim „Wochenblick“. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.

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