Horst D. Deckert

Bekämpft die „Pandemie“, nicht die Ungeimpften!

Schlange vor Impfzentrum (Foto:Imago)

Eines muss man im Lichte der derzeitigen bedrohlichen Entwicklung festhalten (und mit „bedrohlich“ sind nicht die Infektionskurven und Hospitalisierungstendenzen gemeint, sondern die immer hemmungslose Hetze gegen Nichtgeimpfte zur Verschleierung eines politischen Versagens): Wenn die Politik sich nicht endlich dazu durchringt, Maßnahmen zur Eindämmung der sogenannten Pandemie und zur Linderung von deren Folgen zu beschliessen, wird sich die Lage weiter verschärfen. Die Bekämpfung der Ungeimpften wird nicht helfen. Auch wenn alle geimpft sind, wird sich die Pandemie weiter ausbreiten.

Was tun wir wenn die Booster-, und in ein paar Monaten die Bazookaimpfung nicht helfen Die Ungeimpften zuhause abholen, sie samt ihren Frauen und Kindern mit vorgehaltener von der Polizei oder Bundeswehr zum Impfbus schleppen lassen? Ob es sich die Impffanatiker vorstellen können oder nicht, ob es Katastrophenpolitiker hören wollen oder nicht: Die Ungeimpften wollen ebenfalls das Ende dieser sogenannten Pandemie – und auch sie sind nicht scharf darauf, sich zu infizieren. Und erstrecht sind sie keine Bedrohung für die Geimpften.

Wer die Ursachen des Desasters nicht bekämpft und nicht einmal die Auswirkungen der eigenen Fehlentscheidungen begreift, der kann und wird bei der Eindämmung der Infektionsdynamik keinen Erfolg haben. Sofern diese Eindämmung politisch überhaupt erwünscht ist – und die störrische Unbeirrbarkeit der Entscheider lässt längst daran zweifeln – muss doch jedem klar sein: Eine Impfung ohne auch nur den geringsten Fremdschutz, bei der die Vollgeimpften das Virus mit derselben oder sogar einer höheren Viruslast als Ungeimpfte an Dritte weitergeben können, kann logischerweise keinen Beitrag zur Verringerung des Übertragungsgeschehens leisten.

Die Pandemie der Geimpften

Die Tests waren – und wären weiterhin – ein wirksames Mittel gegen die Übertragung und Ausbreitung des Virus (immer unter der Prämisse, dass man diesen Kampf überhaupt weiterführt und sich nicht durchringt zu einer generellen Beendigung aller Maßnahmen, sprich: endlich „mit dem Virus leben” lernt). Doch der unbedingte Wille der Politik, den Druck auf Ungeimpfte zu erhöhen, hat dazu geführt, dass viele Entscheidungen gegen die Testungen getroffen wurden. Denn es sind nur die Ungeimpften, die bei Geltung von3G und 2G getestet werden müssen – und das bislang sogar kostenpflichtig. Das mag zwar die Impfentscheidungen bei einigen beeinflusst haben; doch damit kam die „4. Welle” erst richtig ins Rollen.

Einzige Abhilfe könnte daher eine Testpflicht für ausnahmslos alle sein (wie gesagt: sofern dies eine Gesellschaft, die unzählige sonstige weit gefährlichere Lebensrisiken in Kauf nimmt und verdrängt, bei einer Infektion mit einer Selbstheilungsquote von über 98 Prozent tatsächlich für so unerlässlich oder überlebenswichtig hält). Nur die Testung stellt nämlich mit hinreichender Zuverlässigkeit sicher – jedenfalls für den Moment oder für das betreffende Datum -, dass jemand nicht infektiös ist. Wie wenig diese überhaupt durchdacht wurde, zeigt sich an dem blamablen Umstand, dass – wie schon bei der Verfügbarkeit von Booster-Impfstoffen – überhaupt nicht genügend Tests verfügbar sind und offenbar keine logistische Vorsorge geschaffen wurde. Welche Folge dies im Zuge der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz für einen Großteil der Beschäftigten haben wird, ist noch gar nicht absehbar.

Statt rechtzeitig organisatorische Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass aufgrund der wirkungslosen Impfung auch Geimpfte der Testpflicht unterliegen, setzen die Regierenden ohnehin auf das exakte Gegenteil: Mit 2G sorgen sie für permanente „Corona-Partys” überall im Land, wo sich (weiterhin ansteckende) Geimpfte in trügerischer Sicherheit nahekommen und so zu veritablen Superspreadern werden. HIER, und nur hier, liegen die Ausgangspunkte der Cluster, und nur hier finden wir die wahren Treiber der Pandemie. Die Ungeimpften, die ja schon seit Monaten nirgendwo mehr ohne Test hineinkommen, sind es ganz sicher nicht. Ursache der gegenwärtigen Welle sind nicht sie, sondern die Geimpften. Es ist praktisch AUSSCHLIESSLICH eine Pandemie der Geimpften. Im Vertrauen auf die Impfung hatte die Regierung die Kontaktbeschränkungen aus dem Vorjahr weitestgehend zurückgenommen – und den Eindruck vermittelt, als Geimpfter könne man sich sicher fühlen. „Zwei Piekse zur Freiheit”. Nichts davon stimmte. Alexander Kekulé weist seit Wochen vergeblich darauf hin.

Ein Weg in die Herdenimmunität

Es mag zutreffen oder nicht, dass es weniger schwere Verläufe durch die Impfung gibt. Doch wenn sich durch die allzu leichtfertigen Lockerungen zehnmal mehr Geimpfte infizieren, haben wir am Ende trotzdem genauso viele Menschen in den Krankenhäusern. Unaufgeregt und gelassen könnte man nun sagen: Macht ruhig weiter so! Denn auf diese Weise wird die Gesamtbevölkerung früher oder später durchseucht (wenn sie es nicht schon größtenteils ist), und sie erreicht so auf natürliche Weise endlich die Herdenimmunität, die andere Länder mit verschwindend niedrigen Impfquoten – man denke an Indien oder Kenia – offenbar schon längst erreicht haben, besieht man dort die ausbleibenden „schweren Fälle“ und die einstelligen (!) Inzidenzwerte. Wenn bei uns hingegen täglich 50.000, 60.000, 70.000, ja bald 100.000 Neuinfektionen täglich verzeichnet werden, und diese tatsächlich – wie Karl Lauterbach und Christian Drosten spekulierten – mit einer mindestens dreifachen Dunkelziffer einhergehen, dann wäre das Land rechnerisch ohnehin in wenigen Monaten mehrheitlich „genesen” – und spätestens dann brauchte man sowieso keine Impfung mehr.

Natürlich wird man dies nicht zugeben – aus demselben Grund übrigens, warum die Politik bis heute keine flächendeckenden Tests zur Bestimmung des Antikörper-Tithers der Gesamtbevölkerung durchgeführt hat. Denn eine bleibende Herdenimmunität würde die Impfung obsolet machen – und die Impfung ist das begründende und einzig sinnstiftende Prinzip dieser Gesundheitskrise. Sie unters Volk zu bringen ist ALLES, worum es hier geht. Sie ist mittlerweile – wenn sie es nicht von Beginn an war – der eigentliche Ausgangspunkt der gesamten Notstandspolitik. Vergesst die Volksgesundheit, vergesst den den Schutz von Risikogruppen (letztere sind sowieso überwiegend dreifach geimpft und somit vorbildlich geupdatet).

Alles, womit sich die Politik beschäftigt, ist die Hysterisierung der jungen und Aktivbevölkerung, die de facto unterhalb jeder statistischen Relevanzgrenze bei Hospitalisierungen und Todesfällen zu Buche schlägt, aber um die sich alles dreht. Wer sich den perversen Gruppenzwang an Schulen ansieht oder die kilometerlangen Schlangen vor Impfbussen dieser Tage, begreift es: Hier werden keine Vulnerablen effektiv geschützt, sondern ganz überwiegend Menschen verrückt gemacht, für die Covid ein geringeres Risiko darstellt als der tägliche Weg zur Arbeit oder die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden. Aus demselben Grund wurde die Entwicklung wirksamer Medikamente, die den relativ wenigen helfen, an denen Corona nicht spurlos vorübergeht, seit fast zwei Jahren politisch ausgebremst. Es musste stets die Impfung sein.

2G sorgt für volle Kliniken

Wenn die Impfbefürworter eine zwar angespannte, verglichen mit Vor-Corona-Zeiten jedoch nicht wirklich ungewöhnliche Belastungssituation auf den Intensivstationen anprangern, dann müssten sie – ihrer eigenen Logik und ihren Prioritäten folgend – ja alles getan haben oder spätestens jetzt tun, die Behandlungskapazitäten zu steigern. Wir wissen jedoch, dass das Gegenteil der Fall ist. Und durch 2G wird alles unternommen, damit der zwar insgesamt geringe, aber in absoluten Zahlen durchaus beträchtliche Anteil Infizierter in den Kliniken weiter steigen wird. Dies ist wenig verwunderlich: Hätte man in früheren Grippewellen den Menschen nach Vorzeigen eines digitalen Impfnachweises ermutigt, ab jetzt braucht ihr auf Viren keine Rücksicht mehr zu nehmen: Dann wären auch damals die Zahlen weitaus mehr explodiert, als sie es ohnehin schon taten (damals unter gänzlichem Desinteresse von Politik, Medien und Öffentlichkeit, versteht sich).

Von Beginn an hieß es von Drosten & Co. sowie seitens des RKI stets: „Flatten the Curve”, die Kurve flachhalten, damit wir mit der Intensivbettenkapazität nicht überlastet werden. Natürlich ging unausgesprochen jeder davon aus, dass die Kliniken mit tatkräftiger und finanzieller Unterstützung der Politik sowohl die verfügbaren Betten im High-Care-ITS-Bereich wie auch die Notfallreserve erhöhen würden. Das ist es, was wohl jeder rational handelnde Staat in einer Krise tun würde und was einem der gesunde Menschenverstand nahelegt. Wenn ich im Winter friere, dann, drehe ich die Heizkörper auf oder besorge mit Brennmaterial. Ich montiere keine Heizkörper ab und brenne erstrecht nicht den Wald ab. Bei Corona galt das nicht: Es gibt in Deutschland heute erheblich weniger Krankenhausbetten und weniger Pflegepersonal als zu Beginn dieser sogenannten Pandemie. Schuld daran ist die Politik.

Wir sind gewiss nicht China, das es damals innerhalb von ein paar Wochen problemlos schaffte, alleine in Wuhan zwei gigantische Krankenhäuser aus dem Boden zu stampfen und betriebsbereit zu machen. Aber dass in Deutschland stattdessen sogar Krankenhäuser inmitten der Krise geschlossen wurden, dass nichts getan wurde, um dem schon vor Corona erheblichen Pflegenotstand zu lindern, sondern sowohl Kapazitäten als auch Manpower reduziert wurden, das ist ein Skandal. Ein solcher Skandal, dass es schwerfällt, hier nicht an Absicht zu glauben. Denn wären wir dem Beispiel Chinas und anderer Länder gefolgt wären und hätten mehr Intensivbetten geschaffen (und seien es nur provisorische), dann wäre es jetzt auch kein Problem, diese mit Coronapatienten der saisonalen Wellen zu belegen. Dies allerdings hätte ja eine Entspannung und Entwarnung zu Folge gehabt – die nachteilig für den Impfstoffabsatz wäre.

Grenzwert bei 80 Prozent

Die Impfquote, die wir jetzt erreicht haben, übertrifft längst alles, was sich die Politik zum Beginn der Kampagne selbst zum Ziel gesetzt hat. Die annähernde Vierfünftelmehrheit Vollgeimpfter ist fast erreicht oder schon überschritten. Was sich seither verändert hat, ist die Effizienz der Impfstoffe – denn diese scheint faktisch nicht vorhanden zu sein. Also bekämpft man nun wie irre die verbleibenden  Überall in der modernen Welt gilt der 80-Prozent-Grundsatz: Er besagt, dass ein Grenzwert von maximal 80 Prozent der Menschen von was auch immer einfach zu überzeugen sind, während für die letzten 20 Prozent ein  immensen und völlig unrentablen Aufwand betreiben. Ist der prozentuale Anteil am Gesamtaufwand für jede Gruppe umgekehrt proportional zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung, spricht man von einer Pareto-Verteilung. Salopp ausgedrückt: Man kämpft gegen Windmühlen.

Wenn wir die Kinder wegrechnen, so hat der Coronastaat mit seinen Impfungen das 80-Prozent-Ziel schon längst erreicht. Die Politik müht sich nun also in einer müßigen Sisyphusarbeit ab, irgendwie auch noch die verbleibenden paar Prozent zu „erwischen“. Dass dies nicht funktioniert und selbst durch eine Impfpflicht (will man keine diktatorische Gewalt einsetzen) nie funktionieren wird, will sie nicht wahrhaben. Sie treibt damit nur den Preis der nachhaltigen Zerstörung der Gesellschaft in immer größere Höhen. Statt diesen fehlgeleitete Aufwand  in sinnvolle Massnahmen zu lenken, setzt sie auf soziale Spaltung. Wie sollen entzweite Familien, Freunde, Kollegen und Nachbarn je wieder zusammenfinden, zusammen arbeiten, zusammen produktiv dieses Land aufbauen? Sie werden wie Kampfhunde scharfgemacht, aufeinander gehetzt, zu Feinden gemacht. Die Gräben, die dieser Tage gerissen werden, bleiben.

Da die Ungeimpften querbeet durch die Bevölkerung verteilt sind, durch alle sozialen Milieus, durch alle Bildungsschichten und Berufsgruppen – sogar bei Politikern und Virologen, innerhalb von Verwaltungen und Belegschaften, auch unter Ärzten und bei Pflegern, ebenso bei Unternehmern und Managern -, wirkt die Spaltung extrem (und gerade im Gesundheitspersonal wird eine Impfpflicht deshalb zur Vergraulung vieler Mitarbeiter aus einer ohnehin unterbesetzten Schlüsselbranche führen – was die Krise noch weiter verschärft). Wenn aus Partnern und Mitbürgern Gegner werden, ist das Gemeinwesen ernsthaft in Gefahr. So entsteht eine unüberschaubare und wirklich hochbrisante Situation, die, einmal entfesselt, Corona zur Lappalie werden lassen wird. Noch hat die Politik die Möglichkeit, den Spuk zu beenden.

 

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